Watersong - Wiegenlied: Band 2 (German Edition)
dabei, wie er sie anstarrte. Das schien er als Einladung aufzufassen, denn er setzte sich sogleich neben sie.
» Hallo«, sagte er in gedehntem Südstaatenakzent. » Was trinkst du denn Schönes?«
» Cherry Coke.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, stand auch schon der Barkeeper mit dem Getränk vor ihr.
» Ich habe ein paar extra Kirschen reingetan.« Er zwinkerte ihr zu und deutete auf die drei Maraschinokirschen in ihrem Glas.
» Danke«, sagte Gemma verlegen. Sie war froh, als ein Gast den Barkeeper vom anderen Ende der Bar rief, worauf er widerwillig zurück an seine Arbeit ging.
» Also…« Der Kerl neben ihr lehnte sich an den Tresen und rückte noch näher an sie heran. » Bist du von hier?«
» Nein.« Gemma schaute absichtlich starr nach vorne und rührte mit dem Strohhalm in ihrem Getränk. Sie hätte die Kirschen gerne gegessen, fürchtete aber, es könnte irgendwie verführerisch wirken. Sie wollte auf keinen Fall, dass der Mann neben ihr einen falschen Eindruck bekam.
» Ich auch nicht«, fuhr der Kerl fort. » Ist aber ’n nettes Örtchen.«
» Ja.«
» Richtig.« Er nahm einen großen Schluck von seinem Cocktail und grinste sie dann wieder an. » Ich heiße übrigens Jason.«
Sie lächelte dünn und bemühte sich, höflich zu sein. » Gemma.«
» Nett, dich kennenzulernen.« Er streckte die Hand aus, doch sie ignorierte die Geste.
Jason sah einigermaßen okay aus, war aber mindestens Anfang dreißig. Ganz zu schweigen davon, dass sie keinesfalls auf der Suche nach einem Verehrer war. Sie war ja vor den Sirenen und Sawyer davongelaufen, um genau das zu verhindern. Außerdem war Jason nicht Alex.
» Bist du alleine hier?«, fragte er.
» Ich will nur schnell was essen«, klärte Gemma ihn auf. » Ich brauche etwas Ruhe.«
» Oh.« Er kratzte sich am Kopf, und einen kurzen, herrlichen Moment lang dachte sie, er habe ihre Abfuhr kapiert. » Ein hübsches kleines Ding wie du sollte doch nicht alleine essen. Warum isst du nicht mit mir?«
» Findest du nicht, dass ich ein bisschen zu jung für dich bin?«, fragte Gemma ganz direkt. Immerhin war der Typ doppelt so alt wie sie.
» Ist es das, was dich stört?« Jason lachte herzlich, als hätte er ein Problem gelöst, von dem Gemma nicht einmal gewusst hatte, dass es existierte. Er neigte sich näher zu ihr und flüsterte ihr fast ins Ohr: » Je jünger, desto besser– das sage ich immer.«
» Oh Mann«, platzte Gemma heraus, » das ist ja ganz schön widerlich.«
» Ach, komm schon, Süße.« Er streifte mit der Hand ihren Arm, was vermutlich neckisch sein sollte, doch sie bekam sofort eine Gänsehaut und wich vor ihm zurück.
» Belästigt er Sie?«, fragte der Barkeeper und beugte sich mit einem finsteren Blick zu Jason über den Tresen.
» Wir amüsieren uns nur, mehr nicht«, lachte Jason und rückte ein Stück von Gemma weg, in dem vergeblichen Versuch, unschuldig zu tun.
» Belästigt er Sie?«, wiederholte der Barkeeper, und diesmal waren seine Augen auf Gemma gerichtet.
Gemma hatte bereits aus dem Augenwinkel bemerkt, dass der Barkeeper um sie herumscharwenzelte und die anderen Gäste gar nicht mehr beachtete. Nun glotzte auch vom anderen Ende der Bar ein junger Mann lüstern zu ihr herüber, sehr zum Ärger seiner weiblichen Begleitung. Und neben ihr saß Jason und versuchte verstohlen, unter dem Tresen die Hand auf ihren Schenkel zu legen.
Gemma hatte gehofft, in Ruhe etwas essen und darüber nachdenken zu können, was sie nun tun sollte. Aber das war offensichtlich nicht der richtige Ort dafür. Das Restaurant war zu voll und sie zog zu viel Aufmerksamkeit auf sich.
» Wissen Sie was? Ich sollte besser gehen«, meinte Gemma.
Jason zog ein schmollendes Gesicht, doch sie beachtete ihn nicht und zog ihr Bein von seiner Hand weg.
» Sie haben Ihre Cherry Coke gar nicht getrunken«, sagte der Barkeeper. » Wenn der Kerl Sie belästigt hat, kann ich ihn rauswerfen.«
» Ach, kommen Sie!«, protestierte Jason und warf empört die Arme in die Luft. » Ich habe niemanden belästigt! Wir unterhalten uns doch nur!«
» Sie machen hier immer die Frauen an«, beharrte der Barkeeper und musterte ihn böse. » Wir hätten Ihnen schon längst Hausverbot erteilen sollen.«
» Was bin ich Ihnen schuldig?«, unterbrach Gemma ihren Streit.
» Nichts«, wehrte der Barkeeper lächelnd ab.
» Ich übernehme das«, bot Jason hastig an.
» Nein, danke«, blaffte sie. » Wie viel?«
» Das geht aufs Haus«, erklärte der
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