WattenMord (German Edition)
einen stumpfen Gegenstand hervorgerufen wurden und nichts mit einem möglichen Unfall zu tun haben. Er ist also nicht aus Versehen in das Wasser gefallen.“
„Womit wir beim Thema wären“, mischte sich nun auch Matthias Dierks ein. „Die Obduktion. Sie wird noch heute Nachmittag stattfinden.“ Aufmerksam betrachtete er sein Team, dann blieb sein Blick auf Wiebke und Petersen haften. „Ich möchte, dass ihr dabei seid.“
„Klar, ich hab noch nichts gegessen“, maulte Petersen. „Können das nicht die Flensburger übernehmen? Uns fehlt die Zeit, und hier ist viel zu tun.“
Fritz Mahndorf schüttelte den Kopf. „Auch ich erachte es für sinnvoll, wenn Sie beide das übernehmen. Sie bearbeiten den Fall seit der ersten Minute und können möglicherweise wichtige Schlüsse ziehen.“
Petersen nickte. „Schon gut.“
Das hatte Wiebke befürchtet. In ihrer Laufbahn als Polizistin würde dies die erste Autopsie sein, der sie beiwohnen würde. Und sie war sich im Klaren darüber, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie das überstehen sollte. Trotzdem war sie froh, dass auch Petersen dabei sein würde. Er gehörte schon länger zu dem Laden und machte so etwas nicht zum ersten Mal mit.
„Weiter im Text“, sagte Dierks mit erhobener Stimme. „Wie wir wissen, handelt es sich bei dem Toten um den Immobilienkaufmann Holger Heiners, geboren am 3. März 1960 in Kiel. Wohn- und Firmensitz ist Flensburg. Heiners war verheiratet – die Kollegen aus Flensburg besuchen gerade die Witwe und werden sie vom Tod ihres Mannes unterrichten.“
Wenigstens der Kelch geht an mir vorbei, dachte Wiebke erleichtert.
„Heiners kam zu Lebzeiten immer wieder in die Schlagzeilen. Man dichtete ihm unseriöse Geschäfte an, angeblich soll er einflussreiche Politiker bestochen haben, um seine geplanten Bauprojekte zu genehmigen. Auch die Zusammenarbeit mit der Nord-Ostsee-Bank soll nicht immer so gelaufen sein, wie sich das die Öffentlichkeit wünschte.“ Dierks, der abgelesen hatte, blickte jeden im Raum an. „Aber ob er tatsächlich mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist, ließ sich in der Kürze der Zeit nicht nachweisen. Es gab natürlich immer wieder Meldungen in der Presse, auch kam es mehrfach zu einem Rechtsstreit, doch nachzuweisen war Holger Heiners nie etwas.“ Der Erste Hauptkommissar blickte Sven Gerkes an. „Ich möchte, dass Sie recherchieren, was es mit den Geschichten auf sich hat.“
„Sicher.“ Der junge Kommissaranwärter nickte eifrig und machte sich Notizen.
„Apropos unseriös“, warf Petersen nun ein. Als alle Augen auf ihn gerichtet waren, berichtete er den Kollegen von dem Zwischenfall in Oldenswort. „Zufällig gehört auch die alte Schule zu seinen Objekten. Wie es aussieht, lies er die Immobilie sehenden Auges verwahrlosen und drohte den Mietparteien mit einer Räumungsklage. Gleichzeitig warb er auf dem Hof des Gebäudes um Käufer für Bauland. Wie es aussieht, wollte er die alte Schule abreißen und an gleicher Stelle Land verkaufen. Das ist grenzwertig, wenn auch nicht illegal.“
„Wir sollten eine Durchsuchung von Heiners’ Büros in Betracht ziehen“, plante Mahndorf und erntete von Dierks ein zustimmendes Nicken. „Vielleicht hat es im Vorfeld Drohungen gegen Heiners gegeben. Möglicherweise von einem Mieter, der sich die rüden Methoden des Hausherrn nicht länger gefallen lassen wollte. Heiners gehörten zahlreiche Objekte zwischen den Meeren, da könnte ich mir gut vorstellen, dass es ab und zu Unmut gab.“
Dierks blickte in die Runde. „Sonst noch Vorschläge?“
Katja Graf nickte. „Auch für die Umweltschützer am Dockkoog war Heiners ein rotes Tuch – er wollte das Ferienressort am Badestrand auf Biegen und Brechen durchsetzen und hatte auch hier eine Menge Feinde. Hier sollten wir ansetzen: Gibt es eventuell auch militante Umweltschützer, die bereit wären, den Tod eines Menschen in Kauf zu nehmen?“
Wiebke überlegte, ob Torben Schäfer für eine solche Tat in Frage käme, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Der Biolehrer war enttäuscht und wütend, doch war er auch zu einem Mord fähig?
„Was die Bürgerinitiative ,Rettet den Dockkoog‘ angeht, so haben wir bereits mit dem Gründer gesprochen. Er macht mir nicht gerade den Eindruck, jemanden umzubringen, nur um die Natur zu schützen, dennoch sollten wir nichts ausschließen. Außerdem werden wir prüfen, wer sich dem Unterfangen angeschlossen hat. Vielleicht gibt es den einen oder anderen, der uns
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