WattenMord (German Edition)
blaue Mini Cooper?“, fügte Petersen hinzu. „Oder ist das Ihrer?“
„Nee, natürlich nicht.“
Bevor Wiebke etwas sagen konnte, flog die Küchentür schwungvoll auf. Levke Kühn betrat die Küche. Sie warf Schäfer einen verzweifelten Blick zu.
„Es hat keinen Sinn mehr, Torben. Du musst nicht lügen, um mich zu schützen.“
Nun riss Petersen sich doch vom Blick nach draußen los. Er betrachtete die blonde Frau mit einem Anflug von Verzückung und zwinkerte Wiebke zu.
„Hallo, Frau Kühn“, sagte Wiebke lächelnd. „Schön, dass wenigstens Sie vernünftig sind.“ Sie zeigte auf den Stuhl. „Setzen Sie sich doch einen Augenblick zu uns.“
Die junge Frau sank schweigend auf den klapprigen Küchenstuhl. Sie wich Torben Schäfers Blicken aus. Irgendwie fand Wiebke, dass auch sie übernächtigt wirkte. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen, und wäre da nicht der männlich-herbe Duft nach einem Duschbad gewesen, Wiebke hätte schwören können, dass sie die Nacht durchgemacht hatte. Wie nah sie mit ihrer Vermutung der Wirklichkeit kam, ahnte sie nicht – noch nicht.
„Und nun sagen Sie uns mal, warum Herr Schäfer Sie schützen sollte!“ Petersen beugte sich über den Küchentisch und hätte sich um ein Haar an dem heißen Stövchen verbrannt.
„Ich … Also, unser Verhältnis soll geheim bleiben.“ Levke Kühn strich die Tischdecke glatt. „Es wäre nicht auszudenken, wenn es sich im Kollegium herumspricht, dass …“
„Dass Sie die letzte Nacht gemeinsam verbracht haben?“, beendete Petersen den von ihr begonnenen Satz.
Levke Kühn nickte.
Nun räusperte sich Schäfer.
„Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe uns beide im Sekretariat krankgemeldet. Wenn die Kollegen nicht ganz dumm sind, können sie eins und eins zusammenzählen.“
Wiebke registrierte, dass sich die Aussage mit dem deckte, was sie von der Schulsekretärin gehört hatten.
„Offen gestanden weiß ich nicht, was das alles soll“, murmelte Schäfer nun. „Mir wurde mein Auto in der letzten Nacht gestohlen, und Sie fragen mich über mein Verhältnis zu Levke aus.“
„Sie haben den Bart abrasiert“, wechselte Wiebke das Thema. „Steht Ihnen gut, aber was mich interessiert: Gibt es einen anderen Grund dafür?“
„Wie meinen Sie das denn nun schon wieder?“
„Wollten Sie sich ein neues Aussehen verschaffen? Weil Sie etwas zu verbergen haben?“
„Unsinn.“
„Es gibt eine Zeugin, die gesehen hat, wie Ihr Wagen gegen zwei Uhr in einem hohen Tempo vom Hof fuhr.“ Petersen wanderte durch die Wohnküche. „Waren Sie das?“
„Nein, ich… Also, wir… Wir waren im Bett.“ Torben Schäfer errötete.
„Und das werden Sie gegenseitig natürlich bestätigen“, nickte Petersen. Er schien zu spüren, dass das hier ausging wie das Hornberger Schießen – nämlich ohne Ergebnis. Dennoch startete er einen letzten Versuch, den engagierten Umweltschützer in die Enge zu treiben. „Der Bart ist ab, Sie verheimlichen der Welt Ihre Liebe, und nun ist der Wagen verschwunden – gestohlen. Etwas seltsam, finden Sie nicht? Vielleicht haben Sie ja Ihren eigenen Wagen entwendet? Für eine Straftat, beispielsweise, um ihn dann als gestohlen zu melden?“
Wiebke warf ihrem Partner einen warnenden Blick zu. Petersen hatte sich wieder einmal in Rage geredet. Und er lehnte sich ziemlich weit aus dem Fenster, aber das wusste er wahrscheinlich selbst am besten.
„Eigentlich interessiert uns aber Frau Kühn“, sagte sie. „Wir sind nicht wegen des gestohlenen Autos hergekommen.“ Wiebke fixierte die Referendarin mit ihrem Blick. „Wo waren Sie in der vorletzten Nacht? Auch hier, bei Herrn Schäfer?“
„Ja, war sie“, sagte Torben Schäfer hastig. „Warum fragen Sie das? Glauben Sie, dass sie hinter dem Mord an Heiners steckt?“ Er lachte auf. „Das glauben Sie doch wohl nicht ernsthaft, oder?“
Wiebkes Telefon klingelte.
Sie murmelte eine Entschuldigung, stand auf und verließ die Küche. Auf dem Korridor warf sie einen Blick auf das Display. Der Anrufer meldete sich mit unterdrückter Rufnummer.
„Ja bitte?“
„Wiebke, bist du das?“
„Papa!“
Norbert Ulbricht tobte am anderen Ende der Leitung. Gleichermaßen wirkte er zerknirscht. „Ich stecke in der Scheiße. Man hat mich auf die Polizeiwache in Flensburg geschleppt und behandelt mich wie einen Kriminellen. Dieser Hauptkommissar Friedrichs ist ein Aas, und ich könnte …“
„Papa, was machst du denn in Flensburg?“
„Erst war ich ja in
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