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WattenMord (German Edition)

WattenMord (German Edition)

Titel: WattenMord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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    „Mist, jetzt hab ich mein Telefon im Auto vergessen.“ Ulbricht schüttelte den Kopf und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Es steckt in der Manteltasche, und der Mantel liegt auf dem Rücksitz. Muss wohl noch mal los.“
    „Wozu brauchst du dein Telefon?“ Wiebke legte den Kopf schräg. „Soviel ich weiß, hast du Urlaub und musst nicht zwingend erreichbar sein. Und deine vollständige Familie sitzt dir im Flensburger Fischmarkt gegenüber – von dieser Seite ist wohl auch keine Störung zu befürchten.“ Wiebke lächelte ihren Vater verstehend an und reichte ihm den Autoschlüssel. „Aber bitte mach mir keine Scherereien. Ich habe keine Lust, dein Verhalten wieder bei Friedrichs erklären zu müssen.“
    Sie ahnte, was er vorhatte. Kein Wunder, dachte er ein wenig stolz, immerhin war Wiebke seine Tochter. Sie konnte eins und eins zusammenzählen und arbeitete bei der Kriminalpolizei. Also konnte sie sich denken, dass er ganz andere Dinge vorhatte, als sich sein Telefon aus dem Auto zu holen, das er dort angeblich vergessen hatte. Dennoch machte Ulbricht einen zerknirschten Gesichtsausdruck, als er sich von seinem Stuhl in dem Fischrestaurant mit wundervollem Ausblick auf die Förde erhob. „Tut mir wirklich leid“, murmelte er. „Vielleicht rauch ich mir auch gleich noch eine Zigarette – wenn das für dich in Ordnung ist.“
    „Du bist erwachsen, Papa.“ Sie zuckte die Schultern. „Also mach, was du willst. Das gilt übrigens nicht nur für das Rauchen.“
    Ulbricht zögerte sekundenlang. „Verlass dich auf mich, Wiebke.“ Dann wandte er sich ab und verließ das urig eingerichtete Fischrestaurant. Draußen umschmeichelte eine sanfte Brise sein Gesicht. Er drehte den Kopf nach Westen und sah die Wasseroberfläche im Sonnenlicht glänzen. Ein Segelboot fuhr gerade auf die Ostsee hinaus. Möwen begleiteten das Boot, während auf der Straße am Westufer der Verkehr zu stocken schien. Im warmen Licht der Sonne wirkten die Fassaden der prächtigen Gebäude, als würden sie leuchten. Ulbricht begann das nordische Ambiente zu lieben. Er atmete tief durch, als er zum Parkplatz schritt. Vor ihm ragten drei, vier neumodische Wohn- und Bürogebäude in den fast wolkenlosen Himmel. Sicherlich war das Wohnen und Arbeiten hier sündhaft teuer, überlegte er. Immerhin lebte man in bester Lage von Flensburg und konnte den Blick auf das Wasser genießen.
    Im ersten Block war im Erdgeschoss eine Postfiliale untergebracht – vielleicht handelte es sich auch um eine privat betriebene Postagentur, so genau konnte man das heutzutage nicht mehr unterscheiden. Ulbricht blieb stehen und betrachtete die modernen Gebäude. Jeder Block hatte seine eigenen Parkplätze, die von einer pedantisch gestutzten Hecke umgeben waren. An den Häuserfronten wechselten sich große Glasflächen mit kleinen, stilisierten Bullaugen ab, die unter einem halbrunden Dach lagen. Man zeigte sich detailverliebt, denn auch die Hinweisschilder vor den Gebäuden waren mit einem kleinen, halbrunden Dach versehen. Ulbricht erstarrte, als er vor dem Haus Ballastkai 5 den Eintrag einer Immobilienfirma erblickte, unter dessen Logo der Name „Holger Heiners“ prangte. Er überlegte. Vielleicht konnte ein kleiner Besuch nicht schaden, schließlich wollte er sich ja nur einen Eindruck von der Firma des Toten verschaffen. Im gleichen Augenblick war er sich darüber im Klaren, dass er dort keinesfalls als Hauptkommissar vorstellig werden durfte. Es lag ihm fern, Wiebke Probleme zu bereiten.
    Ulbricht lehnte sich gegen die gläserne Eingangstür, die nur angelehnt war, und fand sich im nächsten Augenblick in einem nüchternen Treppenhaus wieder. Nun gab es für ihn kein Zurück mehr. Die Verwaltung von Holger Heiners’ Immobilienimperium nahm das gesamte erste Stockwerk in Beschlag. Dort angekommen fand er sich an einer Art Empfangstresen wieder. Dahinter lag ein hell eingerichtetes Großraumbüro mit fast zehn Arbeitsplätzen. Auf der linken Seite zweigten Türen ab – dort residierten wohl die Chefs.
    „Moin.“ Die schlanke Sekretärin lächelte ihn freundlich an. „Was kann ich für Sie tun?“
    „Morgen. Ulbricht ist mein Name. Ich würde gern mit Herrn Christian Rohde sprechen.“
    Das Lächeln auf dem aparten Gesicht der Angestellten fror ein. „Ich nehme an, Sie haben einen Termin?“
    „Nein, dafür war keine Zeit – nicht in Anbetracht der aktuellen Geschehnisse.“
    „Sind Sie von der Polizei?“
    „Nein, wie

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