Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Reacher. »Die sind immer der Schlüssel.«
    »Das hätten wir am Telefon erledigen können.«
    »Dafür hat die Zeit nicht gereicht.«
    »Allein London hat acht Millionen Einwohner«, meinte Pauling. »Dazu kommen Birmingham, Manchester, Sheffield, Leeds. Und weite ländliche Gebiete. Die Cotswolds. Stratford upon Avon. Auch noch Schottland und Wales. Taylor ist vor zwei Tagen in Heathrow angekommen. Inzwischen kann er sich überall aufhalten. Wir wissen nicht einmal, woher er stammt.«
    »Wir kommen schon zurecht«, wiederholte Reacher.
     
    Pauling ließ sich von der Stewardess ein Kopfkissen und eine Decke geben und machte ihren Sitz flach. Reacher beobachtete eine Weile, wie sie schlief, dann streckte er sich ebenfalls aus: mit angezogenen Knien, den Kopf an den Badewannenrand gedrückt. Die Kabinenbeleuchtung war gedämpft und blau, das Geräusch der Triebwerke einschläfernd. Reacher flog gern. In New York einzuschlafen und in London aufzuwachen, war eine Phantasievorstellung, die eigens für ihn ausgedacht hätte sein können.
    Die Stewardess weckte ihn, um ihm das Frühstück zu servieren. Wie im Krankenhaus, dachte er . Sie wecken einen, um einen zu füttern. Aber das Frühstück war gut. Heißer Kaffee in Bechern und Schinkenbrötchen. Er trank sechs und aß sechs. Pauling beobachtete ihn fasziniert.
    »Wie spät ist’s jetzt?«
    »Fünf vor fünf Uhr morgens«, antwortete er. »In dieser Zeitzone ist das fünf vor zehn.«
    Dann ertönten alle möglichen gedämpften Glockentöne, und Schilder leuchteten auf, um den Beginn ihres Landeanflugs zum Heathrow Airport anzukündigen. Wegen Londons nördlicher Lage stand die Sonne im Spätsommer um zehn Uhr morgens hoch am Himmel. Die Landschaft unter ihnen war hell erleuchtet. Die Schatten kleiner Schönwetterwolken sprenkelten die Felder. Reachers Richtungssinn war weniger ausgeprägt als sein Zeitgefühl, aber er vermutete, sie seien an London vorbeigeflogen und näherten sich dem Flughafen von Osten. Dann vollzog ihre Maschine eine scharfe Wende, und er stellte fest, dass sie sich in einer Warteschleife befanden. Heathrow war notorisch überlastet. Sie würden London mindestens einmal umkreisen, vielleicht sogar zweimal.
    Reacher blickte nach unten. Erkannte die Themse, die in der Sonne wie poliertes Blei glänzte. Sah die Tower Bridge, weißer Stein, vor Kurzem gereinigt, die Eisenteile frisch gestrichen. Dann ein auf dem Fluss ankerndes graues Kriegsschiff, anscheinend ein Ausstellungsobjekt. Dann die London Bridge. Er verrenkte sich den Hals und suchte die St.-Pauls-Kathedrale nordwestlich davon. Entdeckte die gewaltige Kuppel inmitten eines Labyrinths aus verwinkelten alten Straßen. London war eine niedrig gebaute Stadt. Entlang der dramatischen Windungen der Themse dicht und chaotisch zusammengedrängt, dahinter endlos bis in graue Fernen ausgebreitet.
    Er sah Bahngleise, die sich von der Waterloo Station fächerförmig ausbreiteten. Sah die Parlamentsgebäude. Sah den Big Ben, kürzer und stämmiger, als er ihn in Erinnerung hatte. Und die Westminster-Kathedrale, weiß, klotzig, tausend Jahre alt. Auf dem gegenüberliegenden Flussufer stand ein gigantisches Riesenrad. Bestimmt eine Touristenattraktion. Überall grüne Bäume. Er sah den Buckinghampalast und den Hyde Park. Dann blickte er nach Norden, wo die Palastgärten zu Ende waren, und fand das Park Lane Hilton. Ein von Balkonen starrender Rundturm, der von oben an eine plumpe Hochzeitstorte erinnerte. Etwas weiter nördlich entdeckte er die amerikanische Botschaft am Grosvenor Square. Dort hatte er einmal in einem fensterlosen Kellerbüro gearbeitet. Vier Wochen lang für irgendwelche wichtigen Ermittlungen innerhalb der U.S. Army, von der er kaum noch etwas wusste. Aber er erinnerte sich an das Botschaftsviertel, und das sehr gut. Für seinen Geschmack viel zu luxuriös, bis man nach Osten, nach Soho, entkam.
    Er fragte Pauling: »Warst du schon mal hier?«
    »Wir hatten ein Austauschprogramm mit Scotland Yard«, antwortete sie.
    »Das könnte nützlich sein.«
    »Aber das war vor einer Ewigkeit.«
    »Wo hast du gewohnt?«
    »Wir waren in einem College-Schlafsaal untergebracht.«
    »Kennst du irgendwelche Hotels?«
    »Und du?«
    »Nicht solche, in die man mit Klamotten für vierhundert Dollar reinkommt. Eher solche, in denen man im Bett die Schuhe anbehält.«
    »Wir müssen möglichst viel Abstand zu Lane und seinen Männern halten. Wir dürfen nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden.

Weitere Kostenlose Bücher