Way Out
Gläsern mit Kugelschreibern, Bleistiften, Briefmarken und Gummibändern. Alle Möbel sahen alt, abgewohnt und bequem aus und rochen nach Hund, obwohl es hier keinen Hund gab. Vielleicht hatten sie den vorigen Besitzern gehört. Vielleicht war das Haus möbliert verkauft oder sogar zwangsversteigert worden.
Reacher sagte: »Ich glaube, Sie sollten von hier verschwinden, Kate. Sofort. Jade und Sie. Bis wir sehen, was passiert.«
»Wie?«, fragte Kate. »Der Geländewagen ist nicht da.«
»Nehmen Sie unseren Wagen.«
»Ich bin hier noch nie gefahren. Ich war überhaupt noch nie hier.«
Pauling sagte: »Ich fahre Sie.«
»Wohin?«
»Wohin Sie wollen. Bis wir wissen, was passiert.«
»Ist er wirklich schon hier?«
Pauling nickte. »Er ist vor mindestens einer Stunde aus London abgefahren.«
»Weiß er Bescheid?«
»Dass alles ein Schwindel war? Noch nicht.«
»Okay«, sagte Kate. »Fahren Sie uns irgendwohin. Gleich jetzt. Bitte.«
Sie stand auf und nahm Jades Hand. Keine Handtasche, kein Mantel. Sie war bereit, sofort und auf der Stelle das Haus zu verlassen. Kein Zögern, nur Panik. Reacher warf Pauling den Autoschlüssel zu und folgte ihnen wieder nach draußen. Jade kletterte auf den Rücksitz des Minis, während Kate vorn neben Pauling einstieg. Pauling verstellte ihren Sitz und den Rückspiegel, legte den Sicherheitsgurt an und ließ den Motor an.
»Warte«, sagte Reacher.
Auf der Straße eine Meile weiter westlich konnte er die Umrisse eines dunklen Wagens erkennen, der rasch hinter einer Baumreihe vorbeifuhr. Grüner Lack. Im matten Sonnenschein glänzend. Sauber und poliert, kein schmutziger Geländewagen eines Farmers.
Eine Meile entfernt. Neunzig Sekunden. Keine Zeit.
»Alle wieder ins Haus«, befahl er. »Sofort!«
67
Kate, Jade und Pauling rannten sofort nach oben. Reacher hielt auf die Südwestecke des Hauses zu. Schob sich dort an die Wand gedrückt weiter, bis er die Brücke über den Graben im Blick hatte. Er kam gerade rechtzeitig, um einen Geländewagen abbiegen zu sehen. Es war ein altmodischer Land Rover Defender, kurz und kantig, mehr eine Maschine als ein Wagen, M+S-Reifen, braunes Segeltuchverdeck. Besetzt war er mit zwei Männern, von denen der eine die vage Gestalt war, die Reacher am frühen Morgen gesehen hatte: Tony Jackson. Der Farmer. Der andere war Taylor und das Auto der Land Rover der Grange Farm, frisch gewaschen und poliert. Die beiden hatten in Norwich also nicht nur die Baggervertretung besucht, sondern auch den Wagen waschen lassen.
Reacher verschwand in der Küche und rief: »Alles klar! Entwarnung!« nach oben. Dann ging er wieder hinaus, um zu warten. Der Land Rover schwankte durch die Kurven der Einfahrt und hielt dann kurz, während Jackson und Taylor den Mini aus fünfzig Metern Entfernung unter die Lupe nahmen. Dann rumpelte er weiter und parkte am gewohnten Platz zwischen der Rückseite des Hauses und den Scheunen. Jackson und Taylor stiegen aus. Reacher blieb, wo er war, Jackson kam geradewegs auf ihn zu und sagte: »Sie sind unbefugt hier. Dave Kemp hat mir erzählt, worauf Sie scharf sind. Sie haben heute Morgen mit ihm gesprochen. Im Dorfladen. Und die Antwort lautet Nein. Ich will nicht verkaufen.«
»Ich will nichts kaufen«, entgegnete Reacher.
»Was tun Sie dann hier?«
Jackson war ein drahtiger, kompakter Mann, Taylor nicht unähnlich. Etwa gleich groß, etwa gleich schwer. Der gleiche englische Gesichtsschnitt. Ähnlicher Akzent. Bessere Zähne und helleres, längeres Haar. Aber insgesamt hätten sie Brüder, nicht nur Schwäger sein können.
Reacher sagte: »Ich bin hier, um mit Taylor zu reden.«
Taylor trat vor und fragte: »Was wollen Sie?«
»Mich bei Ihnen entschuldigen«, antwortete Reacher. »Und Sie warnen.«
Taylor schwieg verblüfft. Blinzelte einmal. Dann sah er rasch nach links und nach rechts, voller Wachsamkeit und Kalkül.
»Lane?«, fragte er.
»Er ist weniger als eine Stunde entfernt.«
»Okay«, sagte Taylor. Seine Stimme klang ruhig. Gefasst. Nicht überrascht. Aber Reacher hatte nicht erwartet, ihn überrascht zu sehen. Überraschung war etwas für Amateure. Und Taylor war ein Profi. Ein Special-Forces-Veteran, ein cleverer, fähiger Mann. Kostbare Sekunden, die man damit zubrachte, überrascht zu sein, waren vergeudete kostbare Sekunden, und Taylor verbrachte die kostbaren Sekunden genauso, wie er es in der Ausbildung gelernt hatte: Er überlegte, plante, revidierte seine Taktik, dachte über Optionen
Weitere Kostenlose Bücher