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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Aber danach war alles einfach. Wir sind an diesem Morgen nicht zu Bloomingdale’s, sondern geradewegs in Grahams Wohnung gefahren. Haben uns dort verkrochen und gewartet. Für den Fall, dass jemand seine Nachbarn befragt, sind wir ganz leise gewesen. Wir haben kein Licht gemacht und das Fenster zugeklebt, damit uns niemand von der Straße aus sehen konnte. Später haben wir dann mit den Anrufen begonnen. Direkt aus seiner Wohnung. Ich war anfangs schrecklich nervös.«
    »Sie haben vergessen, ›Keine Cops!‹ zu sagen.«
    »Ja, ich weiß. Ich dachte, damit wäre gleich alles vermurkst. Aber Edward hat anscheinend nichts gemerkt. Später war’s dann viel leichter. Mit mehr Übung.«
    »Ich saß bei Burke im Auto. Inzwischen haben Sie großartig geklungen.«
    »Ich habe vermutet, jemand könnte bei ihm sein. Irgendwas in seiner Stimme. Und er hat mir laufend mitgeteilt, wo er sich befand. Zu Ihrer Information, nehme ich an. Sie müssen versteckt gewesen sein.«
    »Sie haben sich seinen Namen für den Fall nennen lassen, dass er Ihnen herausrutscht.«
    Kate nickte. »Ich wusste natürlich, wer er war. Und ich dachte, das würde ihn ein bisschen einschüchtern.«
    »Sie kennen sich in Greenwich Village ziemlich gut aus.«
    »Ich habe dort gewohnt, bevor ich Edward heiratete.«
    »Wieso haben Sie die Lösegeldforderung in drei Raten aufgeteilt?«
    »Weil der Betrag in einer Summe ein zu deutlicher Hinweis gewesen wäre. Wir wollten den Druck lieber allmählich erhöhen. Dann würde Edward den Zusammenhang vielleicht nicht erkennen.«
    »Ich denke nicht, dass er ihn übersehen hat. Aber er hat ihn falsch interpretiert, glaube ich. Er hat angefangen, an Hobart und die Afrika-Connection zu denken.«
    »Ist Hobart wirklich so schlimm dran?«
    »Viel schlimmer kann einer kaum dran sein.«
    »Das ist unverzeihlich.«
    »Ganz Ihrer Meinung.«
    »Sie halten mich wohl für eiskalt?«
    »Wenn ich’s täte, wär es nicht als Kritik gemeint.«
    »Edward wollte mich besitzen. Als bewegliche Habe. Und er hat mir damit gedroht, Jade mit einem Kartoffelschäler zu entjungfern, wenn ich ihm jemals untreu würde. Er hat gesagt, er würde mich fesseln und dazu zwingen, ihm dabei zuzusehen. Sie war damals fünf.«
    Reacher schwieg.
    Kate wandte sich an Pauling und fragte: »Haben Sie Kinder?«
    Pauling schüttelte den Kopf.
    Kate fuhr fort: »So etwas verdrängt man sofort wieder. Man sagt sich, das sei nur ein Ausrutscher in blindem Zorn gewesen. Als hätte er vorübergehend den Verstand verloren. Aber dann habe ich die Geschichte mit Anne gehört und erkannt, dass er wirklich dazu imstande wäre. Deshalb will ich jetzt seinen Tod.«
    Reacher sagte: »Er ist bald tot. Sehr bald.«
    »Man soll nicht zwischen eine Löwin und ihr Junges geraten, sagt man. Das habe ich früher nie richtig verstanden. Jetzt weiß ich, was es bedeutet. Es gibt kein Halten mehr.«
    In dem Raum wurde es still. Die Flammen im Kamin züngelten und tanzten. Bizarre Schatten huschten über die Wände.
    Reacher fragte: »Haben Sie vor, für immer hierzubleiben?«
    »Das möchte ich gern«, antwortete Kate. »Ökologischer Landbau hat große Zukunft. Besser für die Menschen, besser für das Land. Von den Einheimischen könnten wir Flächen dazukaufen. Die Farm vielleicht ein bisschen vergrößern.«
    »Wir?«
    »Ich fühle mich dazugehörig.«
    »Was bauen Sie an?«
    »Im Augenblick nur Gras. Wir sind noch ungefähr fünf Jahre in der Heubranche. Der Boden muss von den alten Chemikalien befreit werden. Und das dauert seine Zeit.«
    »Schwierig, Sie sich als Farmerin vorzustellen.«
    »Ich glaube, dass es mir gefallen wird.«
    »Selbst wenn Lane endgültig von der Bildfläche verschwunden ist?«
    »Dann würden wir New York wohl gelegentlich wieder besuchen. Aber nur die Innenstadt. Das Dakota betrete ich nie wieder.«
    »Annes Schwester wohnt genau gegenüber. Im Majestic. Sie hat Lane seit vier Jahren beobachtet.«
    Kate sagte: »Ich würde sie gern kennenlernen. Und ich möchte Hobarts Schwester wiedersehen.«
    »Wie ein Klub der Überlebenden«, meinte Pauling.
    Reacher stand auf und trat ans Fenster. Sah nichts als nächtliche Schwärze. Hörte nichts als ländliche Stille.
    »Erst müssen wir überleben«, sagte er.
     
    Sie legten gelegentlich Holz nach und dösten schweigend in ihren Sesseln. Als die Uhr in Reachers Kopf halb zwei anzeigte, tippte er Pauling aufs Knie, stand auf und reckte sich. Dann gingen sie gemeinsam nach draußen. Riefen leise und trafen

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