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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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drehe sie um zehn Uhr abends ab. Dann mache ich hier sauber und gehe spätestens um halb zwölf. Das ist mein sechzehnstündiger Arbeitstag. Regelmäßig wie ein Uhrwerk.«
    »Sieben Tage in der Woche?«
    »Kleingewerbe. Wir rasten niemals.«
    »Schweres Leben.«
    »Ihres auch.«
    »Meines?«
    »Mit den vielen Ratten in dieser Stadt.«
    Reacher nickte. »Wem gehört das Gebäude nebenan?«
    »Wissen Sie das nicht?«, fragte die Frau. »Sie sind doch von der Stadt.«
    »Sie hätten mir Zeit sparen können«, meinte Reacher. »Die Unterlagen sind ein Chaos.«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte die Frau
    »Okay«, sagte Reacher. »Schönen Tag noch.«
    »Sehen Sie sich die Baugenehmigungen am Fenster neben der Haustür an. Auf denen stehen alle möglichen Telefonnummern – vielleicht auch die des Hausbesitzers. Sie hätten den Scheiß sehen sollen, den ich ausfüllen musste, um diesen Laden umbauen zu dürfen.«
    »Danke«, sagte Reacher.
    »Möchten Sie eine Praline?«
    »Nicht im Dienst«, antwortete Reacher.
    Er folgte Gregory auf die Straße hinaus, und sie wandten sich nach rechts, um das Fenster neben der Haustür des Zielgebäudes zu kontrollieren. Zugezogene dunkle Vorhänge machten es undurchsichtig. Auf der Fensterscheibe klebten mindestens ein Dutzend Zettel. Das Glas wirkte rußig und schmutzig, die Baugenehmigungen waren ausgebleicht, an den Rändern aufgerollt und längst verfallen. Aber die mit schwarzem Filzschreiber eingetragenen Telefonnummern aller Beteiligten des geplanten Vorhabens – Bauherr, Architekt, Bauunternehmer – konnte man noch gut lesen. Gregory schrieb sie nicht etwa ab, sondern zog nur sein schmales silbernes Mobiltelefon heraus und fotografierte sie. Dann benützte er das Handy nochmals, um im Dakota anzurufen.
    »Kommen zurück«, sagte er.
    Reacher und er gingen nach Westen zur Sixth Avenue und fuhren mit einem Zug der Linie C acht Stationen weit nach Norden zur 72nd Street. Kamen genau neben Strawberry Fields wieder ans Tageslicht. Betraten die Eingangshalle des Dakota um Punkt acht Uhr dreißig.
     
    Die Frau, die das Gebäude überwachte, sah sie hineingehen und notierte sich die Uhrzeit.

9
     
    Ihre schlechten Nachrichten setzten Edward Lane schwer zu. Reacher, der ihn aufmerksam beobachtete, sah ihn um Selbstbeherrschung ringen. Er tigerte auf dem Teppich im Wohnzimmer auf und ab, ballte immer wieder die Fäuste und kratzte sich die Handflächen mehrmals mit den Fingernägeln.
    »Schlussfolgerungen?«, fragte er. Das klang fordernd. Gebieterisch.
    »Ich revidiere meine Theorie«, sagte Reacher. »Vielleicht gibt’s keine drei Kerle. Vielleicht sind’s nur zwei. Einer bleibt bei Kate und Jade, der andere kommt allein in die Stadt. Er braucht nicht zu beobachten, wie Gregory den West Broadway entlangkommt, weil er ohnehin den Hinterausgang benutzen will. Er hält sich bereits unbemerkt in der Gasse auf.«
    »Riskant. Auf offener Straße wäre er sicherer.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Die Typen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Die Nachbarin ist von halb acht Uhr morgens bis halb zwölf Uhr nachts in ihrem Laden. Das erklärt die Zeiten, die sie gewählt haben. Heute Morgen um sieben – bevor sie gekommen ist. Dreiundzwanzig Uhr vierzig am ersten Abend – nachdem sie gegangen war. Vor allem diese Zeitangabe war merkwürdig präzise, finden Sie nicht auch? Dafür hat es einen Grund geben müssen.«
    Edward Lane schwieg.
    Reacher fuhr fort: »Oder vielleicht ist’s nur ein Mann. Ein Einzelkämpfer. Das ist möglich. Wären Kate und Jade in ihrem Versteck im Norden sicher untergebracht, könnte er allein nach New York kommen.«
    »Sicher untergebracht?«
    »Irgendwo eingesperrt. Vielleicht gefesselt und geknebelt.«
    »Zwölf Stunden lang? Bis er wieder aus New York zurück ist?«
    »Dies ist eine Entführung. Sie sind in keinem Wellnesshotel.«
    »Nur ein Mann?«
    »Das ist möglich«, wiederholte Reacher. »Und vielleicht war er gar nicht in der Gasse, sondern hat schon im Gebäude gewartet. Vielleicht unmittelbar hinter der Haustür. Vielleicht hat Gregory die Schlüssel in seine Hand fallen lassen.«
    »Rufen sie wieder an?«, fragte Lane. »Tut er’s?«
    »In vier Stunden beginnt wieder die alte Debatte.«
    »Und?«
    »Was würden Sie tun?«
    Lane antwortete nicht direkt. »Mit wem kann ein einzelner Kerl debattieren?«
    »Mit sich selbst«, antwortete Reacher. »Und das sind immer die schwierigsten Debatten.«
    Lane tigerte weiter auf und ab. Aber seine hektisch

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