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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nicht. Der Kriaznor griff erneut an. Qin Chong sprang nach rechts, Yu Yu Liangs Schwert beschrieb einen engen Bogen. Der Kriaznor taumelte ein paar Schritte, dann drehte er sich um. Sein Bauch platzte auf, seine Eingeweide quollen heraus. Mit einem erstickten Schrei versuchte er einen letzten Angriff, doch Qin Chong trat ihm entgegen, parierte seinen Hieb und trennte ihm mit einem heftigen Schlag fast den Kopf ab. Der große Krieger brach zusammen.
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Kysumu richtete seinen Blick auf die anderen drei Krieger. Ohne ihren Anführer wirkten sie unsicher, ihr Selbstvertrauen verließ sie. Plötzlich stieß einer von ihnen einen Schlachtruf aus und stürzte sich auf Kysumu. Der kleine Rajnee wartete nicht auf den Angriff, sondern trat ihm entgegen. Das Schwert des Kriaznor fuhr herab. Kysumu wich ihm seitlich aus und durchtrennte den Schwertarm seines Gegners. Das Schwert des Kriaznor flog durch die Luft, noch von der Hand umklammert. Der Krieger zog einen gezahnten Dolch und sprang den Rajnee an, der ihm sein Schwert tief in die Brust stieß. Ein Stöhnen der Überraschung und des Schmerzes entrang sich dem Krieger. Kysumu blickte ihm in die geschlitzten goldenen Augen und sah, wie das Licht des Lebens in ihnen erlosch. Er zog sein Schwert heraus und ging zu Qin Chong. Die beiden übrig gebliebenen Kriaznor standen einen Moment still, dann verschwanden sie im Wald.
    »Mehr werden kommen«, sagte Qin Chong. »Lass uns aufbrechen.«
    Er steckte sein Schwert ein und lief zu den Pferden. Kysumu folgte ihm. Rasch sattelten sie die Pferde und ritten von der Lichtung. Mehrere Kilometer lang ritten sie in scharfem Tempo, bis sie schließlich ein kleines Tal erreichten. Qin Chong bog von ihrem Weg ab und stieg vom Pferd. Kysumu folgte seinem Beispiel. Qin Chong führte die beiden Pferde zurück auf den Pfad und gab ihnen einen Klaps auf den Rumpf. Beide Tiere liefen in südliche Richtung davon. Qin Chong huschte wieder zwischen die Bäume und bedeutete Kysumu, ihm zu folgen; dann lief er einen bewaldeten Abhang hinunter in einen rasch fließenden Bach. Er watete fast einen halben Kilometer darin entlang, bis er neben einer alten Eiche anlangte. Sie streckte einen Ast fast drei Meter weit über den Bach. Qin Chong warf seine Schwertscheide auf das Ufer unter dem Baum, dann wandte er sich an Kysumu. »Leg die Hände zusammen«, befahl er. Kysumu gehorchte. Qin Chong stellte seinen rechten Fuß hinein, dann stieß er sich ab. Seine Hände packten den Ast, und er zog sich hoch. Dann umklammerte er mit den Beinen den Ast, sodass er kopfunter hing, und streckte Kysumu seine Hände entgegen. Der Rajnee warf ebenfalls sein Schwert ans Ufer, dann sprang er hoch und packte Qin Chongs Handgelenke und zog sich hoch, bis er den Ast erreichte.
    Wieder auf festem Boden, wandte sich Qin Chong nach Südosten und kletterte höher, bis sie zu einer kleinen Höhle kamen, die durch einen überhängenden Felsen geschaffen wurde. Dort setzte er sich schwer atmend. Kysumu kauerte sich neben ihn. Noch immer lief Blut aus einer Wunde an Qin Chongs Brust.
    »Der pria-shath hatte Recht«, sagte Qin Chong. »Du weißt dein Schwert zu benutzen. Es war jedoch ein Glück, dass dein Gegner voller Angst war.«
    »Ich habe noch nie Krieger gesehen, die sich so schnell bewegten«, gab Kysumu zu.
    »Die Vorteile der Verschmelzung«, erklärte Qin Chong.
    »Wie kommt es, dass du Yu Yus Körper ihnen ebenbürtig gemacht hast?«
    »In allen Tieren arbeiten die Muskeln in rhythmischer Harmonie und teilen sich die Last. Ein Mann hebt einen Becher an die Lippen. Er braucht nicht seine ganze Kraft dafür. Nur ein paar der Muskeln in seinem Bizeps sind dafür nötig. Wenn er einen Stein hebt, wird er mehr Muskeln benötigen. Stell dir einen Muskel als, sagen wir, zwanzig Männer vor. Wenn du den Stein zehnmal heben musst, dann heben das erste Mal zwei der Männer, das zweite Mal zwei weitere und so fort. Aber es ist möglich – wenn auch nicht klug – sie alle gleichzeitig einzusetzen. Das habe ich getan, doch Yu Yu wird mir nicht danken, wenn er erwacht.« Er lächelte. »Ach, aber ich habe diesen letzten Augenblick des Fleisches genossen, den Duft des Waldes, das Gefühl kühler Luft in meiner Lunge.«
    »Du wirst es sicherlich wieder fühlen, wenn wir die Männer aus Ton finden. Du wirst zurückkehren, um uns zu helfen.«
    »Ich kehre nicht zurück, Kysumu. Dies sind meine letzten Augenblicke in der Welt.«
    »Es gibt so viel, was

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