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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Rajnee ein mit Blut gehärtetes Schwert bekam, und noch weitere fünf Jahre philosophischer Studien, ehe er die Erlaubnis bekam zu kämpfen. Aber nur die Allerallerbesten durften die grauen Gewänder und die schwarze Schärpe tragen, wie der Mann, der Rukar getötet hatte. Sobald Yu Yu ihn gesehen hatte, hatte er sich vorsichtig in den Hintergrund der zweiten Gruppe geschoben und sich bereitgehalten, in dem Augenblick zu fliehen, in dem die Reiter angriffen.
    Die Wahrheit war, dass Rukar von dem Moment an ein toter Mann gewesen war, als der Rajnee auf ihn zugegangen war.
    »Ein kleiner Schwertkämpfer«, sagte jemand, »und ihr seid alle davongerannt wie verschreckte Kaninchen.« Yu Yu verstand das Wort »Kaninchen« und vermutete, dass der Augenblick der Wahrheit näher rückte.
    »Ich habe nicht gesehen, dass du dich ihm in den Weg gestellt hättest«, betonte ein anderer.
    »Ich bin auch mitten ins Gedränge geraten«, erwiderte der Erste. »Das war ja wie in einer wild gewordenen Büffelherde.
    Wenn ich nicht gerannt wäre, wäre ich zu Tode getrampelt worden.«
    »Ich dachte, wir hätten unseren eigenen Kiatze- Rajnee«, warf eine dritte Stimme ein. »Wo zum Kuckuck war er, als wir ihn brauchten?«
    Jetzt, dachte Yu Yu Liang unglücklich. Er wandte den zwölf Männern der Bande sein bärtiges Gesicht zu und blickte sie finster an. »Na, der ist an mir vorbeigerannt, als würde ihm der Hintern brennen«, meinte jemand. Die anderen lachten. Yu Yu stand langsam auf, das zweihändige Schwert glitzerte, als er es nach links und rechts schwang in einer Gebärde, von der er hoffte, dass sie bedrohlich wirkte. Er stieß die Klinge dramatisch vor sich in die Erde und richtete sich zu voller Höhe auf. »Glaubt hier jemand, ich hatte Angst?«, fragte er leise. »Glaubst du das?«, brüllte er, sprang auf und stieß dem nächststehenden Mann seinen Finger vor die Brust, der überrascht vor der plötzlichen Bewegung zurückwich. »Oder du?« Niemand sagte ein Wort. Yu Yu stieß innerlich einen erleichterten Seufzer aus. »Ich bin Yu Yu Liang!«, rief er. »Gefürchtet vom Blutfluss bis zu den Ufern des Jian-Meeres. Ich werde euch alle töten!«, bellte er.
    In diesem Augenblick sah er, dass sich ihre Mienen von Überraschung zu schierem Entsetzen wandelten. Es war sehr befriedigend. Plötzlich sprang einer auf und rannte nach Süden davon. Sogleich folgten ihm die anderen, ohne an ihre spärlichen Habseligkeiten zu denken. Yu Yu lachte und riss die Hände hoch. »Kaninchen!«, rief er hinter ihnen her. Er erwartete, dass die Männer in einiger Entfernung stehen bleiben würden, doch sie rannten weiter. So furchteinflößend bin ich ja nun auch nicht, dachte er. Muss der Feuerschein gewesen sein, der auf meinen Armen und Schultern glänzte, überlegte er, sah an sich hinunter und ballte die Fäuste. Zehn Jahre Gräben ausheben hatten seinen Oberkörper modelliert. Dieses Kriegerleben ist gar nicht so schlecht, dachte Yu Yu. Täuschen und prahlen konnten Wunder bewirken.
    Trotzdem, ihre Reaktion war zumindest ungewöhnlich. Er spähte in die Ferne nach Anzeichen ihrer Rückkehr. »Ich bin Yu Yu Liang!«, rief er noch einmal mit heiserer Stimme. Dann lachte er und drehte sich um zu der Stelle, an der er sein Schwert gelassen hatte.
    Reglos im Feuerschein stand der kleine grau gekleidete Schwertkämpfer.
    Yu Yus Herz setzte einen Schlag lang aus. Er sprang nach hinten und landete mit der Ferse im Feuer. Er fluchte, machte einen Satz nach vorn, riss sein Schwert aus der Erde und schwenkte es wild hin und her, während er einen Schlachtruf ausstieß. Der Schrei wäre eindrucksvoller gewesen, erkannte er, wenn er nicht in einem schrillen Falsett herausgekommen wäre.
    Der Rajnee stand ganz still und beobachtete ihn. Er hatte sein Schwert nicht gezogen. Yu Yu, der noch immer sein Schwert hochhielt, starrte ihn finster an. »Ich bin Yu Yu Liang«, begann er, diesmal auf Kiatze.
    »Ja, das habe ich gehört«, sagte der Schwertkämpfer. »Bist du Linkshänder?«
    »Linkshänder?«, wiederholte Yu Yu verwirrt. »Nein, bin ich nicht.«
    »Dann hältst du dein Schwert nicht korrekt«, stellte der Rajnee fest. Er ging an Yu Yu vorbei und blickte nach Süden.
    »Wirst du mit mir kämpfen?«, fragte Yu Yu ihn.
    »Möchtest du das?«
    »Bist du nicht deswegen gekommen?«
    »Nein. Ich kam, um zu sehen, ob die Räuber noch einen Angriff planten. Offensichtlich tun sie das nicht. Wo hast du das Schwert gefunden?«
    »Es ist seit Generationen in

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