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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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den Wein trank. Dann blickte er Keeva an.
    »Hat es dir gefallen?«, fragte er.
    »Oh ja, Sir. Schade, dass ich bei dem Fest des Herzogs nicht dabei sein kann. Wie heißt dein Page?«
    »Beric. Er ist ein guter Junge, und ich danke dir, dass du so nett zu ihm warst.« Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie. In diesem Augenblick wurde es auf der anderen Seite des Saales unruhig. Gekleidet in eine schwarze Tunika sowie dunkle Hosen und Stiefel, hatte der Graue Mann seinen Auftritt. Sofort sahen ihn ein paar Frauen, lächelten und knicksten. Er verbeugte sich, tauschte Nettigkeiten aus und ging durch den Saal.
    Keeva beobachtete ihn und war beeindruckt von der gelassenen, selbstsicheren Art, mit der er seine Gäste begrüßte. Er hob sich von ihnen durch das Fehlen jeglichen Schmucks ab. Er trug weder Broschen noch Ringe, und auf seiner Tunika glänzten weder Gold- noch Silberfäden. Trotzdem sah er Zoll für Zoll wie der Herrscher des Palastes aus, dachte sie. Die anderen Männer wirkten gegen ihn so aufgeputzt wie Pfauen.
    Er schlenderte von Gruppe zu Gruppe, bis er zum anderen Ende des Saales kam, wo Keeva mit ihrem Tablett stand. Graf Aric und sein Freund Eldicar Manushan traten vor, um ihn zu begrüßen.
    »Schade, dass ich deine Vorstellung verpasst habe«, sagte der Graue Mann zu dem Zauberer.
    »Ich bitte um Vergebung, Sir«, erwiderte er mit einer Verbeugung. »Es war nachlässig von mir zu beginnen, ehe du anwesend warst. Aber du wirst noch weit Besseres beim Fest des Herzogs erleben.«
    Die Musik setzte wieder ein, und die Leute strömten auf die Tanzflächen. Ein paar der Gäste gingen auf den Grauen Mann zu. Keeva konnte die Unterhaltung nicht mehr mit anhören, doch sie beobachtete sein Gesicht, während er ihnen lauschte. Er war aufmerksam, doch sein Blick wirkte abwesend. Keeva hatte den Eindruck, dass er die Festlichkeit nicht genoss.
    In diesem Augenblick wurde Keevas Aufmerksamkeit von einem jungen Edelmann gefesselt, der sich näher an den Grauen Mann heranschob. Er wirkte angespannt, und trotz der kühlen Brise, die noch immer von den weißen Kugeln ausging, stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Dann sah Keeva, wie sich ein zweiter Mann aus einer nahe stehenden Gruppe löste und ebenfalls auf den Grauen Mann zuging. Ihre Bewegungen wirkten verstohlen, und Keeva merkte, dass ihr Herz rascher schlug.
    Der Graue Mann unterhielt sich mit einer jungen Frau in rotem Kleid, als der erste der Männer hinter ihm war. Keeva sah etwas in der Hand des Mannes glitzern. Noch ehe sie einen Warnschrei ausstoßen konnte, wirbelte der Graue Mann auf dem Absatz herum, wehrte mit dem linken Arm einen Messerstich ab und stieß dem Angreifer die rechte Hand mit ausgestreckten Fingern in die Kehle. Der Mann schnappte nach Luft und fiel auf die Knie, das lange Messer fiel klirrend zu Boden. Der zweite Mann rannte mit erhobenem Messer herbei, krachte jedoch mit der Frau in Rot zusammen, die auszuweichen versuchte. Der Angreifer stieß sie beiseite, und sie stürzte schwer. Die Musik hatte inzwischen aufgehört, und alle Tänzer starrten den Messerstecher an. Keeva sah den Wachmann Emrin auf den Angreifer zulaufen, doch der Graue Mann winkte ihn zurück. Der Attentäter stand reglos da, das Messer auf sein beabsichtigtes Opfer gerichtet.
    »Nun«, sagte der Graue Mann. »Hast du vor, deinen Lohn zuverdienen?«
    »Ich tue das für die Ehre des Hauses Kilraith!«, rief der junge Edelmann und stürzte sich nach vorn.
    Der Graue Mann trat einen Schritt zur Seite, schlug den Messerarm fort und stellte dem jungen Mann ein Bein, sodass er der Länge nach auf den Steinfußboden krachte. Er schlug hart auf, rollte sich jedoch ab und kam wieder auf die Knie. Der Graue Mann trat ihm das Messer aus der Hand. Der junge Adlige sprang auf die Füße und rannte zur Terrasse. »Lasst ihn gehen«, befahl der Graue Mann Emrin und den beiden anderen Wachen, die zu ihm gestoßen waren.
    »Ein ungewöhnlicher Mann«, meinte Eldicar Manushan. Keeva musste sich von ihrem Schock erholen, doch sie sah den kleinen Beric an, der mit weit aufgerissenen Augen auf den Toten starrte.
    »Es wird alles gut«, sagte sie, kniete nieder und legte ihre Arme um seine schmalen Schultern. »Es besteht keine Gefahr mehr.«
    »Wird er wieder gesund?«, fragte Beric mit zitternder Stimme. »Er ist so still.«
    »Man wird sich um ihn kümmern«, versicherte Keeva ihm. »Vielleicht solltest du jetzt lieber gehen.«
    »Ich bringe ihn in sein Zimmer«, sagte

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