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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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beugte er sich vor, der große Bärtige nahm seine Hand und kletterte auf den Tisch. Die Adligen und ihre Damen applaudierten höflich. Aric sprang vom Tisch, und Eldicar Manushan blickte einen Augenblick schweigend über die ihm zugewandten Gesichter.
    »Es ist ein wenig warm, liebe Leute«, sagte er. »Wie ich sehe, ist einigen Damen ein wenig schwindlig, und ihre Handgelenke werden bald anfangen zu schmerzen vom ständigen Wedeln mit dem Fächer. Also wollen wir mit einer kleinen Anpassung des Wetters beginnen.« Er legte den langen Stab vor seine Füße, verschlang die Hände ineinander und streckte sie in die Höhe. Dann spreizte er die Finger und breitete die Arme aus. Ein – wie es Keeva schien – weißer Nebel entströmte seinen Händen und stieg in die Luft.
    Eldicar machte eine kreisförmige Bewegung mit der Hand, und der Nebel rollte sich zu einem Ball zusammen und begann zu wachsen. Mit einer Geste ließ er ihn durch den Raum zu einer kleinen Gruppe von Edeldamen strömen, die sich mit ihren Fächern Luft zuwedelten. Als der Nebel über ihnen in der Luft hing, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie quiekten vor Vergnügen. Der Ball teilte sich in zwei Hälften.
    Die eine blieb über den Frauen schweben, die andere hüpfte durch die Luft und schwebte dann zu einer anderen Gruppe. Jedes Mal, wenn die Kugel innehielt, teilte sie sich erneut, ohne dass eine der ursprünglichen Kugeln dabei an Größe einbüßte.
    Die Menschen, die darunter standen, begannen zu applaudieren, während die, die die Kugeln noch nicht erreicht hatten, verwirrt dreinschauten. Keeva beobachtete, wie eine der Kugeln langsam auf sie zutrieb. Als sie näher kam, fühlte sie sich plötzlich kühl, als ob ein schneeiger Windhauch durch den Raum wehte. Es war gleichzeitig erfrischend und anregend. Bald waren überall in der Großen Halle weiße Kugeln, und die Temperatur war drastisch gesunken.
    Alle Gespräche verebbten. Eldicar Manushan senkte seine Arme. »Jetzt«, sagte er, »kann die Unterhaltung beginnen. Vorab, meine Freunde, lasst mich euch für das herzliche Willkommen danken. Es ist außerordentlich erfreulich, so weit von der Heimat auf so viel Anmut, Schönheit und Kultur zu treffen.« Er verbeugte sich, und sie beklatschten das Kompliment begeistert. »Ich möchte mich ebenfalls bei Graf Aric bedanken für sein Entgegenkommen und seine großzügige Einladung, für die Dauer meines Aufenthaltes in Kydor bei ihm zu wohnen.« Wieder Beifall. »Und jetzt«, sagte er, »ein wenig Unterhaltung zu eurem Vergnügen. Was ihr gleich sehen werdet, sind Abbilder. Sie können euch nicht berühren. Sie können euch nicht sehen. Also beunruhigt euch nicht. Vor allem nicht, wenn ihr merkt, dass ein großer schwarzer Bär in eurer Mitte ist!« Plötzlich deutete er auf die westliche Wand.
    Eine massige Gestalt reckte sich dort auf die Hinterbeine, und ein tiefes haarsträubendes Brüllen erklang. Diejenigen, die dem wilden. Tier am nächsten waren, schrien auf und wichen zurück. Auf der Stelle ließ sich der Bär auf alle viere fallen und zerbrach in ein Dutzend Stücke. Jedes der Stücke hoppelte über den Tanzboden, und Keeva sah, dass es sich um schwarze Kaninchen handelte. Gelächter erscholl, am lautesten von denen, die nur Sekunden zuvor vor Angst geschrien hatten. Eldicar Manushan klatschte in die Hände, und aus den Kaninchen wurden Amseln, die sich in die Luft erhoben und durch die Terrassentüren nach draußen flogen.
    Plötzlich sprang ein Löwe herein. Die Menschen wehen auseinander, doch jetzt ohne echte Angst. Er erhob sich auf die Hinterbeine, schlug mit den Tatzen in die Luft und grollte drohend. Dann tappte er durch den Saal. Eine junge Frau streckte die Hand aus, als er vorbeilief, und ihre Hand versank in dem Tier und glitt hindurch. Der Löwe wandte sich ihr zu und richtete sich auf. Sie schrie, doch plötzlich zersprang der Löwe und wurde zu einer Schar goldener Tauben, die durch den Raum flatterten.
    Die Menge schrie nach mehr, doch Eldicar Manushan verbeugte sich nur. »Ich habe Graf Aric versprochen, meine besten … nennen wir es Tricks, für das Fest des Herzogs im Winterpalast in acht Tagen aufzusparen. Heute Abend war es nur meine Pflicht, euch Appetit zu machen. Ich danke für den Beifall.« Wieder verbeugte er sich, und diesmal erhielt er donnernden Applaus.
    Er sprang vom Tisch, nahm seinen Stab und ging zurück zu Keeva und dem Jungen. Er nahm einen neuen Becher und schwenkte ihn in der Hand, ehe er

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