Waylander der Graue
Ruin.« Waylander trat näher an den jungen Mann heran. »Ich möchte dich nicht auch töten müssen Junge. Als wir uns das letzte Mal sahen, sprachst du von deiner Verlobung mit einer jungen Dame, die du vergöttertest. Du sprachst von Liebe und von einem kleinen Gut an der Küste. Denk darüber nach. Wenn du jetzt gehst, werde ich die Sache nicht weiterverfolgen. Wenn nicht, wirst du mit Sicherheit sterben, denn ich gebe meinen Feinden keine zweite Chance.«
Er sah dem jungen Mann in die Augen und erkannte die Angst und den Stolz, die darin lagen. »Ich liebe Sanja«, sagte der Adlige. »Aber das Gut, von dem ich sprach, gehört - gehörte – meinem Onkel. Ohne es habe ich ihr nichts zu bieten.«
»Dann schenke ich es dir als Hochzeitsgeschenk«, sagte Waylander leise, doch noch während er sprach, wusste er, dass es zwecklos war.
Zorn funkelte in den Augen des Adligen. »Ich bin vom Hause Kilraith!«, fauchte er. »Ich brauche dein Mitleid nicht, du Bauer!« Er sprang nach vorn, das Schwert zischte durch die Luft. Waylander trat ihm entgegen, riss den linken Arm hoch und blockte so den Schlag am Handgelenk des anderen ab, dann griff er mit der rechten Hand hinter den Schwertarm, umklammerte ihn und zog ihn nach hinten. Der junge Mann schrie auf, das Schwert entfiel seiner Hand, als sein Arm brach. Waylander stieß ihn von sich und hob das Schwert auf. Der Adlige stürzte schwer und rollte sich auf die Knie. Als er aufstehen wollte, fühlte er die kalte Eisenspitze des Schwertes an seiner Kehle.
»Töte mich nicht!«, flehte er.
Eine große Traurigkeit senkte sich über Waylander, als er in die verängstigten Augen blickte. Er holte tief Luft. »Zu spät«, sagte er. Die Klinge stieß zu und durchtrennte den Kehlkopf. Blut schoss aus der verletzten Arterie, und der junge Mann fiel mit zuckenden Beulen nach hinten. Waylander ließ seufzend das Schwert fallen, wandte ihm den Rücken zu und ging die letzten Schritte bis zu seiner Wohnung.
Dort wartete ein anderer Mann, der mit gekreuzten Beinen ruhig auf dem Boden saß. Er trug ein graukariertes Gewand, und ein langes, kiatzisches Schwert lag in einer Scheide auf seinem Schoß. Er war klein, mit hängenden Schultern und magerem Gesicht. Er blickte auf, als Waylander näher trat.
»Du bist ein harter Mann«, sagte er.
»So heißt es von mir«, erwiderte Waylander kalt. »Was willst du?«
Der Kiatze stand auf und schob sein Schwert in die schwarze Schärpe um seine Taille. »Matze Chai wird bald nach Hause zurückkehren. Es ist mein Wunsch, in Kydor zu bleiben. Er sagte, du hättest vielleicht Bedarf für einen Rajnee. Ich sehe jedoch, dass das nicht der Fall ist.«
»Warum willst du bleiben?«, fragte Waylander. »Gibt es nicht genügend Beschäftigungsmöglichkeiten in Kiatze?«
»Es gibt da ein Rätsel, das ich lösen muss«, erklärte der Rajnee.
Waylander zuckte die Achseln. »Du kannst so lange hier bleiben, wie du willst«, sagte er. »Wenn du mit Matze Chai gekommen bist, wirst du bereits eine Unterkunft haben. Aber ich habe keine Arbeit für einen Schwertkämpfer.«
»Das ist sehr freundlich, Grauer Mann.« Der Rajnee seufzte. »Ich muss dich jedoch noch davon in Kenntnis setzen, dass ich eine … Bürde trage.«
In diesem Augenblick ertönte hinter ihnen ein überraschter und entsetzter Aufschrei. Waylander drehte sich um. Ein stämmiger, bärtiger Kiatze mit einem langen Krummschwert kam herbeigelaufen. Er trug ein Kleidungsstück, das grob aus Wolfsfell zusammengenäht war. »Da liegt ein Toter!«, sagte er mit schriller Stimme. »Auf dem Pfad. Mit durchgeschnittener Kehle!« Er spähte in die umstehenden Büsche. »Hier sind Mörder«, setzte er hinzu. »Könnten überall stecken. Wir sollten hineingehen. Ruft die Wachen!«
»Das«, sagte der Rajnee, »ist Yu Yu Liang, die Bürde, von der ich sprach.«
»Wir haben zusammen gegen Dämonen gekämpft«, sagte Yu Yu.
Waylander warf dem Rajnee einen Blick zu. »Dämonen?«
Der Mann nickte. »Das ist ein Teil des Rätsels.«
»Kommt herein«, sagte Waylander, ging an dem Mann vorbei und öffnete die Tür zu seiner Wohnung.
Kurz darauf saßen sie vor dem Feuer, das den Raum zusammen mit den Laternen in ein sanftes Glühen tauchte. Yu Yu Liang setzte sich auf einen Teppich, während die beiden anderen die einzigen Stühle im Zimmer nahmen. »Der Mann, der Palast besitzt, sollte dir besseres Zimmer geben«, erklärte Yu Yu Waylander. »Ich gehe durch Palast. Viel Gold und Silber und Samt und
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