Waylander der Graue
Seide. Wahrscheinlich reicher Schuft, geizig mit Geld.«
»Dieser Mann ist der Besitzer des Palastes«, sagte der Rajnee auf Kiatze.
Yu Yu betrachtete die nackten Wände und grinste. »Und ich bin der Kaiser der Welt.«
»Du hast Dämonen erwähnt«, sagte Waylander. Kurz und ohne melodramatisch zu werden, berichtete der Rajnee ihm von dem Angriff, dem Auftauchen des Nebels und den seltsamen Wesen, die in seinen Tiefen lebten. Waylander hörte aufmerksam zu.
»Der Arm – erzähl ihm von dem Arm!«, forderte Yu Yu ihn auf.
»Ich habe einem der Wesen ein Glied abgehackt. Die Haut war blass, weißlich grau. Als Sonnenlicht darauf fiel, begann das Fleisch zu verbrennen. Nach wenigen Sekunden war es völlig verschwunden.«
»Ich habe noch nie von solchen Wesen in Kydor gehört«, sagte Waylander, »oder von einem Angriff der Art, wie du ihn beschreibst. Ich erinnere mich, über Schwerter aus hellem Licht gelesen zu haben. Ich weiß nicht mehr, wo, aber das Buch muss in der Nordbibliothek stehen. Ich suche morgen danach.« Er sah dem Rajnee in die dunklen Augen. »Wie heißt du, Schwertkämpfer?«
»Ich bin Kysumu.«
»Ich habe von dir gehört. Ich heiße dich in meinem Haus willkommen.«
Kysumu verbeugte sich wortlos.
»Vor kurzem sah ich einen Nebel, wie du ihn beschrieben hast«, erzählte Waylander. »Ich spürte, dass sich etwas Böses darin verbarg. Wir werden weiter über das Rätsel sprechen, wenn ich in meiner Bibliothek geforscht habe.«
Kysumu stand auf. Yu Yu erhob sich ebenfalls schwerfällig. Er zupfte Kysumu am Gewand. »Was ist mit Angreifern?«, fragte er.
»Der tote Mann war der Angreifer«, sagte Kysumu.
»Oh.«
Kysumu seufzte. Er verbeugte sich erneut vor Waylander. »Ich schicke deine Wachen, um den Toten zu holen.«
Waylander nickte, dann ging er davon in einen von Laternen erhellten Raum im hinteren Teil des Hauses.
KAPITEL 5
Matze Chai schlief traumlos und erwachte erfrischt und belebt. Die Zimmerflucht, die man ihm zugewiesen hatte, war mit erlesenem Geschmack ausgestattet, die Wände waren in schön zueinander passenden zarten Grün- und Rosatönen gehalten. Kunstwerke der berühmtesten und gefragtesten kiatzischen Künstler schmückten die Wände, und die handbemalten Seidenvorhänge filterten die Morgensonne, sodass Matze Chai die Schönheit des neuen Tages bewundern konnte, ohne dass die Sonne seinen empfindlichen Augen wehtat.
Die Möbel waren exquisit, blattvergoldet, das Bett breit und fest mit einem seidenen Himmel. Selbst der Topf unter dem Bett, den Matze in der Nacht dreimal benutzt hatte, war mit Gold verziert. Eine solche Eleganz war beinahe diese Reise wert. Matze Chai läutete die goldene Klingel neben seinem Bett. Die Tür ging auf, und ein Diener trat ein, ein junger Mann, der seit zwei Jahren in Matzes Diensten stand. Er konnte sich nicht an seinen Namen erinnern.
Der Diener bot Matze Chai einen Becher mit kühlem Wasser an, doch er winkte ab. Der junge Mann verließ das Zimmer und kam mit einer Keramikschale mit warmem, duftendem Wasser zurück. Matze Chai setzte sich auf, und der Diener zog die Decken zurück. Der alte Kaufmann entspannte sich, während der Junge ihm half, sein Nachthemd und die Nachtmütze abzulegen, und ließ seine Gedanken schweifen, als der Diener ihn behutsam mit einem Schwamm abwusch und ihn anschließend abtrocknete. Dann öffnete der Junge einen Tiegel mit süß duftender Creme.
»Nicht zu viel«, warnte Matze Chai. Der Diener antwortete nicht, denn Matze Chai gestattete so früh am Tag noch kein Gespräch. Stattdessen verteilte er die Creme sanft auf der trockenen Haut von Matze Chais Armen und Schultern. Anschließend zog er die langen Elfenbeinnadeln aus Matze Chais Haaren, rieb sie mit frischem Öl ein und kämmte und bürstete dann kunstvoll das Haar, bis er es zu einem festen Knoten auf dem Oberkopf zusammenband und mit den Haarnadeln wieder feststeckte.
Ein zweiter Diener trat ein mit einem Tablett, auf dem eine kleine silberne Teekanne und eine kleine Schale standen. Er stellte das Tablett neben den Tisch, dann ging er zu einem großen Wandschrank und nahm ein schweres Gewand aus gelber Seide heraus, das wunderschön mit goldenen und blauen Singvögeln bestickt war. Matze Chai stand auf und streckte die Arme aus. Der Diener ließ gekonnt das Gewand über die ausgestreckten Arme gleiten und ging dann um Matze herum, um das Oberteil zuzuknöpfen, ehe er das Unterteil an Elfenbeinhäkchen an Matze Chais Taille
Weitere Kostenlose Bücher