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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zwei weitere Wachleute, und Vanis sah einen der schwarzen Jagdhunde über den Rasen tappen. Der Kaufmann ging wieder hinein und sank in einen tiefen Ledersessel neben der Karaffe mit Lentrischem Feuer.
    Aric hatte nur gelacht, als Vanis darauf beharrte, Leibwächter einzustellen. »Er ist ein Kaufmann wie du, Vanis. Glaubst du, er würde sich selbst in Gefahr bringen, indem er Mörder anheuert, um dich zu jagen? Wenn einer erwischt und seinen Namen nennen würde, würde er alles verlieren. Wir hätten seinen Palast und was auch immer von seinem Vermögen in den Palastgewölben verborgen ist. Himmel, das ist es fast wert zu hoffen, dass er Attentäter schickt.«
    »Du hast leicht reden, Aric. Hast du davon gehört, wie er die Räuber aufgespürt hat, die sein Land angriffen? Dreißig, so heißt es. Und er hat sie alle getötet.«
    »Unsinn«, höhnte Aric. »Es waren höchstens ein Dutzend, und ich bezweifle nicht, dass der Graue Mann viele seiner Wachen mit sich hatte. Es ist einfach eine Lüge, um seinen Ruf zu stärken.«
    »Eine Lüge, ja? Dann war es wohl auch eine Lüge, dass er Jorna mit einem einzigen Hieb gegen den Hals tötete und dann Parellis mit seinem eigenen Schwert erstach. Soweit ich weiß, ist er dabei nicht einmal ins Schwitzen gekommen.«
    »Zwei dumme Jungen«, sagte Aric. »Himmel, Mann, das hätte ich auch gekonnt. Was hat dich bloß geritten, auf zwei solche Einfaltspinsel zu setzen?«
    »Es war ein Fehler«, gab Vanis zu. »Ich dachte, sie hätten vor, ihn auf seinem Grund und Boden zu überraschen. Ich erwartete nicht, dass sie ihren Anschlag auf einem Ball vor hundert Zeugen verüben würden!«
    »Ach was, jetzt ist es vorbei«, sagte Aric gewandt. »Der Graue Mann hat ohne Widerstreben beigegeben. Nicht einmal ein zorniges Wort. Hast du darüber nachgedacht, was du mit Parias Fünfzehntausend machen willst?«
    »Dreißigtausend«, berichtigte Vanis.
    »Abzüglich meiner Provision, natürlich«, erklärte Aric.
    »Manche Leute hätten bestimmt das Gefühl, dass deine Provision leicht übertrieben ist«, sagte Vanis, bemüht, seinen Ärger zu verbergen.
    Aric lachte. »Manche glauben auch, dass ich als oberster Ratsherr von Carlis eine Untersuchung darüber anstellen sollte, was zwei bis dato unbescholtene Jungen dazu brachte, eine solche Tat zu begehen. Gehörst du auch zu denen?«
    »Ich habe schon verstanden«, brummte Vanis. »Fünfzehntausend also.«
    Selbst jetzt, Stunden später, hinterließ dieses Gespräch einen schlechten Geschmack in seinem Mund.
    Vanis leerte einen dritten Becher Lentrisches Feuer und hievte sich wieder hoch. Etwas wacklig ging er durchs Zimmer, zog die Tür auf und taumelte in sein Schlafzimmer.
    Die Seidenlaken auf seinem Bett waren zurückgeschlagen, und Vanis streifte sein Gewand und die Schuhe ab und setzte sich schwerfällig. In seinem Kopf drehte sich alles. Er fiel zurück in die Kissen und gähnte.
    Eine schattenhafte Gestalt trat zum Bett. »Deine Neffen warten auf dich«, sagte eine leise Stimme.
     
    Drei Stunden nach Tagesanbruch brachte ein Diener ein Tablett mit frisch gebackenem Brot und weichem Käse zum Schlafzimmer des Kaufmanns Vanis. Er erhielt keine Antwort auf sein behutsames Klopfen und klopfte lauter. Im Glauben, sein Herr liege in tiefem Schlaf, kehrte der Diener in die Küche zurück. Eine halbe Stunde später versuchte er es erneut. Die Tür war noch immer verschlossen, und von drinnen kam kein Ton.
    Er berichtete dem Oberdiener davon, der die Tür mit einem Zweitschlüssel öffnete.
    Der Kaufmann Vanis lag auf dem Rücken in blutgetränkten Laken, die Kehle durchgeschnitten, ein kleines, gebogenes Messer in der rechten Hand.
    In weniger als einer Stunde war der oberste Ratsherr, Graf Aric, zur Stelle, zusammen mit dem bärtigen Eldicar Manushan, zwei Offizieren der Wache und einem jungen Arzt. Der Magier befahl dem kleinen Pagen, der jetzt eine Tunika aus schwarzem Samt trug, vor der Tür zu warten. »Das sollte ein Kind nicht mit ansehen«, erklärte Eldicar. Der Junge nickte und stellte sich im Flur mit dem Rücken an die Wand.
    »Es scheint offensichtlich«, sagte der Arzt und trat von dem Leichnam zurück. »Er hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten und starb nach wenigen Augenblicken. Das Messer ist, wie ihr sehen könnt, sehr scharf. Es war nur ein Schnitt, ein tiefer Schnitt, der den Kehlkopf durchtrennte.«
    »Seltsam, dass er zuerst sein Gewand auszog, findest du nicht?«, meinte Eldicar Manushan und deutete auf das am

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