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Waylander der Graue

Waylander der Graue

Titel: Waylander der Graue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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kämpfen?«
    »Nur wenige folgen noch ganz den alten Wegen«, sagte er traurig. »Die meisten Rajnee sind jetzt nichts weiter als Leibwächter, die reich werden wollen. Sie werden dem Ruf der Schwerter nicht folgen oder in fremde Länder reisen.«
    »Und was ist mit dir, Grauer Mann?«, fragte sie. »Wirst du gegen die Dämonenherrscher kämpfen?«
    »Warum sollte ich?«, entgegnete er. In seiner Stimme lag Bitterkeit. »Es ist nur ein weiterer Krieg, nur eine weitere Gruppe habgieriger Menschen, die versuchen, etwas zu nehmen, was ihnen nicht gehört. Und sie werden es für gerecht halten, solange sie stark genug sind, der nächsten Gruppe habgieriger Menschen zu widerstehen, die versuchen; es ihnen wieder abzunehmen.«
    »Dies hier ist anders«, sagte sie leise. »Wenn sie gewinnen, wird die Welt das Wesen des wahren Schreckens kennen lernen: Kinder, aus den Armen ihrer Mütter gerissen, um mit Tieren vereinigt zu werden, oder denen die Organe entnommen werden, um das Leben der Herrscher zu verlängern. Tausende werden abgeschlachtet im Namen geheimer Wissenschaften. Magie der entsetzlichsten Art wird allgemein verbreitet sein.«
    Waylander schüttelte den Kopf, und als er sprach, war seine Stimme kalt. »Während der Vagrischen Kriege wurden Säuglinge aus den Armen ihrer Mutter gerissen und mit den Köpfen gegen Steinmauern geschlagen. Kinder wurden niedergemetzelt und Männer zu Tausenden erschlagen. Frauen wurden vergewaltigt und verstümmelt. Das taten Menschen. Einer trauernden Mutter ist es gleich, ob ihr Kind von Magie oder Macht umgebracht wurde. Nein, ich habe genug von Kriegen, meine Dame.«
    »Dann stell es dir als Kampf gegen das Böse vor«, sagte sie.
    »Sieh mich an«, sagte er. »Habe ich ein leuchtendes Schwert? Du kennst mein Leben. Kommt es dir so vor, als wäre ich ein Krieger des Lichts?«
    »Nein«, antwortete sie. »Auch du bist den Pfad des Bösen gegangen, und das verleiht dir größeres Verständnis für seine Natur. Doch du hast es überwunden. Du kämpftest gegen die Dunkelheit und gabst dem Volk von Drenai Hoffnung, indem du die Bronzerüstung wiederentdecktest. Jetzt droht noch größeres Übel.«
    »Wie kommt es, dass du so viel über dieses Böse weißt?«, fragte er.
    »Weil ich daraus geboren bin«, erwiderte sie. Sie führte die behandschuhten Hände an ihren hohen Kragen und löste die Häkchen, mit denen er verschlossen war. Mit einer plötzlichen Bewegung öffnete sie das Seidengewand und ließ es zu Boden gleiten. Die Morgensonne beschien ihren schlanken Körper und betonte das gestreifte goldschwarze Fell, das ihre Haut bedeckte. Beide Männer standen reglos, als sie einen ihrer Handschuhe abzog und die Hand hochhielt. Das Fell endete an den Handgelenken, doch ihre Finger wirkten unnatürlich und seltsam verkürzt. Sie bewegte die Hand, und lange, silberne Krallen erschienen an ihren Fingerspitzen. »Ich bin ein Bastard, Grauer Mann. Ein misslungenes Experiment. Ich sollte eigentlich eine neue Form des Kraloth werden, einer Tötungsmaschine von großer Kraft und Schnelligkeit. Stattdessen verstärkte die Magie, die diese Ungeheuerlichkeit von einem Körper schuf, auch meinen Verstand. Du siehst die Zukunft der Menschheit vor dir. Gefallt sie dir?« Waylander sagte nichts, denn es gab nichts zu sagen. Ihr Gesicht war menschlich und unbeschreiblich schön, doch ihr Körper war katzenhaft, mit verkrümmten Gelenken.
    Kysumu trat hinter die nackte Priesterin und hob ihr Gewand auf. Ustarte lächelte zum Dank und zog das Kleid wieder an. »Meine Anhänger und ich kamen durch das Tor. Sechs wurden bei dem Versuch getötet. Wir kamen, um diese Welt zu retten. Wirst du uns helfen?«
    »Ich bin kein General, meine Dame. Ich bin ein Mörder. Ich habe keine Armeen. Du möchtest, dass ich hinausreite gegen eine Horde von Dämonen? Wofür? Für Ehre und einen schnellen Tod?«
    »Du wärst nicht allein«, sagte Kysumu leise.
    »Ich bin immer allein«, sagte Waylander und ging davon.
     
    Er starrte die Rüstung an. Sie schimmerte hell im Licht der Laterne, als ob sie aus Mondschein bestünde. Der geflügelte Helm glitzerte, und er konnte sein Spiegelbild in dem geschlossenen Visier erkennen. Die Kettenpanzerung im Nacken war ungemein feingliedrig, das Licht glitzerte darauf wie auf hundert Diamanten. Der Kürass war wunderbar gearbeitet und mit Runen graviert, die er nicht lesen konnte.
    »Würde dir gut stehen, Herr«, sagte der Rüstmeister. Seine Stimme hallte in der hohen, gewölbten

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