Waylander der Graue
Halle wider.
»Ich will sie nicht«, sagte Waylander, drehte sich um und ging einen langen, gewundenen Gang entlang. Er bog links ab, dann rechts, öffnete eine Tür und trat in einen weiteren Saal.
»Probier sie an«, sagte der Rüstmeister, nahm den Helm von seinem Platz auf dem. Gestell und hielt ihn Waylander hin. Waylander antwortete nicht. Wütend machte er auf dem Absatz kehrt, ging durch die Tür und stand wieder in dem schattigen Gang. Er ging weiter. Überall gab es Abzweigungen, und bald hatte er jede Orientierung verloren. Er kam an eine Treppe und stieg und stieg. Oben angekommen, setzte er sich erschöpft hin. Ihm gegenüber war eine Tür, aber er mochte nicht hindurchgehen. Er wusste instinktiv, was er dahinter finden würde, aber er konnte nirgendwo anders hin. Mit einem tiefen Seufzer stieß er die Tür auf und erblickte das Rüstgestell. »Warum willst du sie nicht?«, fragte der Rüstmeister.
»Weil ich es nicht wert bin, sie zu tragen«, erklärte er.
»Das ist niemand«, sagte der Rüstmeister.
Das Bild verblasste, und Waylander fand sich an einem rasch dahinströmenden Bach wieder. Der Himmel war hell und blau, das Wasserfrisch und kühl. Er legte die Hände zusammen und trank aus dem Bach, dann lehnte er sich gegen den Stamm einer Trauerweide, deren Zweige wie ein Vorhang um ihn hingen. Es war friedlich hier, und er wünschte, er könnte für immer hier bleiben.
»Das Böse hat einen Preis«, sagte eine Stimme.
Er blickte nach rechts. Direkt hinter den herabhängenden Zweigen stand ein Mann mit kalten Augen. Auf seinem Gesicht und seinen Händen war Blut. Er kniete sich an den Bach, um sich zu waschen. Doch statt sich vom Blut zu reinigen, wurde der ganze Bach dunkelrot und begann zu blubbern und zu dampfen. Die Weidenzweige wurden dunkel, die Blätter fielen ab. Der Baum stöhnte. Waylander ging ein Stück weg, und die Rinde platzte auf und spie Horden von Insekten aus, die über das tote Holz krabbelten.
»Warum tust du das?«, fragte Waylander den Mann.
»Es ist meine Natur«, antwortete er.
»Das Böse trägt einen Preis«, sagte Waylander und machte einen Schritt vorwärts. Ein Messer erschien in seiner Hand, und er schlitzte dem Mann in einer geschmeidigen Bewegung die Kehle auf. Blut schoss aus der Wunde, und der Mann stürzte hintenüber. Der Körper verschwand. Waylander stand ganz still. Seine Hände waren blutüberströmt. Er ging zum Bach, um sich zu waschen, und der Bach wurde rot und begann zu blubbern und. zu zischen.
»Warum tust du das?«, fragte eine Stimme.
Überrascht drehte sich Waylander um und sah einen Mann neben der sterbenden Weide. »Es ist meine Natur«, erklärte er – als das glitzernde Messer in der Hand des anderen erschien …
Er erwachte mit einem Ruck. Er stand auf und ging hinaus in die Sonne. Er hatte weniger als zwei Stunden geschlafen und fühlte sich leicht benommen. Er schlenderte zum Strand hinunter, wo Omri auf ihn wartete, mit frischen weißen Handtüchern. Auf einem kleinen Tisch standen ein Krug kalten Wassers und ein Becher bereit.
»Du siehst schrecklich aus, Herr«, sagte der weißhaarige Diener. »Vielleicht solltest du dein Bad lassen und etwas frühstücken.«
Waylander schüttelte den Kopf und streifte seine Kleider ab. Er watete ins kühle Wasser, warf sich nach vorn und begann zu schwimmen. Sein Kopf wurde klar, doch er konnte die Stimmung nicht abschütteln, die der Traum in ihm hinterlassen hatte. Er machte kehrt und schwamm mit langen gleichmäßigen Zügen ans Ufer, dann ging er zum Wasserfall und wusch sich Salz und Sand vom Körper.
Omri reichte ihm ein Handtuch. »Ich habe frische Kleider gebracht, während du geschwommen bist«, sagte er.
Waylander trocknete sich ab, dann zog er ein Hemd aus weicher, weißer Seide an und eine dünne Lederhose. »Ich danke dir, mein Freund«, sagte er.
Omri lächelte, dann schenkte er einen Becher Wasser ein, den Waylander trank. Norda kam die Stufen heruntergerannt und knickste vor dem Grauen Mann.
»Eine große Gruppe Reiter kommt den Berg herauf, Herr«, sagte sie. »Es sind Ritter und Lanzenreiter und Bogenschützen. Graf Aric reitet an der Spitze. Emrin glaubt, dass der Herzog bei ihnen ist.«
»Ich danke dir, Norda«, sagte Omri. »Wir sind gleich da.«
Das Mädchen knickste erneut, dann rannte es weder nach oben. Omri sah seinen Arbeitgeber an. »Haben wir Ärger, Herr?«, fragte er.
»Das wollen wir herausfinden«, antwortete Waylander und zog seine Stiefel
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