Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
Dutzenden von Augenpaaren beobachtet wurde.
Igel! Mehr als hundert.
Anscheinend war sie mitten in irgendeine Art von Zeremonie hineingeplatzt. Auf einer ausgedehnten Grasnabe waren Steine im Kreis angeordnet. In der Mitte der Steine stand eine große Igelin auf den Hinterbeinen. An jeden ihrer vielen Stachel war ein ausgefranstes Band gebunden, sodass sie in der Abendbrise flatterte und je nach Laune des Windes scheinbar ihre Form veränderte. In den Pfoten hielt sie eine angespitzte Weidenrute. Zu ihren Füßen lag ein gewaltiger Klumpen von irgendetwas. Sie starrte Alissa einen Augenblick lang an, dann hob sie den Blick zum Himmel.
Offenbar glaubte diese Igelpriesterin, dass Alissa vom Dach von Welkin herabgestiegen sei.
»Willkommen zur Messe der Igel«, sagte die Priesterin. »Du wurdest uns vom Großen Gott Stachel geschickt.«
Das war keine Frage; die Priesterin stellte vielmehr eine Tatsache fest. Der Große Stachel, wer immer das sein mochte, hatte den Igeln eindeutig ein Geschenk in Form dieses Wiesels gemacht, aus welchem von ihnen ersehnten Grund auch immer.
»Hier muss ein Irrtum vorliegen«, sagte Alissa und stand auf. Sie hatte keine Angst vor Igeln. Natürlich war der Umgang mit ihnen nicht einfach, doch im Allgemeinen wurden sie nicht als gefährlich betrachtet. »Ich bin einfach nur aus einem Adlernest gefallen. Jetzt bin ich unterwegs, um die übrigen Mitglieder meiner Gruppe zu suchen – Sylbers Wiesel.«
»Wirklich?«, entgegnete die Igelpriesterin auf eine überhebliche Weise, während sich unter der Mehrheit der Anwesenden ein Raunen ausbreitete. »Du bist unterwegs, um jemanden zu treffen? Warum bleibst du nicht für eine Weile bei uns? Du wirst es gut bei uns haben. Komm her zu mir.«
»Ich würde mich jetzt lieber auf den Weg machen«, sagte Alissa mit Bestimmtheit.
Doch zwei Igel waren vorgetreten; sie nahmen ihre Eierschale und trugen sie in die Mitte des Steinkreises.
»He!«, rief Alissa, die jetzt ein bisschen ärgerlich wurde. »Das gehört mir!«
Diese Bemerkung schien die Priesterin zu erheitern. »Dir?«, sagte sie. »Verzeihung, aber das sieht mir nicht direkt aus wie ein Wieselei, oder? Wie kann es dann dir gehören?«
»Ich… ich habe es aus dem Adlernest geholt.«
»Geholt? Gestohlen. Du bist eine Diebin. Wir wissen, wie wir mit Dieben umzugehen haben, nicht wahr?« Die Stimme der Priesterin wurde streng. »Packt sie!«, fauchte sie.
Auf dieses Zeichen hin zogen sich alle Igel spitze schwarze Kapuzen über die Köpfe. Doch anstatt sich in Richtung Alissa zu bewegen, die sich bereits auf einen Kampf vorbereitete, bildeten sie Gänge zwischen sich, durch die schreckliche Reptilien krochen. Die Augen der Reptilien funkelten im Mondlicht. Ihre gegabelten Zungen zuckten immer wieder blitzartig aus den Mündern. Sie zischten hässliche Worte.
»Schlangen!«, schrie Alissa. »Vipern!«
Es war allgemein bekannt, dass die einzigen Wesen, die gegen das Gift einer Viper immun waren, die Igel waren. Nicht nur dass ihre Stachel sie schützten, sondern aus irgendeinem Grund konnte das Gift aus den Zähnen einer Viper einem Igel nichts anhaben. Wenn Alissa jedoch gebissen würde, würde sie sehr krank werden und wahrscheinlich sterben, falls kein Arzt ihr das Gegenmittel verabreichte. Es waren insgesamt fünf Schlangen, die sich durch die von den Igeln gebildeten Gänge wanden und gelegentlich zur Seite schnellten, um einen aus der stacheligen Horde zu beißen, jedoch ohne Wirkung.
Alissa wurde in die Mitte des Steinkreises gedrängt, wo die Priesterin sie erwartete. Rings um sie herum skandierten die Igel einen düsteren Klagegesang und schwankten im Licht des Mondes. Solange sie auf die Priesterin zuging, war sie gegen die Schlangen abgeschirmt, doch sobald sie versuchte, sich von dem Steinkreis zu entfernen, öffneten sich die Wege wieder, um die zischenden Vipern freizugeben.
Als sie die Mitte erreicht hatte, sah Alissa zu ihrem Entsetzen weiße Schädel, die halb im Gras vergraben waren; verblichene Geschöpfe mit blinden Sternenmoos-Augen blickten zu ihr auf.
Zähne lagen verstreut wie Hagelkörner am Boden.
In der Mitte des Steinkreises lag eine tote Wühlmaus; ihr Herz war anscheinend von einer angespitzten Rute durchbohrt worden. Ihre Augen starrten Alissa glasig an, als diese den geheiligten Bereich betrat. Dieses Geschöpf war offensichtlich das letzte Opfer gewann.
»Ein Wiesel«, rief die Priesterin mit schriller Stimme ihrer Gefolgschaft zu, und es erhob
Weitere Kostenlose Bücher