Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
eben zu bedeuten?«, fragte Miniva anschließend.
»Verdammt soll ich sein, wenn ich es weiß«, antwortete Grind. »Irgendeine alte Statue will mit mir reden. Ich hab keine Lust dazu. Sie haben Unsinn im Kopf, diese Statuen. Am besten geht man ihnen aus dem Weg.«
Als sie beim Kloster Milchstein ankamen, war es Abend. Das Kreuz, das die Wiesel zu dem Ort geführt hatte, war nicht sichtbar – kein Licht schien dahinter, um müde Wanderer zur Klosterpforte zu locken. Außerdem war alles sehr still. Miniva fragte sich, ob sie wohl noch rechtzeitig käme, um die Wieselgruppe vor dem Messer des Ebers zu retten. »So, was machen wir jetzt?«, flüsterte sie Grind zu.
»Machen?«, rief das struppige Wiesel lauthals. »Natürlich gehen wir hin und läuten, das machen wir.«
Mit diesen Worten trat er an die Tür und zog das Seil, an dessen Ende eine Glocke hing. Irgendwo im Inneren der Steinmauern ertönte ein lautes Bimmeln. Miniva hatte Angst. Sie hätte weglaufen können, doch leider war es dazu zu spät. Der Eber würde sie bestimmt mühelos einfangen.
Die große Tür schwang auf und der Eber stand in seiner Mönchskutte da. »Ja?«, sagte er mit samtweicher Stimme. Dann bemerkte er Miniva. »Ahhhh!«, brüllte er. »Die Ausreißerin. Wieder nach Hause zurückgekehrt, wie? Hinein mit dir!«
Miniva huschte über die Schwelle, gefolgt von Grind.
»Was willst du denn hier?«, fragte der Eber aus den tiefen Falten seiner Kutte heraus. »Wer hat dich hereingebeten?«
»Mein Fell wirkt vielleicht ein wenig schmuddelig«, sagte Grind, »aber darunter steckt eine schöne feste Schwarte. Meine alte Mami pflegte immer zu sagen: ›Du würdest eine gute Trommel abgeben, würdest du, Grindy, mein kleiner Schatz. Du hast irgendwas Ledernes an dir, hast du. Genau wie dein Vater, Gott segne sein Fell. Selbst als er in Langwiesen am Galgen ging, war er ein erstklassiges Fell, echt.‹«
Der Eber stand eine Weile unschlüssig da, immer noch die Tür aufhaltend, dann schlug er sie mit einem Knall zu. Sofort begann sich der Turm langsam zu drehen und veränderte die Lage der Welt draußen zur Außentür. »Wenn du unbedingt willst, soll es so sein. Vielleicht brauche ich mal ein Stückchen für eine Ecke, wenn die Felle knapp werden. Ansonsten kann ich dich zum Flicken hernehmen, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, warum du unbedingt dein Fell verlieren und zu einer Trommel verarbeitet werden willst.«
Grind ging Knarrak um den Bart. »Nun, welchem ruhmreicheren Zweck könnten wir nach unserem Abgang von dieser Welt zugeführt werden? Eine Trommel! Schon allein in diesem Wort liegt etwas Majestätisches. Es klingt irgendwie königlich. Trommeln passen zu allem, nicht wahr? Hörner und Trommeln, Pfeifen und Trommeln, Schalmeien und Trommeln. Es wird mir nicht Leid tun, eine Trommel zu sein, o nein, mach dir keine Sorgen deswegen, Brüderchen im Glauben.«
»Nenn mich nicht Brüderchen«, grunzte Knarrak.
»’tschuldigung«, erwiderte Grind. »Das war nur so was wie ’ne liebevolle Anrede. Also, dann Bruder Schweinebacke.«
Der Eber nahm die Kapuze ab und blinzelte.
»Obwohl ich zur Familie der Schweine gehöre, möchte ich nicht mit ›Schweinebacke‹ angesprochen werden.«
»Oh?«, sagte Grind und machte ein erstauntes Gesicht. »Wieso denn nicht? Du hast doch die Backen eines Schweins, oder etwa nicht?«
Miniva blickte abwechselnd von einem zum anderen der beiden Tiere und fragte sich, warum Grind wohl solche Wortspiele trieb und den Eber aufs Äußerste reizte.
»Ja«, räumte Knarrak durch zusammengebissene Hauer ein, »ich habe tatsächlich die Backen eines Schweins, weil ich ein Schwein bin . Aber das Wort ›Schweinebacke‹ wird missbräuchlich verwendet. Es ist eine Beleidigung. Wie würdest du es finden, wenn ich dich ›Wieselbacke‹ nennen würde? Ich glaube, es würde dir nicht gefallen.«
»Aber ich bin nun mal kein Schwein, sondern ein Wiesel, und mir macht es nichts aus, wenn du mich ›Wieselbacke‹ nennst«, sagte Grind, der sich gleichzeitig in alle Richtungen umsah, als ob er eine Tür suchte. »Also, wo ist das Speisezimmer?«
»Wie bitte?«, fragte Knarrak.
Grind wandte sich wieder ihm zu. »Das Speisezimmer, wo wir essen. Du gibst uns doch bestimmt noch etwas zu essen, bevor du uns die Kehlen durchschneidest, oder etwa nicht? Schlechte Ernährung ist schädlich für den Teint, weißt du das nicht? Ein Mangel an gutem Essen kann ein Wiesel schneller schrumpfen lassen, als ein Schwein sich
Weitere Kostenlose Bücher