Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)
ich keine Eidechsenkotze finde?«
»Dann steck einer Eidechse deine Pfote in den Schlund«, sagte sie und lächelte dabei boshaft. »Sobald du das machst, brechen sie ihr Frühstück wieder aus. Und wenn du mir nicht bringst, was ich brauche, werden deine Kaninchen-Freunde eine unerfreuliche Nacht verbringen, denn ich kann jederzeit nach Belieben Füchse und Eulen herbeirufen.«
Sylber begriff, was sie damit meinte.
Während des restlichen Tages fügte sich Sylber dem Willen der Mufflon-Hexe, indem er herumeilte und alle möglichen ekelhaften Dinge für ihren Vorrat sowie zum sofortigen Gebrauch einsammelte. Einige der Dinge, die er herbeibringen sollte, waren so abscheulich, dass er sie auf Vorderlauflänge von sich weg hielt und sich die Nase mit der anderen Pfote zuhielt, um sie so schnell wie möglich in irgendein Glas oder einen Topf zu werfen.
Die Hexe war unersättlich in ihren Forderungen und kein bisschen dankbar. Sie kreischte und brüllte ihn an, wenn er ihrer Meinung nach zu langsam war, und bedachte ihn auch nicht mit Lob, wenn er ihre Aufträge schnell erledigte. Es war eine ausgesprochen undankbare Arbeit. Und was noch schlimmer war, Sylber glaubte nicht, dass sie ihr Versprechen einhalten und die anderen gehen lassen würde, wenn er ihr eine ganze Woche lang gedient hätte. Er hatte das Gefühl, dass sich diese Woche endlos ausdehnen würde.
»Hier ist eine Schale mit Haferschleim«, sagte sie und reichte ihm mit einem Vorderhuf etwas, das wie Brackwasser aussah. »Vielleicht findest du, dass er etwas dünn ist, aber es ist reichlich gutes Fleisch darin.«
Sylber, von des Tages Mühen erschöpft, machte sich gierig über den Haferschleim her. Es war keine Unze Gutes in der Suppe, trotz der grauen Bröckchen, die an der Oberfläche schwammen. Vielmehr hatte es den Anschein, als bestünde das Ganze aus nichts anderem als Wasser, durchsetzt mit toten Blättern. Es schmeckte schwach nach Schneckenschleim. »Woraus ist das gemacht?«, fragte er sie, während er zusammengesunken in der Dunkelheit im hinteren Teil der grünen Kapelle saß. »Wie heißt dieses Gericht?«
»Rindenschleim, hergestellt aus den besten Zweigen«, antwortete sie unwirsch, während sie sich über ihren Kohlrübenbrei hermachte. »Du kannst dich glücklich schätzen.«
Sylber seufzte bei dieser Offenbarung von Geiz. Anscheinend hatte seine neue Herrin nicht nur einen schlechten Charakter, sie war auch noch knickerig. »Ich hatte gedacht, dass ich wenigstens etwas Gutes zu essen bekäme«, brummte er.
»Du weißt, wie es einem ergangen ist, der etwas gedacht hat?«, schnappte sie zurück. »Er lief einem Güllewagen hinterher und dachte, es wäre eine Hochzeit.«
»Sehr lustig«, sagte Sylber, der so heftig von Müdigkeit übermannt wurde, dass ihm ohnehin nichts mehr am Essen lag.
Er rollte sich zu einem Fellbündel zusammen und schlief zwischen den emsig am Boden krabbelnden Spinnen und Käfern ein, ohne sich von ihnen stören zu lassen.
Am nächsten Tag wurde er um fünf Uhr in der Früh geweckt und das Ganze begann von neuem. Er wurde sofort in den Wald hinaus geschickt, um Schnecken zu suchen, die in der Nacht gestorben waren, und nach seiner Rückkehr musste er sie schälen und ihre Häute in ein Glas füllen. Frische tote Schnecken zu häuten ist keine leichte Aufgabe, wie all jene, die das schon mal versucht haben, sehr wohl wissen werden. Ihre Haut ist so locker, dass sie unter Druck knittert und bei der kleinsten Unachtsamkeit reißt. Maghatsch wollte ausschließlich unversehrte Schneckenhäute, ohne Risse oder Löcher.
Bei seinen Ausflügen in den Wald nutzte Sylber die Gelegenheit, einige Mundvoll Pilze zu schlucken, um sich seine Kräfte einigermaßen zu bewahren. Er versuchte außerdem, die Kaninchen zu rufen, doch sobald sie ihn rochen oder seine Stimme hörten, flitzten sie in ihre Löcher. Mit Besorgnis stellte er fest, dass etwa hundert von ihnen auf der großen Lichtung waren. Wie sollte er unterscheiden, welche seiner Gruppe von Gesetzlosen angehörten und welche echte Kaninchen waren? Die ganze Geschichte war ein Alptraum, aus dem er anscheinend nie mehr erwachen sollte.
Etwa gegen Mittag ergab sich eine neue Gefahr. Sylber war gerade dabei, die abgeworfenen Reste von Mottenlarven einzusammeln, als ausgerechnet – wer? – Sheriff Trugkopp mit einem Trupp von Hermelinen auf der Lichtung erschien. Sie alle waren offensichtlich ziemlich erschöpft. Schnell umringten sie das unselige Wiesel.
»Endlich
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