Weber, David - Honor Harrington - Sturm der Schatten
Sie sind etwa elfhundert Kilometer außerhalb ihrer Formation und ein gutes Stück voraus. Wie es aussieht, wurden sie nach außen an die Stelle abgestellt, wo Commodore Chatterjees Schiffe vernichtet wurden, vielleicht zur Raumnotrettung. Davon abgesehen ist, soweit ich es sagen kann, alles beim Alten.«
»Haben Sie Byngs Flaggschiff identifiziert?«
»Jawohl, Ma’am. Ich habe seine Emissionssignatur im Monica-System aufzeichnen können. Sofern er nicht auf ein anderes Schiff gewechselt hat, ist es dieses hier.«
Ein grünes Karo umgab das goldumrandete orangene Icon eines Schlachtkreuzers. Insgesamt gab es drei passende Symbole, von denen jedes für einen flaggschifftauglichen Schlachtkreuzer stand, doch Tersteegs Zuversicht, den richtigen herausgepickt zu haben, war offenkundig.
»Gut.« Michelle nickte. »Wie ist der Status ihrer Impeller?«
»Schwer, das mit absoluter Sicherheit zu sagen, Ma’am«, gab Tersteeg zu. »Commander Kaplan wollte die Drohnen nicht zu nahe zurücklassen, daher sind sie etwas zu weit draußen für definitive Messungen. Nach allem, was ich sehen kann, sind die Emitter jedoch nicht heiß.«
»Gut«, wiederholte Michelle und klopfte ihm auf die Schulter. »Benachrichtigen Sie mich, sobald sich etwas ändert.«
»Zu Befehl, Ma’am.«
Michelle nickte, ging langsam zu ihrem Kommandosessel und setzte sich hinein. Naomi Kaplans Entscheidung, die ortungsgeschützten Geisterreiter-Plattformen zurückzulassen, war gerade hinreichend gerechtfertigt worden; dennoch hatte Michelle eine gewisse unleugbare Sorge empfunden, als sie davon zum ersten Mal hörte. Geisterreiter bildeten einen der größten Vorteile der RMN und der Gedanke, die Solare Liga könnte solch eine Aufklärungsdrohne in die Finger bekommen und herausfinden, wie man die Technik nachbaute, war nicht sonderlich beruhigend. Dennoch hatte sie schon damals Kaplans Entscheidung für richtig gehalten. Sie waren mit jeder Sicherheitsvorrichtung und jeder Selbstvernichtungsschaltung ausgestattet, die sich in ihnen unterbringen ließ, was vermutlich bedeutete, dass die Navy im Allgemeinen und Michelle Henke im Besonderen sich größere Sorgen als angebracht machten, dass die Geisterreiter schon durch ein einziges Beuteexemplar kompromittiert werden könnten. Doch selbst wenn dem so gewesen wäre, die Drohnen wurden gebaut, um benutzt zu werden. Michelle war auf Anhieb nichts eingefallen, wo sie sinnvoller hätten eingesetzt werden können, und die Wahrscheinlichkeit, dass es jemandem gelang, sie zu entdecken, geschweige denn sie zu einer Untersuchung einzufangen, ohne dass die eingebauten Selbstzerstörungsautomaten ansprangen, war minimal. Jedes Unbehagen, das Michelle empfunden hatte, war daher viel zu gering gewesen, als dass sie Kaplans Entscheidung, die Plattformen zurückzulassen, vor ihrer Abreise in ihrem Bericht an die Admiralität nicht ausdrücklich gebilligt hätte.
Und wie sich erwies, war Kaplans Entscheidung genau so gut, wie Michelle es vermutet hatte. Im Passivmodus mit minimalem Energieverbrauch, wie Kaplan sie zurückgelassen hatte, hätten die Drohnen noch weit länger als die dreiundzwanzig T-Tage seit der Vernichtung von Commodore Chatterjees Zerstörern durchgehalten. Als Reaktion auf die authentifizierten Befehlscodes waren sie nun hellwach und meldeten treu über Gravimpuls alles, was sie in diesen drei T-Wochen beobachtet hatten; auf diese Entfernung gelangten ihre Sensordaten quasi zeitverlustfrei zu den manticoranischen Schiffen.
Und deshalb weiß ich ganz genau, wo du bist, Admiral Byng, dachte Michelle kühl. Und das ist schön. Wenn ich sowieso Menschen töten muss, stelle ich gern sicher, dass das dumme Arschloch, das dafür verantwortlich ist, die Opferliste anführt.
»Was halten Sie davon, Ma’am?«, fragte Gladys Molyneux sehr leise, und Abigail Hearns sah sie an. Die Gefechtsstation des weiblichen Lieutenant Junior-Grade war die Raketenabwehr, und daher saß sie Ellbogen an Ellbogen neben Abigail. Obwohl die Brücke der Tristram in erwartungsvollem Schweigen verharrte, bezweifelte Abigail, dass irgendjemand außer ihr die nervöse Frage gehört haben konnte.
»Es ist noch ein bisschen zu früh, um etwas davon zu halten, Gladys«, erwiderte sie, genauso leise, aber mit einem matten Lächeln. Sie sah, wie das Selbstvertrauen in Molyneux zurückströmte, als diese ihr Lächeln sah, und Abigail schüttelte den Kopf.
»Nur eines kann ich Ihnen sagen«, fuhr sie fort. »Wenn die da« – mit
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