Weber David - Schwerter des Zorns - 2
schockiert, geradezu entsetzt,
möchte ich sagen, dass du dir so etwas ausdenken konntest!«
»Ach wirklich?« Kaerithas dunkelblaue Augen funkelten mutwil
lig. »Heißt das, du missbilligst meinen Vorschlag?«
»Natürlich nicht! Ich bin schließlich ein Hradani, Kerry! Ich frage
mich nur, wie Tomanâk wohl darauf reagieren wird.«
»Ich denke, er wird sich daran gewöhnen«, erwiderte Bahzell,
nahm Kaeritha den Skorpion aus der Hand und ließ ihn von seinem
Finger baumeln, während er ihn von allen Seiten betrachtete. Dann
grinste er. »Wie fangen wir das wohl am besten an?« erkundigte er
sich beinahe verträumt. »Sollen wir Brandark bitten, ihnen diesen
hübschen Tand zu zeigen, während er seine Klinge wetzt, oder wäre
es nützlicher, wenn der gute alte Wencit hier sie tief in seine Augen
blicken lässt, und ihnen dann die geballte Lektion verpasst?«
Kaerithas Plan glückte an sich vollkommen. Bedauerlicherweise je
doch wussten diese gedungenen Söldner offenbar wirklich nichts
über ihre Auftraggeber. Natürlich hätte kein Brigant, der einigerma
ßen bei Sinnen war, freiwillig zugegeben, dass er für Sharnâ arbeite
te, doch Bahzell war geneigt, ihren Unschuldsbeteuerungen zu glau
ben. Zu seiner Überraschung schloss sich Kaeritha seiner Meinung
an, denn der Ärger und die Furcht der Briganten, als sie die Wahr
heit erfuhren, wirkte echt. Jede Aussicht auf Gnade, die sie von den
Gerichten des Reichs erhofft haben mochten, würde in dem Augen
blick verpuffen, in dem bewiesen wäre, dass sie den Dunklen Göt
tern wissentlich gedient hatten. Sie boten beinahe verzweifelt jede
Nachricht an, die sie aus ihrem Gedächtnis kratzen konnten, um
sich Milde zu erkaufen.
Allerdings verfügten sie über keine brauchbaren Neuigkeiten. Die
wenigen Gefangenen, die keine Briganten waren, waren Söldner
von dem Schlag, den Tomanâk nicht sonderlich schätzte. Keiner hat
te allzu viele Fragen gestellt, als ihr Arbeitgeber sie angeheuert hatte
– der bedauerlicherweise ebenfalls zu den Gefallenen zählte. Er hat
te ihnen offenbar auch nicht verraten, warum sie auf ein einziges,
besonderes Ziel warten mussten. Sie hatten erwartet, dass sie jeden
ausplündern würden, der an ihnen vorbeikam, und hatten nicht ein
mal gemerkt, dass ihre Beute die Farben des Tomanâk trug, bis die
ersten Armbrüste bereits abgefeuert worden waren. Einig waren sie
sich nur in dem Punkt, dass der Mann, der sie angeworben hatte,
von einem Kader von zehn Männern begleitet wurde, alles erfahre
ne Kämpfer, von denen keiner das Gemetzel überlebt hatte.
Das war nicht nur viel, es war noch viel schlimmer als das. Die
Aussagen bewiesen zwar, dass Sharnâ hinter dem Hinterhalt steck
te, ohne jedoch auch nur eine einzige, verwertbare Neuigkeit zu lie
fern. Immerhin wussten die Gefährten jetzt, dass ihre Widersacher
ihre Pläne gut genug kannten, um alles zu versuchen, sie davon ab
zuhalten. Das machte ihre Weiterreise umso dringlicher. Sie be
schlossen, so schnell wie möglich aufzubrechen, in der Hoffnung,
Zwergenheim zu erreichen, bevor Sharnâ etwas Wirkungsvolleres
als einen verpfuschten Hinterhalt organisieren konnte. Und obwohl
keiner der getöteten oder gefangenen Angreifer die viel sagende
Skorpiontätowierung der Wolfsbrüder trug, konnten Bahzell und
seine Freunde nicht mit Gewissheit ausschließen, dass er die Loge
der Meuchelmörder nicht dennoch zu Hilfe rufen würde. Ange
sichts dieser Gefahr stimmte Kaeritha Bahzells Vorschlag zu, jede
größere Siedlung oder Stadt zu meiden. Es war einfacher, sich in der
freien Wildbahn vor einem Überfall zu schützen als in einer bevöl
kerten Stadt, deren Menschen man nicht von Hirahims Hauskatze
unterscheiden konnte. Außerdem schien es, wie Bahzell hinlänglich
bewiesen hatte, eher schwierig, sich in freiem Gelände unbemerkt
an einen Pferdedieb heranzuschleichen.
Die Paladine übergaben ihre Gefangenen in der ersten größeren
Ortschaft,
durch
die
sie
kamen,
einer
Patrouille
von
Herrn
Maehryks Rittern, aber sie hielten sich nicht lange auf.
Der Befehlshaber der Ritterabteilung schien zwar über ihre Eile ein
wenig verstimmt zu sein, aber keiner der Gefährten beschwerte sich
auch nur darüber, dass sie die Nacht nicht unter einem festen Dach
verbrachten. Allerdings seufzten einige sehnsüchtig, als sie auch Es
fresia weiträumig umgingen und die Provinzhauptstadt nicht betra
ten. Vor allem, als sich die klare, kalte Witterung, die sie seit Lorden
fel begleitet hatte, allmählich verschlechterte. Es
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