Weber David - Schwerter des Zorns - 2
persönlich be
zeugen kann.«
»Also, was waren das für Keile?« hakte Kaeritha nach.
»Bei den Zwergen war es die Kunst des Sarthnasikarrnanthar .
Manchmal hatte auch ein Mensch ein Talent dafür, aber in weit
schwächerer Ausprägung, und auch das nur vor der Spaltung. Laut
Yanahir fühlten sich Menschen mit diesem Talent voneinander an
gezogen, und während sie sich fortpflanzten, wurde dieses Talent in
ihren Nachkommen immer stärker und stärker. Ich sagte vorhin,
dass es ein Talent ist, keine Zauberei. Brandark konnte das nur
schwer ertragen, glaube ich, und jetzt, da ich über Yanahirs Theori
en nachdenke, scheint mir, dass er damit auch nicht ganz Unrecht
hat. In gewisser Weise ist es Zauberei, aber von einer besonderen
Art. Es ähnelt unter diesem Gesichtpunkt fast der Zornigen Zaube
rei, und wie diese bewirkt auch jene gewisse körperliche Verände
rungen«, er deutete mit der Hand auf seine flammenden Augen, »in
den Menschen, die sie besitzen. Die offensichtlichste war natürlich
ihr geringerer Körperwuchs, doch es gab auch noch andere. Ihre Le
bensspanne erhöhte sich beträchtlich, aber ihre Fruchtbarkeit nahm
ab. Und es gibt keine zwergischen Zauberer. Yanahir folgerte dar
aus, dass dieses Sarthnasikarmanthar oder die Möglichkeit dazu dieje
nigen, die darüber verfügen für das Magische Feld abstumpft, wie
die Zauberer es nennen. Da sie es außerhalb seiner Manifestation in
Stein und Erz nicht wahrnehmen können, kann auch niemand von
ihnen jemals eine Technik entwickeln, mit der er es zu lenken ver
mag.«
»Und die Hradani?« erkundigte sich Brandark.
»Ja, die Hradani.« Wencit lächelte traurig. »Weiß jemand von
euch, woher das Wort Hradani stammt?« Seine Zuhörer schüttelten
die Köpfe. »Es ist eine verkürzte Version des Wortes hradahnahin ,
das wiederum von dem altkontovarischen hra abgeleitet ist, das ›ge
lassen‹ bedeutet, sowie von dem Wort danahai , das ›fuchsartig‹
meint.«
»Gelassen?« wiederholte Brandark zögernd. »Habt Ihr ›gelassen‹
gesagt?«
»Allerdings. Und vor dem Fall traf dieses Wort auch sehr genau
zu.« Er sah die beiden Hradani an. »Ich kenne die Sagen eures Vol
kes, die von dem künden, was euch die Carnadosaner während der
Zauberkriege angetan haben. Aber selbst die finstersten dieser Le
genden erzählen nicht alles. Denn über Tausende und Tausende von
Jahren galten die Hradahnahin in Kontovar als die gelassenste und
vernünftigste der Menschenrassen.«
»Das glaube ich nicht«, erwiderte Brandark. »Ich kann es nicht
glauben.«
»Das überrascht mich nicht«, meinte Wencit. »Wie solltest du
auch, angesichts des Fluches, den die Schwarzen Hexer eurem Volk
bei dem Fall aufbürdeten? Dennoch stimmt es. Euer Volk war im
mer schon größer, stärker und zäher als die anderen Rassen. Nur
gab es damals die Blutrunst noch nicht, und eure Lebenspanne war
nur ein kleines bisschen größer als die der Menschen.«
»Was ist geschehen?« Wencit seufzte bei Bahzells ruhiger Frage.
»Yanahir stieß auf den ›Keil‹ in deinem Volk. Er lag in einer weit
subtileren Fähigkeit als es Sarthnasikarmanthar ist, Bahzell. Nicht was
die Hradahnahin taten, führte zur Spaltung, sondern das, was sie waren . Außerdem erklärte es ihre Stärke und Größe, sowie die
Schnelligkeit, mit der sie sich von Verletzungen erholten. Im Gegen
satz zu Menschen und Zwergen – und in diesem Punkt auch zu El
fen und Halbelfen – waren eure Vorfahren auf das Magische Feld
eingestimmt. Sie waren sogar sehr eng damit verbunden, zogen für
ihre Kraft und Lebhaftigkeit Energie daraus. Es verlieh ihnen auch
eine sehr große Ausgeglichenheit, die sich in gelassenem Benehmen
und einer beinahe bedächtigen Art äußerte, sich jeder Frage oder je
des Problems anzunehmen.
Als die Dunklen Lords Sturmtruppen brauchten, sahen sie nur die
Stärke und Zähigkeit eures Volkes. Ihr gabt geeignete Soldaten ab,
jedenfalls hättet ihr das getan, wenn ihr bereit gewesen wäret, ihnen
zu dienen und sie euch hätten kontrollieren können. Da das nicht
möglich war, entwickelten sie Zauber, um ihr Ziel trotzdem zu errei
chen.«
Ein Widerhall des vergangenen Schreckens und vielleicht auch
früherer Scham überzog das Gesicht des alten Zauberers, und er
schaute kurz zur Seite, während die Spannung in dem Stollen bei
nah fühlbar war.
»Wir haben versucht, sie aufzuhalten«, sagte er schließlich sehr lei
se. »Das Weiße Konzil hat es versucht, Bahzell, das schwöre ich.
Aber wir kamen zu spät, und die
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