Weber David - Schwerter des Zorns - 2
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teres, sarkastisches Lächeln. »Ich glaube allerdings nicht, dass ich
auf diesen Handel eingegangen wäre. Unsterblichkeit würde mir zu
viel Zeit geben, mich an das zu erinnern, was ich aufgegeben hatte,
um sie zu erlangen.«
»Aber Ihr seid doch …!« platzte Vaijon heraus und biss sich auf
die Zunge. Wencit sah den jungen Probanden an und lächelte etwas
freundlicher.
»Unsterblich, Vaijon?« Er lachte. »Keineswegs. Zornige Zauberer
leben sehr, sehr lange, aber unsterblich sind wir nicht. Die Elfen da
gegen sind unsterblich, müsst ihr wissen. Sie können zwar getötet
werden – und sie sterben auch. Doch solange sie nicht in einer
Schlacht fallen, einer Krankheit erliegen oder bei einem Unfall ums
Leben kommen, leben sie ewig. Was sie aber so gut wie nie tun. Im
Laufe der Äonen wird auch die Unsterblichkeit zu einem Fluch, und
die meisten entschließen sich irgendwann zu sterben.
Aber«, er schüttelte sich, »auf diese Weise wurden die Elfen die
vierte Menschenrasse. Ich nehme nicht an«, jetzt lächelte er anzüg
lich, »dass ich erklären muss, woher die Halbelfen stammen?«
»Ich nehme an, wir alle haben bereits schon einmal von Bienen
und Blumen gehört«, versicherte ihm Bahzell trocken.
»Gut. Die Halblinge dagegen sind tatsächlich eine echte fünfte
Rasse, aber ich muss zugeben, dass ich nicht ganz sicher bin, was ih
ren ›Keil‹ ausmacht. Ich neige zu der Überzeugung, dass ihre Vor
fahren einfach einer gewaltigen Dosis von Hexerei ausgesetzt wa
ren. Menschen, die dem unabgeschirmten Wirken der Kunst zu
nahe kommen, können … sich verändern. Und die Carnadosaner
haben sehr oft unverantwortlich versäumt, andere vor den Aus
strahlungen ihrer Zaubereien zu schützen. Ich vermute, die Halblin
ge sind Nachkommen der Diener und Sklaven von Schwarzen He
xern, die ihre Abschirmung vernachlässigt haben. Übrigens ist ver
mutlich aus derselben Quelle auch die Magie entstanden.«
»Aha.« Brandark nickte langsam und hielt die Augen halb ge
schlossen, während er über all das nachdachte, was er soeben erfah
ren hatte. »Das sind eine Menge Neuigkeiten, Wencit«, erklärte er
schließlich, »und nicht alles davon ist erfreulich. Doch es erklärt vie
les, worüber ich mir früher den Kopf zerbrochen habe.«
»Aber nicht die Roten Lords«, warf Kaeritha ein. Die anderen sa
hen sie fragend an. »Halbelfen entstehen durch Kreuzung der Ras
sen«, fuhr sie fort, »und sie existieren beinahe so lange wie die Elfen
selbst. Warum betrachtet man nicht sie als die fünfte Rasse, statt der
Halblinge? Und warum können sich die anderen Rassen nicht ver
mischen?«
»Genau genommen vermischen sich Halbelfen nur mit Elfen oder
anderen Halbelfen«, sagte Wencit. »Ich glaube manchmal, dass dies
ein Grund für die Überheblichkeit der Roten Lords ist. Ihre Vorfah
ren haben sich entschlossen, eine neue Menschenrasse zu züchten,
aber keine der anderen hat sie jemals als solche anerkannt. Sie selbst
glauben ganz bestimmt, dass sie als die fünfte Menschenrasse gelten
sollten. Und sie mögen auch eine Rasse gezüchtet haben, aber es ist
eine künstlich erschaffene. Würden sie sich erst mit Menschen oder
Zwergen paaren, so verschwänden sie sehr schnell wieder vom Ant
litz der Erde.«
»Sie verschwänden?« Kaeritha klang überrascht. Wencit nickte.
»Sicher. Jede Menschrasse kann sich mit den anderen vermischen,
Kerry. Das passiert in Norfressa häufiger, als es in Kontovar gesche
hen ist. Das Reich der Axt liefert Beweise genug dafür. Aber selbst
dort passiert das nur zufällig, denn es treten dabei Probleme auf.
Zum Beispiel erwiesen sich Kreuzungen zwischen Zwergen und El
fen als äußerst kurzlebig. Die Nachkommen von Menschen- und
Hradanieltern sind steril. Ebenso die Kinder von Elfen- und Hrada
ni, oder Elfen- und Zwergeneltern.«
»Steril?« fragte Bahzell.
»Leider«, bestätigte Wencit. »Und was für die Menschen-HradaniKreuzung gilt, trifft auch auf den Rest der Menschenrassen zu!«
Bahzell sah ihn fragend an. Wencit lachte. »Wären die Nachkommen
von Menschen und Hradani nicht steril, Bahzell, würden sie bald
die Welt regieren.«
»Wieso?« Brandark spitzte die Ohren. »Warum würde das passie
ren?«
»Zunächst einmal leben sie länger als Halbelfen«, erwiderte Wen
cit gelassen. »Und sie erben für gewöhnlich auch das Beste aus den
Erbanlagen ihrer beiden Eltern.«
»›Das Beste‹?« erkundigte sich Kaeritha.
»Allerdings«, antwortete Wencit. »Sie verfügen über die Kraft und
Zähigkeit ihrer
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