Weber David - Schwerter des Zorns - 2
von
Anfang an als eine Art Umschlagplatz zwischen Zwergenheim und
dem Reich der Axt geplant worden. Rein rechtlich gesehen war der
Zwergenstaat damals schon seit etwas weniger als einem Jahrhun
dert eine Provinz des Reiches, und seine Bevölkerung hatte längst
erkannt, dass ein endgültiger Anschluss am Ende unabwendbar
war. Trotzdem hatten es Zwerge selten übermäßig eilig, schon gar
nicht, wenn es um formelle Beziehungen mit Nicht-Zwergen ging.
Aus diesem Grund hatten sie sich dem Reich nur langsam ange
schlossen, und Bergherz war ein wesentlicher Schritt in diesem Pro
zess gewesen.
Dass die älteren Städte bei ihrer Gründung zusammengearbeitet
hatten, führte zudem zu einer gewissen Mischung innerhalb der
Clans, was bei den Zwergen, die außerhalb der Königlich-Kaiserli
chen Grenzen lebten, unerhört war. Zwerge waren die Menschen
rasse, die am strengsten an ihrem Clansystem festhielt. Obwohl sich
nur wenige an dem Glauben festbissen, ihre Rasse wäre allen ande
ren unstrittig überlegen.
Was zum Beispiel die Haltung der Roten Lords auszeichnete, blie
ben sie gern unter sich. Das galt auch beim Handel mit ihresglei
chen. Traditionell war die Stadt, in der ein Zwerg wohnte, auch sein
Königreich, und diese Stadtstaaten wiederum waren noch viel unab
hängiger voneinander als die Städte der Halbelfen im Süden. Die
meisten Zwergenstädte wurden von einer Allianz aus Mitgliedern
zweier oder höchstens dreier Clans dominiert, wenn sie nicht sogar
ausschließlich von ihnen bewohnt wurden. Ihre Familienstrukturen
waren so verzweigt und in einem solch komplizierten Netz mitein
ander verflochten, dass sie Nicht-Zwergen nachsahen, wenn sie es
nicht durchblickten. Zwerge dagegen kannten sich in ihren Ver
wandtschaftsbeziehungen hervorragend aus, und jeder der großen
Clans entwickelte im Lauf der Jahrhunderte seine eigenen, eindeuti
gen und oftmals völlig charakteristischen Eigenheiten.
Wegen der besonderen Mischung ihrer Bewohner wirkte Bergherz
weniger isoliert. Zudem lag die Stadt wegen ihrer Aufgabe als Puf
fer zwischen dem Reich und dem Rest von Zwergenheim sowohl
räumlich näher am Reich der Axt, als auch, was ihre Ansichten be
traf. Aus diesem Grund befand sich das ganze Jahr über ein be
trächtlicher Anteil von Menschen unter ihrer Bevölkerung, und sie
hieß auch weit mehr menschliche Saisonarbeiter während des Win
ters willkommen als die anderen Zwergenstädte. Das zeigte sich
überall. Die Gefährten waren auf ihrem Weg durch den Stollen
schon einer beachtlichen Menge menschlicher Reisenden begegnet,
und als sie Bergherz erreichten, stieg der Anteil der Menschen im
Verhältnis zu den Zwergen noch rapide an. Wie in Belhadan hatte
auch hier diese Verbindung mehrerer Menschenrassen einen sicht
baren Eindruck auf den Charakter und die Architektur der Stadt
hinterlassen.
Im Gegensatz zu ihren Schwesterstädten dehnten sich die Häuser
von Bergherz auch außerhalb des Berges, in den sie gehauen war,
deutlich aus. Die ansässigen menschlichen Bewohner wollten lieber
den Himmel sehen, und gedrungene Steinhäuser reichten von dem
halben Dutzend Eingängen, die in den Fuß des Weißhornberges ge
schnitten waren, mehrere Meilen in alle möglichen Richtungen. Als
Bahzell jedoch aus dem Stollen trat und die Rampe hinunterschritt,
die zum Eingang hinaufführte, bemerkte er etwas sehr Merkwürdi
ges an dem Teil der Stadt, der unter freiem Himmel lag. Das Erste
fiel sofort ins Auge. Die äußeren Bastionen von Bergherz konnte
man fast rudimentär nennen, auch wenn sie zweifellos ausreichend
Sicherheit gewährten. Vermutlich konnte man sie sogar eine Weile
gegen einen Angriff halten. Doch waren sie gegen einen Feind, der
es wirklich ernst meinte, viel zu kurz gestaffelt.
Bahzell begriff allerdings die Logik hinter dieser Planung, als er
eine Weile darüber nachdachte. Deutlich wurde das, als ihm die
zweite Merkwürdigkeit auffiel. Der Außenbereich von Bergherz
umschloss nur Wohnhäuser, Marktplätze, Parks und ein paar Ge
schäfte, die hier und da verstreut waren. Es gab keine Werkstätten
und Lagerhäuser, die das wirtschaftliche Herz einer Stadt bildeten.
Die lagen, zusammen mit den Heimstätten von mindestens Drei
vierteln der Bevölkerung tief im Weißhornberg begraben. Im Gegen
satz zu den leichten Bollwerken, die den überirdischen Teil der
Stadt schützten, waren die Tore, Türme, Bastionen und Zugbrücken,
die Trockengräben und mit Zinnen bewehrten Emporen, die jeden
der Eingänge in den unterirdischen
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