Weber David - Schwerter des Zorns - 2
Volkes. Und kein einziger meiner
Pläne hatte so etwas auch nur im Geringsten in Betracht gezogen.
Wenn es nach mir ginge, würde ich Augen und Ohren verschließen
und es Licht und Dunkel überlassen, ihre Streitigkeiten selbst zu re
geln, während ich mir ein für alle Mal Churnazhs Kopf hole. Bedau
erlicherweise …«
Er seufzte, verzog das Gesicht und schaute seinen jüngsten Sohn
sarkastisch an.
»Du hast wirklich etwas Besonderes an dir, stimmt's, Bahzell?« Er
lachte leise. »Ich weiß noch, wie du zum ersten Mal einen Fluss ent
deckt hast. Ich erinnere mich noch gut an die schlammige, durch
nässte Gestalt, die Barodahn vom Boden des Flusses heraufholte. Ich
wollte dir den Hintern versohlen, weil du deiner Mutter so große
Angst eingejagt hast, aye, und mir auch! Weißt du, warum ich das
nicht getan habe?«
»Nein«, erwiderte Bahzell. »Ich erinnere mich nicht mehr so deut
lich daran. Ich weiß nur noch: Ich habe erwartet, dass du mich or
dentlich durchprügeln würdest. Aye, und ich wusste auch, dass ich
es verdient hatte. Aber mehr …?« Er zuckte mit den Schultern und
hob seinen Krug.
»Der Grund, warum ich dich nicht windelweich geprügelt habe,
war ganz einfach. Du hast mir geradewegs in die Augen geschaut
und gesagt: ›Ich wäre nicht hineingefallen, wenn du mir gesagt hät
test, dass er da ist, Da. Und ich wäre auch nicht untergegangen,
wenn du mir beigebracht hättest, wie man schwimmt. Und ich will
dir nur sagen, Da, dass ich es fast allein herausgefunden hätte, als
Barry mich rausgeholt hat. Also würde ich gern, nachdem du mich
verprügelt hast, hingehen und es wieder versuchen, wenn du er
laubst, Da.‹«
Bahnak schüttelte lachend den Kopf, und Bahzell verschluckte sich
an seinem Bier, als ihm die Worte seines Vaters die ganze Geschich
te wieder vergegenwärtigten. Er hustete mehrere Sekunden lang,
während ihm Bahnak hilfreich auf den Rücken klopfte, und drohte
seinem Vater mit dem Finger.
»Aye, jetzt erinnere ich mich. Ich will verdammt sein, wenn du
mich nicht sofort wieder hingebracht und ins Wasser geworfen
hast!«
»Das wolltest du doch!« Bahnak lächelte. »Und du hast Recht be
halten. Du hattest es tatsächlich fast herausgefunden. Wir mussten
dich nur drei- oder viermal herausfischen, und ich glaube, du hast
auch nur den halben Fluss leer gesoffen, bevor du zur Abwechslung
mal auf der Wasseroberfläche geblieben bist.«
»Oh, ich glaube, er hat eine Menge mehr geschluckt, Da«, warf Ba
rodahn mit seinem melodischen Tenor ein, der aus dem Mund des
hünenhaften Sohnes von Bahnak etwas merkwürdig klang.
»Aye?« Bahnak legte nachdenklich den Kopf schief und zuckte
dann mit den Schultern. »Vielleicht hast du Recht, Sohn. Aber der
entscheidende Punkt ist, Bahzell …« Er richtete den Blick auf seinen
jüngsten Sohn und zog die Augen zusammen. »Du hattest immer
die Angewohnheit, ins tiefe Wasser zu springen, bei allem, was dir
untergekommen ist. Dabei hast du dir diese Entscheidung allerdings
meistens gut überlegt, auch wenn ich nicht behaupten will, dass du
sie immer bis zum Ende durchdacht hattest. Vielleicht hat es für
uns, die wir am Ufer standen und zuschauten, nicht immer so ge
wirkt, als wüsstest du, was du tust. Jedenfalls bist du am Ende im
mer wieder nach oben gekommen und hast auf dem Grund keine
Blasen gespuckt.«
Er nahm seinen Humpen vom Tisch und lehnte sich dann wieder
in seinem Stuhl zurück, ohne dabei den Blick von seinem Sohn ab
zuwenden.
»Ich bin niemals einem Dämon, einem Zauberer oder einem Gott
begegnet«, erklärte er ruhig, »und ich kann auch gut darauf verzich
ten. Aber du hast sie alle getroffen, und so gern ich dich auch aufzie
he, und ungeachtet dessen, dass du für unser Volk noch nicht so alt
bist, so hege ich doch bei den meisten Dingen Vertrauen in dein Ur
teil. Es geht mir zwar gegen den Strich, mich mit solchen Unheim
lichkeiten abzugeben, aber wenn Tomanâk für dich als Hauptmann
gut genug ist, dass du ihm Treue schwörst, dann genügt mir das.
Wenn du und deine Freunde«, er deutete mit einem Nicken auf Vai
jon, Brandark und Kaeritha, »ein Hühnchen mit Sharnâ in Churnaz
hs Stall zu rupfen haben, ist das vielleicht auch wichtig genug, um
dafür meine Pläne zu gefährden.«
»Dann wirst du uns also nicht daran hindern?«
»Hindern? Nein, das werde ich nicht. Außerdem bin ich sicher,
dass du unter den jüngeren Kriegern zweifellos einige finden dürf
test, die mehr als bereit sind, mit dir zu gehen.«
»Hurthang, zum Beispiel«, sagte
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