Weber David - Schwerter des Zorns - 2
junge Ritterproband schien entschieden zu haben,
dass der – wenn auch gutmütige – Spott seiner Gastgeber nur ein
weiterer Aspekt der Buße war, die er für seine frühere Verachtung
für einen Hradani-Paladin des Tomanâk zu leisten hatte. Was soweit
ganz in Ordnung war. Bahzell hoffte jedoch inständig, dass keiner
seiner Freunde ihn zu sehr reizte. Vaijon mochte sich in mancher
Hinsicht verändert haben, doch gab es Grenzen, und wenn jemand
sie übertrat …
Der Pferdedieb nahm sich vor, nicht darüber nachzudenken. Eben
so wenig wollte er sich ausmalen, was passierte, wenn Brandark sei
ne Beherrschung verlor. Offenbar hatte ihm Tomanâk mehr Aspekte
dieser Paladin-Geschichte verschwiegen, als Bahzell klar gewesen
war. Den Frieden innerhalb dieser Truppe zu wahren, rangierte da
bei ganz oben auf seiner Liste.
»Wohlan denn.« Er riss sich aus diesen unerfreulichen Grübeleien.
»Mir scheint, unsere Jagdbeute dürfte sich etwa innerhalb dieses Ge
bietes befinden.« Er tippte auf die Stelle der Karte, die Brandark be
zeichnet hatte. »Wir brauchen nur noch hinzugehen und sie aufzu
stöbern.«
»Und wie stellst du dir das vor?« fragte Hurthang. »Auf der Karte
ist das ein übersichtliches Gebiet, Bahzell, aber vermutlich dürfte es
uns erheblich größer und unübersichtlicher vorkommen, wenn wir
im Schnee herumschleichen und dabei Churnazhs Patrouillen aus
dem Weg gehen!«
Bahzell nickte. »Aye, das stimmt. Aber ich glaube, dass ich ihn
fühle, wenn ich nur in die Nähe seines Verstecks komme.« Er tippte
sich gegen die Schläfe und Hurthang warf ihm einen skeptischen
Blick zu.
»Du ›fühlst‹ ihn? Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, als
würde ich an deinem Wort zweifeln, Bahzell, aber mir wäre trotz
dem lieb, wenn du mir dieses ›Gefühl‹ etwas deutlicher erklären
könntest.«
»Das verüble ich dir nicht, aber genauso wenig kann ich es wirk
lich erklären.« Bahzell rieb sich das Kinn. »Es ist etwas, das mir so
zusagen zugefallen ist, nachdem ich das Schwertgelübde auf Ihn
selbst abgelegt habe«, fuhr er kurz darauf fort. »Wie das Schwert
hier.«
Er berührte die riesige Waffe, die an dem Tisch neben ihm lehnte,
und ein oder zwei Umstehende zuckten unwillkürlich mit den Fin
gern, als wollten sie das Zeichen der Abwehr gegen böse Zauber
machen. Er hatte sein Schwert zuvor zu sich gerufen, um seinen Sta
tus als Paladin zu beweisen, und die meisten seiner Freiwilligen wa
ren auch beeindruckt gewesen. Dennoch gab es noch Skeptiker, also
hatte er die Waffe hingelegt und jeden aufgefordert zu versuchen,
sie aufzuheben. Einige, einschließlich Hurthang, hatten die Heraus
forderung angenommen und sich bei ihren vergeblichen Versuchen
beinahe das Kreuz ausgerenkt. Als Bahzell es mühelos aufhob und
Kaeritha reichte, die es ebenso mühelos entgegennahm, sahen sich
selbst die größten Zweifler gezwungen einzuräumen, dass er wirk
lich ein Paladin des Tomanâk war.
Trotzdem begriffen sie nach wie vor nicht, warum Tomanâk nach
zwölf Jahrhunderten plötzlich auf die Idee gekommen sein sollte,
sich um das Schicksal der Hradani zu kümmern. Dennoch war dies
im Augenblick weit weniger bedeutsam als die Kunde, dass Sharnâ
sein Unwesen unter den Navahkanern trieb. Was Tomanâk auch
von ihnen wollte oder nicht: worauf Sharnâ abzielte, stand außer
Frage. Sie hatten nicht die Absicht zuzulassen, dass der Dämonen
gott sein Ziel erreichte. Es gab jedoch noch einen Punkt, den Bahzell
bisher nicht angesprochen hatte und der seinen Clanbrüdern wichti
ger war als selbst Sharnâs Pläne, jedenfalls, wenn er es ihnen erst
einmal verraten haben würde. Bis jetzt jedoch hatte er noch nicht
den passenden Moment gefunden, um das Thema zur Sprache zu
bringen. Fast, als hielte etwas – oder jemand, räumte er finster ein –
ihn zurück, bis dieser richtige Augenblick gekommen war.
»Aye, ich sehe das Schwert, Bahzell«, meinte Hurthang beinahe
entschuldigend, »aber diese andere Sache, das mit deinen ›Gefüh
len‹ …« Er zuckte die Achseln und Bahzell lächelte trübsinnig.
»Es ist mir auch nicht leicht gefallen, sie zu ertragen, deshalb über
rascht es mich nicht zu hören, dass ihr anderen euch damit schwer
tut. Aber es stimmt, oder nicht, Kerry?« Er sah Kaeritha Hilfe su
chend an und sie blickte stirnrunzelnd in ihren Bierhumpen.
»Bahzell hat Recht, Hurthang«, sagte sie schließlich. »Allerdings
verfügen wir Paladine alle über unterschiedliche Gaben, und keiner
von uns erledigt seine
Weitere Kostenlose Bücher