Weber David - Schwerter des Zorns - 2
wiederholen, die Ihr und
Euer so genannter Prinz seit sechs Monaten nicht müde werdet zu
erzählen? Es interessiert mich, wie Ihr einen Paladin des Tomanâk
der Vergewaltigung, des Mordes und der Feigheit beschuldigt,
wenn er Euch von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht!«
»Paladin?« Halâshu stieß das Wort halb erstickt aus. Dieselbe
Überraschung äußerte sich in dem Murmeln der anderen Anwesen
den. »Wollt Ihr … Ihr wollt wirklich behaupten, dass Euer Sohn ein
Paladin des Tomanâk ist?«
»Genau das will er«, knurrte Bahzell. Halâshus Blick zuckte zu
ihm zurück und Bahnaks jüngster Sohn lächelte schwach. »Würdet
Ihr jetzt bitte wiederholen, was Ihr über mich zu erzählen habt?«
schlug er dem Botschafter beinahe liebenswürdig vor.
»Ich …« Halâshu schluckte, riss sich aber zusammen. »Was ich
oder was Euer Vater gesagt hat, spielt hier keine Rolle!« gab er tap
fer zurück. »Entscheidend ist, dass er eben zugegeben hat, dass er
Euch losgeschickt hat, um Navahk anzugreifen, obwohl er vorher al
len weismachen wollte, er hätte es nicht getan!«
»Ihr habt die Ohren eines Hradani«, erwiderte Bahzell sichtlich an
gewidert, »aber ganz offensichtlich nützen sie Euch nichts. Würdet
Ihr Gebrauch davon machen, wüsstet Ihr, dass er nichts dergleichen
›zugegeben‹ hat. Vater hat uns nirgendwohin geschickt, sondern To
manâk, und zwar als Mitglieder seines Ordens, und keineswegs, um
Navahk anzugreifen.«
Er nickte Hurthang zu, und sein Cousin riss einen Gefangenen
grob vorwärts. Tharnatus trug immer noch die blutverschmierten
Roben, in denen er gefangen genommen worden war. Er schrie auf,
als ihn Hurthang auf die Knie schleuderte. Aber der Pferdedieb be
achtete seinen Schmerzensschrei nicht, packte ihn am Haar, zog sei
nen Kopf zurück und riss die Robe des Oberpriesters auf, so dass je
der den glänzenden, mit Juwelen besetzten Skorpion sehen konnte,
den er an einer goldenen Kette um den Hals trug.
Ein halbes Dutzend Gesandte schrie entsetzt auf und auch Lady
Entarath trat unwillkürlich zurück. Sie machte mit der Hand das
Halbmondzeichen von Lillinara und spitzte die Lippen, als wollte
sie ausspucken. Dann riss sie ihren Blick von Tharnatus los und sah
Bahzell an, der ihre unausgesprochene Frage mit einem ernsten Ni
cken bestätigte. Sie starrte den Pferdedieb noch eine Weile an, senk
te dann den Kopf zum Zeichen einer Bejahung, berührte den gepan
zerten Arm ihres Leibwächters und tauchte in der Menge der Bot
schafter unter. Bahzell hob den Blick und ließ ihn über die versam
melten Gesandten gleiten.
»Ich denke, Ihr alle kennt dieses Symbol«, knurrte er. »Tomanâk
hat uns nach Navahk geschickt, um die zu erledigen, die diesem
Zeichen folgen.«
»Seid Ihr …? Wollt Ihr behaupten …?« Halâshu stammelte vor
Zorn. Er war kreideweiß und zum ersten Mal klang seine Entrüs
tung echt. »Wollt Ihr meinen Prinzen beschuldigen, Sharnâ anzube
ten?«
»Churnazh?« Bahzell erwiderte seinen wütenden Blick gelassen,
während die anderen Gesandten aufmerksam zuhörten. »Nein, so
etwas will ich selbst Churnazh nicht unterstellen.« Seine Antwort
wurde von einem allgemeinen Seufzer der Erleichterung aufgenom
men, aber Bahzell war noch nicht fertig. »Etwas anderes möchte ich
Euch mitteilen, Lord Halâshu. Euer hoch geschätzter Harnak hat die
Dämonenbrut angebetet und dann ist er in Sharnâs Diensten durch
mein Schwert gefallen.« Halâshu zuckte zusammen, als hätte ihn je
mand geohrfeigt. Bahzell lächelte kalt. »Was die restlichen Köpfe
von Churnazhs Familie angeht …«
Er nickte Gharnal zu und sein Stiefbruder trat vor. Er öffnete den
Leinensack, den er in der Hand gehalten hatte, kehrte ihn um und in
dem entsetzten Schweigen fiel Prinz Chalghaz' abgetrennter Kopf
mit einem lauten, feuchten Plumps auf den Boden.
»Ich schimpfe Churnazh keinen Dämonen-Anbeter«, sagte Bahzell
leise in das Schweigen hinein. »Aber ich rate ihm, besser auf das zu
achten, was seine Söhne so treiben.«
Halâshu traten beinahe die Augen aus dem Kopf, als er den abge
trennten Kopf des neuen Kronprinzen anstarrte. Jetzt waren schon
zwei Söhne von Churnazh Bahzell Bahnakson zum Opfer gefallen,
und er knirschte mit den Zähnen vor Hass. Aber auch wegen der
Vorstellung, wie Navahks Herrscher darauf reagieren würde. Die
anderen Gesandten waren ebenfalls schockiert, aber auch verwirrt.
Halâshu wusste zwar ebenso wenig wie sie, was wirklich passiert
war, aber er begriff sofort, wohin dieser schon jetzt
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