Weber David - Schwerter des Zorns - 2
ent
blößte.
Den Bahzell jedoch nicht ausführte. Stattdessen trat der Hradani
einen Schritt zurück und … lachte dröhnend. Sein Spott traf Vaijon
wie ein Schlag ins Gesicht, sein keuchender Atemzug klang wie ein
Schluchzen aus Wut und Scham, als er sich erneut hinter seinem zer
schmetterten Schild auf den Feind stürzte. Die Spitze seines Schwer
tes zuckte hoch und stieß in einem mörderischen Hieb auf Bahzells
entblößtes Gesicht, aber mit dem Schild schlug der Hradani die
Klinge samt Mann beiseite. Vaijon wurde von der Wucht zur Seite
geschleudert und sank auf ein Knie. Diesmal war Bahzell in einem
Wimpernschlag über ihm.
Jetzt verschwendete der Hradani keine Zeit mehr damit, seinen
Feind durch den Saal zu treiben. Er hatte nur noch ein Ziel, und
Herr Charrow saß wie erstarrt da, als Bahzell Bahnakson vom Clan
der Pferdediebe dem Kapitel des Ordens von Tomanâk in Belhadan
eine erbarmungslose Lektion darüber erteilte, wer und was er war.
Ein einziger Hieb zertrümmerte den Rest von Vaijons Schild, der
nutzlos an seinen Riemen vom Arm des Gegners baumelte, und ihn
eher behinderte statt ihn zu schützen. Vaijon versuchte, mit seinem
Langschwert den nächsten Hieb zu parieren, aber Bahzell ließ seine
Klinge darauf hinuntersausen. Es klang wie ein Schmiedehammer,
der auf einen Amboss prallt. Der Ritterproband sackte noch weiter
in die Knie, und Bahzell schlug erneut zu, diesmal mit einem mäch
tigen Hieb von der Seite. Erneut klirrte in einer hässlichen, zornigen
Dissonanz Stahl auf Stahl, und Vaijons Schwert segelte im hohen Bo
gen durch die Luft, wobei es sich der Länge nach überschlug. Es lan
dete fünf Meter entfernt im Sägemehl, und Herr Charrow sprang
auf, als Bahzells Schwert erneut herabsauste.
Doch dem Ritterhauptmann erstarb der Protestschrei in der Kehle.
Vaijon war entwaffnet, und der Hradani hatte nun jedes Recht, ihn
zu töten. Stattdessen jedoch prallte die schwere Klinge mit der fla
chen Seite wie ein Schmiedehammer auf Vaijons Schildarm, und der
Ritterproband schrie laut auf. Sein gepanzerter Arm konnte den
Hieb zwar bremsen, aber nicht aufhalten, und sein Unterarm brach
wie ein trockener Zweig. Dann schlug Bahzell wieder zu, und Vai
jon brüllte erneut vor Schmerz, als sein Schwertarm ebenfalls brach.
Er sank auf seine Knie, beide Arme gebrochen, und kauerte sich zu
Bahzells Füßen. Der Hradani schlug erneut mit seinem Schwert zu,
langsam und mit der Genauigkeit eines Chirurgen, bis die Spitze der
Klinge genau unter dem Ring des Halspanzers ruhte.
»Wohlan denn, Herr Vaijon von Almerhas.« Seine tiefe, selbstbe
wusste Stimme klang gelassen und voll eisigen Spottes. »Ich habe
versprochen, Euch zu zeigen, wie Hradani wirklich sind, und ver
mute stark, dass Euch diese Lektion nicht sonderlich geschmeckt
hat. Dennoch sehe ich keine Notwendigkeit, Euch noch mehr davon
zu zeigen, denn Ihr seid jetzt ja wohl im Bilde, hm? Aye, mein Volk
ist roh und blutrünstig, also besteht kein Grund, Euch dies hier …«
Metall schabte mit einem leisen Kratzen auf Metall, als er sein Hand
gelenk drehte und die Spitze seiner Klinge gegen Vaijons Halspan
zer drückte, »durch Eure hochmütige Kehle zu rammen. Oder wie
seht Ihr das?«
Vaijon unterdrückte ein Wimmern, ein schmerzliches Wimmern,
kein ängstliches Jammern, und sah an der scheinbar endlosen, fun
kelnden Klinge entlang, die gegen seinen Hals drückte. Im Saal
herrschte Totenstille und jetzt endlich flackerte auch Furcht in sei
nen blauen Augen auf. Eine Furcht, die umso schrecklicher war, als
er nicht damit gerechnet hatte, ein solches Gefühl jemals empfinden
zu müssen. Dennoch weigerte er sich, um Gnade zu bitten, und Bah
zell lächelte. Es war ein grimmiges Lächeln, aber es schimmerte
auch ein Anflug von Anerkennung darin mit. Er verringerte den
Druck seines Schwertes.
»Trotzdem«, erklärte er ruhig, »habt Ihr alles in allem vielleicht
doch noch einiges zu lernen, Vaijon von Almerhas, und zwar nicht
nur über Hradani. Erselbst dürfte wohl alles andere als begeistert
von Euch sein, denn mir ist noch nie ein derartig eingebildetes, kläg
liches Exemplar eines seiner Ritter unter die Augen gekommen.«
Vaijon fühlte, wie er unter seinem Helm puterrot anlief, trotz des
Schrecks und der Schmerzen, die ihm seine gebrochenen Arme be
reiteten, als diese tiefe, grollende Stimme Stacheln der Scham in ihn
trieb. Sie bereiteten ihm größere Pein als die zertrümmerten Kno
chen, denn er hatte diese Lektion verdient – das wusste er.
»Wenn
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