Weber David - Schwerter des Zorns - 3
schweigend an. Dann nickte Tellian einmal knapp und irgendwie endgültig, als würde er sich in die Lage
finden.
»Sagt ihr…« Er hielt inne und suchte nach den richtigen Worten.
Dann zuckte er mit den Schultern, als ihm klar wurde, dass diese
Wahl sehr einfach war. »Sagt ihr, dass wir sie lieben und verstehen,
warum sie es getan hat. Sollte sie während dieser ›Probezeit‹ ihre
Meinung ändern, werden wir sie mit Freuden zu Hause willkommen heißen. Aber sagt ihr auch, dass es ihre Entscheidung ist und
wir sie hinnehmen. Und dass wir sie weiter lieben, ganz gleich, was
am Ende dabei herauskommt.«
»Das werde ich«, versprach Kaeritha und senkte ehrerbietig den
Kopf.
»Danke.« Dann überraschte Tellian sie mit einem aufrichtigen leisen Lachen. Sie hob eine Braue, und er stieß verächtlich die Luft aus.
»Das Letzte, was ich mir in diesen drei Tagen für unser Treffen
ausgemalt habe, war, dass ich Euch danken würde, Dame Kaeritha.
Paladin des Tomanâk oder nicht, ich hatte etwas weit Drastischeres
mit Euch im Sinn.«
»Wäre ich in Eurer Lage gewesen, Milord«, gestand sie ihm mit einem gequälten Lächeln, »so hätte ich mir etwas vorgestellt, bei dem
Henker und Richtklötze eine große Rolle spielen.«
»Ich will nicht behaupten, dass mir das nicht ebenfalls durch den
Kopf gegangen wäre«, räumte er ein. »Obwohl ich sicherlich Probleme gehabt hätte, es Bahzell und Brandark zu erklären. Andererseits
dürfte alles, was ich zu tun beabsichtigte, gegenüber dem verblassen, was meine Leibgarde für Euch geplant hätte. Meine Männer
sind Leeana abgöttisch ergeben, und einige werden niemals glauben, dass sie eine solche Entscheidung ohne die Aufmunterung von
jemand anderem getroffen hätte. Ich vermute, dafür werden sie
Euch die Schuld in die Schuhe schieben. Andere meiner Diener und
Vasallen werden dagegen ihre Entscheidung als Entehrung und Beleidigung meines Namens auffassen. Und dafür werden auch sie
nach einem Sündenbock suchen.«
»Das habe ich erwartet«, erwiderte Kaeritha gelassen.
»Davon bin ich überzeugt. Nur wird das Eurem Ruf bei den Sothôii nicht gerade förderlich sein«, warnte er sie.
»Paladine des Tomanâk müssen sich häufiger damit abfinden,
dass sie ein klein wenig unbeliebt sind, Milord«, erklärte Kaeritha.
»Andererseits ist es doch so, wie Bahzell schon mehrmals sagte: ›Ein
Paladin tut, was getan werden muss‹.« Sie zuckte die Achseln. »Und
dies musste eben getan werden.«
»Vielleicht«, gab Tellian zu. »Ich hoffe nur, die Folgen dieser Entscheidung werden nicht den Auftrag, mit dem Euch der Waagenmeister hergeschickt hat, unterhöhlen.«
»Ich habe das Gefühl, Milord«, entgegnete Kaeritha nachdenklich,
»dass es zu meiner Aufgabe gehörte, Leeana zu helfen, diesen Ort
zu erreichen. Ich kann nicht sagen, warum das so ist, aber es fühlt
sich richtig an. Ich habe gelernt, in solchen Fällen meinen Gefühlen
zu vertrauen.«
Tellian sah zwar nicht so aus, als würde er dem Gedanken etwas
Gutes abgewinnen können, dass ein Gott, schon gar der Kriegsgott
Höchstselbst, wollte, dass sein einziges Kind zu den Kriegsbräuten
durchbrannte. Das konnte ihm Kaeritha kein bisschen verübeln,
aber zum Glück war er höflich genug, seine Meinung über Tomanâks Launen für sich zu behalten.
»Jedenfalls«, fuhr sie fort, »werde ich Eure Nachricht – und zwar
Eure ganze Nachricht – Leeana liebend gern überbringen.«
»Danke«, wiederholte er. Dann legten sich seine Augenwinkel in
feine Fältchen, als er sich mit einem Anflug von echtem Humor in
Yaliths Gemach umsah. »Jetzt, denke ich, sollten wir die Domina
wieder in ihr eigenes Zimmer bitten. Es entspricht gewiss den höflichen Gepflogenheiten der Gastfreundschaft, wenn wir sie beruhigen
und ihr mitteilen können, dass wir uns in ihrem Haus nicht gegenseitig in Stücke gehauen haben.«
20
W IE KOMME ICH ZU diesem Vergnügen?«, fragte der elegant gekleidete
Adlige spöttisch, nachdem der Diener, der Varnaythus in sein Arbeitszimmer geführt hatte, hinausgegangen war und die Tür leise
hinter sich geschlossen hatte.
»Ich war zufällig in der Nähe und hielt es für eine gute Idee, vorbeizuschauen und meine Notizen mit den Euren zu vergleichen,
Milord Triahm«, antwortete der Hexer-Priester jovial. Er ging zu einem der gepolsterten Lehnstühle, die vor dem Schreibtisch des anderen Mannes standen, legte die Hand auf die Lehne eines der Stühle und hob fragend eine Braue. Sein Gastgeber nickte brüsk, woraufhin sich
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