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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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Vaters nicht selbst erben kann, sondern dass sie durch mich auf
meine Kinder übergehen. Vorausgesetzt natürlich, er zeugt nicht
doch noch einen Sohn.«
Kaeritha nickte und Leeana zuckte mit den Schultern.
»Da unsere erlauchten Sitten und Traditionen keiner Frau erlauben, selbst so viel politische Macht zu erben, wird der Glückspilz
von Mann, der meine Hand zum Bund der Ehe erringt, mein ›Prinzregent‹. Er wird Balthar regieren und die Hüterschaft vom WestGeläuf in meinem Namen ausüben, bis unser Erstgeborener die Titel
und Ländereien meines Vaters erbt. Für den höchst unseligen Fall,
dass ich nur Töchter zur Welt bringe, wird er oder der Gatte meiner
ältesten Tochter diese Hüterschaft ausüben, bis einer von ihnen
schließlich einen Sohn zeugt.« Der Sarkasmus in ihrer Sopranstimme wirkte geradezu vernichtend, vor allem bei einer so jungen Frau.
Kaeritha war erschüttert.
»Aus diesem Grund drängen zwei Drittel der Ratsmitglieder meinen Vater, Mutter endlich zu verlassen und einen guten, starken
männlichen Erben zu zeugen. Einige von ihnen behaupten, es wäre
seine Pflicht der Blutlinie gegenüber, und andere führen ins Feld,
dass eine solche Herrschaft durch Heirat immer die Möglichkeit eines Erbfolgestreits mit sich birgt. Vielleicht meinen einige ihren Vorschlag wirklich ernst, aber die meisten wissen sehr genau, dass Vater so etwas niemals tun würde. Sie betrachten es eher als ein
Schwert, das sie gegen ihn schwingen können, damit er sein politisches Kapital damit aufbraucht, um sie abzuwehren. Und gerade
jetzt hilft es ihm sicher nicht, wenn seine Feinde noch mehr Waffen
gegen ihn in die Hände bekommen! Dabei sind diejenigen, die dieses Ansinnen ernst meinen, vielleicht am Ende noch schlimmer.
Denn der eigentliche Grund, warum sie wollen, dass er einen männlichen Erben zeugt, ist der, dass sie nur ungern sehen würden, wenn
eine derartig prächtige Pflaume in die Hände ihrer Rivalen fällt. Das
Drittel des Rates, das nicht von ihm verlangt, Mutter zu verlassen,
tut dies nur, weil es hofft, diese Pflaume selbst pflücken zu können!«
Kaeritha nickte und sah der jungen Frau in die Augen. Tellian Bogenmeisters Eheschließung vor achtzehn Jahren mit Hanatah Weiß
sattel hatte nicht einfach nur die Bogenmeister von Balthar mit den
Weißsätteln vom Windgipfel vereint. Es war eine Liebesheirat gewesen, nicht nur eine politische Allianz zwischen zwei mächtigen Familien. Das war für jeden offenkundig, der die beiden jemals zusammen gesehen hatte.
Selbst wenn nicht, hätte Tellians wütende Reaktion auf den Vorschlag, Hanatha nach ihrem Reitunfall zu verlassen, der die Baronin
ein lahmes Bein und ihre Fruchtbarkeit gekostet hatte, dafür gesorgt.
Doch seine Liebesentscheidung forderte einen hohen Preis von seinem einzigen Kind.
»Und wie empfindet es die Pflaume, dass sie von jemandem gepflückt wird?«, erkundigte sich Kaeritha leise.
»Die Pflaume?« Leeana starrte einige Sekunden in Kaerithas mitternachtsblaue Augen, und sie antwortete noch leiser als Kaeritha
gesprochen hatte. »Die Pflaume würde ihre Seele verkaufen, um woanders zu sein«, sagte sie.
Die beiden sahen sich an, dann schüttelte sich Leeana, verneigte
sich kurz und drehte sich brüsk weg. Sie marschierte mit kurzen,
schnellen Schritten durch den Gang und hielt sich dabei stocksteif.
Kaeritha sah ihr nach. Sie fragte sich, ob Leeana absichtlich ihre
tiefsten Gefühle vor ihr entblößt hatte.
Und ob das Mädchen sich schon einmal irgendjemandem anders
so offen anvertraut hatte.
Sie runzelte sorgenvoll die Stirn, riss sich jedoch aus ihren trüben
Gedanken los und schaute aus dem Fenster. Draußen donnerte es
wieder. Sie hatte sehr viel Mitgefühl für dieses Mädchen und auch
für dessen Eltern, aber das hatte sie nicht auf die Ebene des Windes
geführt. Es war allerhöchste Zeit, dass sie sich endlich um das kümmerte, weswegen sie hier war. Sie schaute noch eine Weile aus dem
Fenster, sog in der Sicherheit ihres recht trockenen Standortes noch
einmal den Duft des Regens ein, drehte sich herum und trat dann
vor zu der Wendeltreppe des Turms.
    In der Bibliothek herrschte Stille – bis auf das leise Ticken der Standuhr in einer Ecke und dem sanften Knistern des Kaminfeuers. Sonst
war nichts zu hören, aber dennoch schaute Bahzell hoch, unmittelbar, bevor sich die Tür zur Bibliothek öffnete. Baron Tellian, der ihm
an dem Spieltisch gegenübersaß, hob ebenfalls den Kopf und schüttelte ihn im nächsten Augenblick, als sich

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