Weber David - Schwerter des Zorns - 3
seiner geduldigen braunen Augen. Er schien bereit zu sein,
einfach bis zum Hochsommer dazusitzen und zu warten, falls sie so
lange benötigte. Leeana lächelte ihn etwas unbefangener an, als er
sie weder drängte noch das Schweigen mit Beteuerungen ausfüllte,
dass schon »alles gut wird, Mädchen«.
»Es tut mir Leid, Prinz Bahzell«, begann sie endlich. »Ich muss
mich wirklich ziemlich albern aufführen.«
»Ich würde nicht sagen, dass sich jemand ›albern aufführt‹, dem
ich jedes Wort mit einem Kuhfuß entwinden muss«, erwiderte er
und lächelte ebenfalls. »Ihr seid aufgeregt und unglücklich, das sicherlich. Was das andere betrifft…«
Er zuckte die Achseln.
»Ganz offensichtlich verstehen wir das Wort ›aufführen‹ anders«,
erklärte sie, während sie sich fühlbar entspannte. »Sonst bin ich
nicht so aufgebracht, aber Vater hat eine Mitteilung erhalten, die
mich vollkommen… überrumpelt hat.« Sie fühlte, wie ihre Lippen
bebten und presste sie zusammen, um das Zittern zu verhindern.
»So viel dachte ich mir schon«, erklärte er, als sie schwieg.
»Ich habe immer gehofft, dass ich… vorgewarnt würde«, meinte
sie. »Ich hätte nie erwartet, dass es so aus dem Nichts passieren
würde.«
»Was denn, Mädchen?«
»Ein richtiger Heiratsantrag«, erklärte sie und senkte den Blick.
Dadurch entging ihr das kurze Blitzen in seinen Augen und das fast
unmerkliche Zucken seiner Ohren.
»Heirat, hm?« Seine tiefe Stimme klang nachdenklich. »Ich finde
Euch eigentlich noch ein bisschen sehr jung dafür.«
»Jung?« Sie drehte den Kopf überrascht zu ihm herum. »Die Hälfte
der Edelfräulein, die ich kenne, sind schon seit ihrem elften oder
zwölften Lebensjahr jemandem versprochen, Prinz Bahzell. Es ist sogar manchmal vorgekommen, dass wir schon in der Wiege versprochen wurden! Und die andere Hälfte ist spätestens mit fünfzehn
oder sechzehn Jahren verheiratet!«
Bahzell wollte noch etwas sagen, unterbrach sich jedoch. Er betrachtete Leeana einige Sekunden und schüttelte dann den Kopf.
»Gerade ich sollte wohl den Unterschied zwischen Menschen und
Hradani nicht vergessen«, erklärte er. »Ihr versteht mich hoffentlich
nicht falsch, aber für mein Volk wäre ein Mädchen Euren Alters fast
noch ein Kleinkind.« Ihre grünen Augen blitzten verärgert, doch er
hob beschwichtigend die Hand. »Ich selbst gelte kaum als viel
älter«, erklärte er. »Ich bin erst neununddreißig. Das entspricht bei
Eurem Volk einem Krieger von achtzehn oder neunzehn Jahren, wie
zum Beispiel Euerm Cousin Trianal.«
Leeana sah ihn verwirrt an und legte den Kopf auf die Seite.
»Wirklich?«
»Allerdings.« Er nickte und lachte leise. »Oder glaubt Ihr tatsächlich, ein reifer Mann würde sich tatsächlich wie solch ein hirnverbrannter, gedankenloser Kerl ›aufführen‹, den Brandark in seiner
vermaledeiten Ballade immer wieder besingt?«
Trotz ihres Elends musste sie kichern.
»So… habe ich das noch gar nicht betrachtet.«
»Eben, und mein Vater würde behaupten, ich auch nicht, ich meine, er würde sagen, ich hätte auch nicht darüber nachgedacht. Was,
wie er gern erklärt, auch der Grund dafür ist, dass ich in solche
Abenteuer gerate.«
Sie lachte wieder, diesmal etwas herzhafter, und Bahzell nickte zufrieden.
»Schon besser, Mädchen«, lobte er sie. »Nachdem wir jetzt sozusagen festgestellt haben, dass wir beide jung und närrisch sind, könnt
Ihr mir ja vielleicht auch sagen, warum Euch dieser besondere Heiratsantrag so aufregt? Ich darf wohl annehmen, dass Ihr nicht allzu
verliebt in diesen Möchtegern-Bräutigam seid?«
»Ich kenne ihn nicht einmal«, erklärte Leeana. »Jedenfalls nicht
persönlich. Was in solchen Fällen allerdings auch nicht so ungewöhnlich ist.« Sie hielt kurz inne, und als sie weitersprach, bemühte
sie sich, ihre Stimme so teilnahmslos wie möglich klingen zu lassen.
»Das heißt, eigentlich ist es doch etwas ungewöhnlich. Normalerweise würde ein Mann wenigstens seine zukünftige Braut sehen
wollen, bevor er um ihre Hand anhält. Gerechterweise muss man
aber auch zugeben, dass die meisten Eltern darauf bestehen, dass
ihre Tochter ihren Zukünftigen wenigstens einmal sieht, bevor sie
erwägen, den Antrag anzunehmen.«
»Und Ihr habt diesen Freier noch nie zuvor gesehen?«
»Nein, das habe ich nicht.«
»Ich bin ja nur ein armer, einfacher Hradani, aber ich denke mir,
dass ein Mann, der ein Mädchen nicht einmal gesehen hat, kaum
das Recht besitzt, um ihre Hand anzuhalten.«
»Dem kann
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