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Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Weber David - Schwerter des Zorns - 3

Titel: Weber David - Schwerter des Zorns - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Windreiter
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kein Sothôii jemals erleben wollte. Im nächsten Augenblick sprang Alfar aus dem Sattel und rannte
rutschend durch den Schlamm, um das erschöpfte, übel zugerichtete
Fohlen zu stützen, bevor es zusammenbrach.
    »Bei Toragan!« flüsterte Edinghas Bardiche, der Lordhüter der Warmen Quellen, entsetzt. Sein Gesicht war aschgrau, als er barhäuptig
in dem riesigen Stall stand und den Pferdeknechten, Ausbildern und
Heilern ungläubig zusah, die wie verrückt arbeiteten. Er war nicht
wie sie vollkommen mit dem verzweifelten Versuch beschäftigt, die
beiden Fohlen zu retten, die am schlimmsten verletzt waren, oder
damit, sich um die halbblinde, grausam verstümmelte Jungstute zu
kümmern. Das bedeutete, dass ihn nichts davon ablenken konnte,
über das unfassbare, undenkbare Desaster nachzudenken, das der
Anblick dieser erschöpften, übel zugerichteten Windrenner bedeutete.
    »Nur sieben?« Er wandte sich zu dem Mann herum, der neben
ihm stand. Seine Frage klang fast wie ein Flehen, dass er die Zahl
falsch verstanden haben könnte. »Nur sieben ?«
    »Fünf Stuten und zwei Jungstuten… und acht Fohlen«, erwiderte
Alfar Axtschneide düster. »Zwei der Stuten haben noch nicht geboren. Also sind fünf Fohlen, die lebend zurückgekehrt sind, bis
jetzt…«, die Einschränkung klang unaussprechlich bitter, »Waisen.«
    »Zum Phrobus, Mann! Diese Herde bestand aus über vierzig ausgewachsenen Windrennern! Wo sind all die anderen?« Edinghas
wusste selbst, dass ihm Axtschneide diese Frage nicht beantworten
konnte, aber sein Entsetzen, die Trauer und die kochende Wut trieben ihn dazu, sie trotzdem zu stellen.
    »Bei Fiendark, Milord, woher in Phrobus Namen soll ich das wissen?«, knurrte Alfar. Seine barsche Stimme verriet sein eigenes Entsetzen. Er starrte seinen Lehnsherrn finster an, bis ins Mark erschüttert von dem Ausmaß dieser Katastrophe. Lord Edinghas schloss die
Augen und atmete tief ein. Die Nasenflügel des Lordhüters bebten
und er schüttelte den Kopf, als wollte er die Lähmung abschütteln,
die seine Gedanken heimsuchte. Dann öffnete er die Augen wieder
und sah Alfar an.
    »Natürlich könnt Ihr das nicht wissen. Ebenso wenig wie ich«, sagte er bedächtig. Er legte dem kleineren Mann die Hand auf die
Schulter. »Vergebt mir, Alfar. Aus mir spricht nur meine Furcht.«
    »Ich habe Euch nichts zu vergeben, Milord.« Alfars Blick glitt von
seinem Lehnsherren zu den anderen, die in dem Stall arbeiteten. Seine Gesichtszüge schienen wie aus kaltem, grauem Stahl geschmiedet.
    »Ich musste länger darüber nachdenken als Ihr, Milord.« Seine
Stimme klang düster und belegt. »Ich kann mir einfach nichts vorstellen, jedenfalls nichts Natürliches, das dies da angerichtet haben
könnte. Ihre Verletzungen sehen wie Bisswunden von Wölfen aus,
aber kein Wolf auf der ganzen Welt könnte Windrennern so etwas
antun! Und es befindet sich kein einziger Hengst in der Herde. Kein
einziger! Was auch immer es war, es muss sie alle getötet haben, alle
achtzehn… dazu fünfzehn Stuten, sieben Junghengste und Jungstuten, und neun Fohlen.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist gänzlich unmöglich, Milord! So etwas kann einfach nicht passieren!«
    »Aber es ist geschehen, Alfar«, widersprach Edinghas kalt. Trauer
und Verzweiflung schwang in seiner tonlosen Stimme mit. Ebenso
ein eherner Unterton, in dem glühender Hass und Wut verschmolzen.
    »Ich weiß«, presste Alfar zwischen den Zähnen heraus und ballte
verzweifelt die Hände zu Fäusten. »Wenn wir doch einen Windreiter hier hätten, nur einen! Vielleicht könnten er und sein Windrenner uns sagen, was in Fiendarks Orkus da draußen vorgefallen ist!«
    Lordhüter Edinghas nickte und betrachtete erneut die mitgenommenen, verletzten und erschöpften Überlebenden derselben Herde,
die vor kaum vier Tagen von den Warmen Quellen aufgebrochen
war. Die Stuten und bebenden Fohlen standen breitbeinig mit hängenden Köpfen da und starrten auf die Hand voll Fohlen, die sie irgendwie hatten retten können. In ihren dunklen Augen malte sich
die Hölle ab, durch die sie gegangen waren. Die Tiere beobachteten
die Heilungsversuche der Menschen mit fast schon verzweifelter
Teilnahme. Edinghas spürte ihre schreckliche Erschöpfung, nahm
die Erinnerung an den grausamen Kampf wahr, den sie durchgestanden hatten, um auch nur diese wenigen Fohlen zu retten.
    Ihm dämmerte, dass er noch nie einen erschöpften Windrenner gesehen hatte. Nicht in den gesamten dreiundfünfzig Jahren seines Lebens

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