Wechsel-Wind
Ausziehspielchen betrieben hatte. Wie weit würde diese liebliche kleine Lady gehen? »Hast du etwas dagegen, wenn ich auch…?«
»Selbstverständlich nicht. Wie solltest du dich sonst säubern?«
Erleichtert lachte er. »Anders geht's wohl nicht. Aber ich warne dich, ich werde es nicht vermeiden können, dich anzusehen.«
Sie lächelte und zog sich aus. Sean hatte sich gewundert, daß sie sich nicht zierte, ihre Wäsche zu zeigen; des Rätsels Lösung war, daß sie keine Unterwäsche trug. In Xanth bedeutete Nacktheit offenbar kein Problem, nur Unterwäsche. Ihre Nacktheit war nicht nur natürlich, sie war auch auserlesen; so hatte er sich Chlorine vorgestellt, nur daß Gerte eher… nun eher gertenschlank war. Plötzlich wurde Sean zu einem großen Anhänger der Schlankheit.
Also legte auch er seine Kleidung ab und stieg rasch zu ihr in den Teich, denn er wollte auf keinen Fall lange entblößt herumstehen und sich am Ende noch durch eine männliche Reaktion in eine peinliche Situation bringen. Das Wasser war genau richtig – weder zu heiß noch zu kalt. In unnachahmlicher Weise umspielte es seine nackte Haut, und er fühlte sich unbeschreiblich wohl.
Gerte wandte sich ihm zu und strich sich das Haar nach hinten, so daß ihre kleinen, aber perfekt geformten Brüste unbedeckt waren. »Soll ich dir den Rücken waschen?« fragte sie unschuldig und begegnete zum ersten Mal seinem Blick, seit sie ins Wasser gestiegen waren. Dann erstarrte sie.
Sean ebenfalls. Er hatte Gertes Körper und ihr Gesicht bewundert – nun schäumte diese Bewunderung hoch und wurde zu einer alles überwältigenden Gefühlsaufwallung. Schön? Sie war hinreißend! Fast, als sei sie in einem Glorienschein getaucht und als würde im Hintergrund die denkbar romantischste Musik erklingen.
»O nein!« rief Gerte aus. »Wir sind in einem Liebesquell!«
Einem Liebesquell? Hatte er davon nicht reden gehört? »Du meinst, wir…?« Er brach mitten im Satz ab. Da gab es nichts mehr zu sagen, denn er wußte bereits, was geschehen war. Er liebte sie.
»Ich hätte nicht gedacht…«, sagte sie bekümmert.
»Spürst du… fühlst du das gleiche wie ich?«
»Ja«, antwortete sie und trat näher. »Ich liebe dich. Aber… das… wir können doch nicht einfach…«
»Und ich liebe dich«, sagte er und kam ihr entgegen. »Obwohl wir aus zwei unterschiedlichen Welten stammen.«
»Wir sollten das nicht tun«, sagte sie und legte die Arme um ihn. Er umschlang sie ebenfalls und strich mit den Handflächen vorsichtig über die weichen Federn ihrer Schwingen.
»Ich weiß.« Er küßte sie. Die Hälfte aller Träume, die er je hatte, wurde in diesem Augenblick wahr.
Nach einer Ewigkeit nahm sie ihren Kopf so weit zurück, daß sie wieder sprechen konnte. »Du bist ein Mundanier. Ich bin ein magisches Wesen. Wir gehören einfach nicht zusammen.«
»Wie könnten wir getrennt sein?« Er küßte sie erneut, und begierig erwiderte sie ihn.
»Nach einiger Zeit wird der Liebesbann nachlassen«, sagte sie, als sie wieder Atem schöpften.
»Nach welcher Zeit?«
Gerte überlegte. »Nach etwa vier Jahren, glaube ich. Oft ist die magische Liebe nach so langer Zeit jedoch durch natürliche Liebe ersetzt, so daß es keine andere Rettung für uns gibt als die Trennung.«
»Das könnte ich nicht ertragen.« Er wollte sie wieder küssen, aber diesmal war sie schneller.
»Ich auch nicht«, sagte sie schließlich nach einer kostbaren Pause.
»Ach, Gerte, ich weiß, das ist alles nur… nur Zauberwerk, aber ich… ich will dir noch einmal sagen, was ich mit dir tun möchte.«
Das war die andere, bislang noch nicht realisierte Hälfte seiner Träume.
»Ja, das möchte ich auch«, sagte sie. »Die Störche bekommen durch die Liebesquelle immer viel zu tun. Aber ich flehe dich an: Warte noch, bis wir über andere Möglichkeiten nachgedacht haben.«
»Worum auch immer du mich bittest, will ich tun«, gelobte er. Alle Willenskraft mußte er aufbieten, um sich von ihr zurückzuziehen. »Aber ich werde nicht aufhören, dich zu lieben.«
»Ich gebe mir die allergrößte Mühe, objektiv zu sein«, sagte Gerte. »Ich – ich glaube, in deinem Land müßte ich sterben. Und du – du würdest dich in meinem niemals wohl fühlen. Deine Verwandten und meine Verwandten würden sich unserer Verbindung in den Weg stellen. Wir wären Ausgestoßene. Unsere Liebe darf nicht sein.«
»Aber es gibt sie doch«, widersprach Sean.
»Dann müssen wir sie eben beenden. Es gibt eine
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