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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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    »Warum haben sie denn keine echte Barrikade errichtet?« fragte Sean.
    »Weil diese Straße verzaubert ist«, erläuterte ihm Chlorine. »Die Trolle garantieren dafür, daß auf der Straße keine Gefahr lauert. Sonst würde niemand sie benutzen. Trotzdem ist der Verkehr sehr gering, weil die Trollstraße neu ist und die meisten Leute den Trollen mit großem Mißtrauen begegnen. Außerdem haben die Trolle früher nur Brücken gebaut. Sie wissen aber, was sie tun und wie man gute Straßen baut. Deshalb können die Kobolde keine echte Barriere errichten. Aber wenn sie uns durch einen Trick dazu bringen, den geschützten Weg zu verlassen, dann können sie uns gefährlich werden.« Wieder hob sie die Stimme. »Vielen Dank für diese Warnung, Nimby!« rief sie. »Es tut mir leid, daß ich nie daran gedacht habe, dich danach zu fragen. Schreib mir in Zukunft bitte jedesmal eine Notiz, wenn ich etwas wissen sollte.«
    Der junge Mann nickte. Diese Situation ist reichlich interessant, dachte Jim; Nimby scheint allwissend zu sein, konnte bislang aber Informationen nicht freiwillig herausrücken, sondern mußte darum gebeten oder dazu angewiesen werden.
    Und die Trollstraße war in der Tat eine sehr gute Fahrbahn. »Das ist also die Eidechsenstraße«, sagte Jim. »Woran erinnert mich dieser Name nur?«
    »An Alligator Alley«, antwortete Sean.
    Jim nickte. »Genau. Eine Parodie der Welt, wie wir sie kennen. Wenn ich also eine Absperrung mit Umleitungsschild sehe, dann muß ich sie ignorieren, weil es sich dabei um eine Illusion handelt.«
    Neben ihm nickte Nimby.
    Jim sagte nichts, aber er hegte ernsthafte Zweifel, daß sie einer solchen Illusion je begegnen würden.
    Das Panorama wurde nun interessanter oder beunruhigender, je nach Standpunkt des Betrachters. Das Florida der Everglades war flach, doch Xanth besaß ganz offensichtlich Gebirge; die Eidechsenstraße wand sich mittlerweile zwischen den Anhöhen hindurch wie das Tier, das ihr den Namen gegeben hatte. Weiter voraus war anscheinend sogar ein Vulkan, und die Straße schien an ihm vorbeizuführen. Jim hoffte, daß der Berg kein Feuer spie, so lange sie sich in seiner Nähe befanden.
    Im Nordosten hing drohend eine dunkle Wolkenformation am Himmel. Das waren die Vorboten von Happy Bottom, wie man Gladys hier nannte. Wieviel war wirklich an der Befürchtung, der Sturm könne Zauberstaub aufwirbeln und zu einem gefährlichen magischen Hurrikan werden? Nach allem, was Jim bisher in diesem Land gesehen hatte, konnte er diese Möglichkeit nicht einfach als lächerlich verwerfen. Immerhin taten sie genau das, was am besten war, um den Sturm zu entkommen: Sie fuhren ihm mit Höchstgeschwindigkeit davon oder umfuhren ihn wenigstens.
    Plötzlich blockierte eine Barrikade die Straße. Warum hatte er sie nicht schon früher gesehen? Das Ding war riesig und versperrte die gesamte Fahrbahn. Daran befand sich ein riesiges Schild mit einem nach rechts weisenden Pfeil:
     
    STRASSE GESPERRT – UMLEITUNG.
     
    Die Umgehungsstraße war frei und wand sich auf eine Raststätte zu. Er hatte kaum noch Zeit zum Abbiegen.
    Jim bremste mit voller Kraft. Mit quietschenden Reifen geriet das Wohnmobil ins Schleudern.
    »Nein!« schrie Chlorine. »Das ist die Illusion! Fahr einfach durch!«
    Jim hatte kaum einen Augenblick Zeit, sich zu entscheiden. Chlorine hatte ihn vor dieser Barriere gewarnt. Jeder Fehler wäre tödlich. Möglicherweise bereute er es am Ende, aber er vertraute ihr. Er umklammerte das Lenkrad fester, trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und hielt genau auf das Hindernis zu. Knapp verfehlte er die Ausfahrt und duckte sich tiefer in den Sitz, als die Absperrung sich drohend vor ihm aufzutürmen schien – sie wirkte massig und undurchdringlich. Sie würden dagegenfahren!
    Und im nächsten Moment hatten sie das gewaltige Hindernis ohne die leiseste Berührung durchbrochen. Vor ihnen setzte sich die Straße ununterbrochen fort, und Jims Puls machte sich auf die lange Reise in die Nachbarschaft des Normalwerts. Chlorine – und Nimby – hatten recht gehabt.
    »Mann!« rief David aufgeregt. »Wie im Horrorfilm!«
    Kann man so sagen, fand Jim. Er sah Nimby an, der die Achseln zuckte. Ganz offensichtlich war seine Information zutreffend gewesen. Er hatte die Illusionsbarriere durchschaut, also stimmte vermutlich auch die Sache mit den Kobolden.
    Und da kamen sie auch schon in Sicht: eine Horde kleiner, klumpiger, menschenähnlicher Gestalten gleich am rechten

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