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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Straßenrand, die drohend kleine Fäuste schüttelten. Einige von ihnen hielten Keulen, andere Speere. Offensichtlich hatten sie nichts Gutes im Sinn gehabt. Nur knapp waren die Reisenden einem furchtbaren Schicksal entkommen – und das hatten sie allein der rechtzeitigen Warnung zu verdanken.
    »Nimby – wenn ich dich das fragen darf –, woher wußtest du von dem Hinterhalt?« fragte Jim. Er war sich nicht sicher, ob der Mann ihm antworten würde, aber vielleicht hatte Chlorine genickt, jedenfalls begann er wieder, etwas zu schreiben. Als er fertig war, reichte er Jim die Notiz.
    Jim hielt sie mit einer Hand am Lenkrad fest und las: ›Ich weiß über die Ereignisse rings um mich Bescheid, wenn sie das Wohlergehen meiner Begleiterin beeinträchtigen könnten. Aber ich kann nicht aus mir heraus handeln; ich darf nur auf ihr Geheiß tätig werden. Die Kobolde haben die Barrierenillusion errichtet.‹
    Ganz offensichtlich. Und wenn Chlorine nicht daran gedacht hätte zu fragen, wären sie in die Falle gegangen. Was hätte Nimby dann getan? Vielleicht hätte er sich in Drachengestalt verwandelt und Chlorine davongetragen – wenn sie ihn darum gebeten hätte. Dem Rest von ihnen wäre vermutlich weniger Glück beschieden gewesen.
    Chlorine mußte einen ähnlichen Gedankengang verfolgt haben. »Nimby – ich habe die Aufgabe übernommen, diese Leute sicher aus Xanth hinaus zu geleiten. Wenn ihnen irgend etwas zustößt, dann habe ich versagt. Das würde mir nicht gefallen. Also warne mich auch, wenn etwas sie bedroht. Ich meine, wenn etwas sie bedroht, ohne mich zu bedrohen, dann warne mich, weil dann auch ein Teil von mir bedroht ist – der anständige Teil. Wenn sie verletzt werden, werde auch ich verletzt.«
    Nimby nickte.
    »Vielen Dank«, sagte Jim.
    Nun näherten sie sich dem Vulkan. Aus der Öffnung stieg Rauch in den Himmel. »Ist das Ding aktiv?« fragte Jim.
    »Ja, das ist der Pinatuba«, antwortete Chlorine, die nach vorne spähte. »Als er das letzte Mal in Zorn geriet, spie er soviel Staub aus, daß ganz Xanth um ein Grad abkühlte. Aber solange ihr ihn nicht beleidigt, raucht er auch nicht vor Wut.«
    »Vulkane geraten in Wut?« fragte Sean. »Wie können sie in Wut geraten, wo sie doch nicht leben?«
    »Rede nicht so laut«, warnte Chlorine. »Er könnte dich hören.«
    Genau das war offenbar der Fall, denn der Berg erbebte und stieß eine gewaltige Rauchwolke aus.
    »Oh, ich wollte nicht herabsetzend sein«, beeilte sich Sean hinzuzufügen. »Ich finde, das ist ein mächtig beeindruckender Vulkan.«
    Der Berg beruhigte sich wieder, und die Rauchwolke zerteilte sich im Wind.
    »Also, auch das Unbelebte hat Gefühle«, erklärte Chlorine. »Es ist oft sehr empfindlich gegenüber Nuancen. König Dor kann mit dem Unbelebten reden, und es antwortet ihm. Die meisten Dinge sind nicht besonders klug, aber sie haben ihre Einstellungen. Deshalb müssen wir vorsichtig sein, sie nicht zu beleidigen, es sei denn, wir hätten dazu einen triftigen Grund.«
    »Kommt mir auch so vor«, antwortete Sean, aufrichtig beeindruckt.
    »Mom, ich muß mal aufs Häuschen«, sagte Karen.
    »Es ist voll«, entgegnete Mary. »Wir müssen anhalten, damit wir es leeren können.«
    Sie hatte recht. Der Sturm hatte sie gezwungen, im Wohnmobil zu bleiben, und deshalb hatten sie ihr Geschäft nicht in der freien Natur verrichten können. »Chlorine, gibt es an dieser Straße denn noch eine andere Raststätte? Eine, wo es nicht von Kobolden wimmelt?«
    Chlorine trug die Frage an Nimby weiter. Schon bald deutete er nach rechts, und Jim lenkte das Wohnmobil auf die Ausfahrt. Sie führte in ein majestätisches Tal, in dessen Mitte ein Haus stand. Jim bremste das Wohnmobil neben dem Haus ab und zögerte. »Sind wir hier sicher?« fragte er Nimby.
    Der junge Mann zögerte ebenfalls, dann nickte er.
    Die anderen öffneten die Seitentür und strömten aus dem Wagen. Nur Jim blieb sitzen. Nimbys Zögern hatte ihm nicht gefallen. »Ist da noch etwas, was du uns nicht gesagt hast, Nimby?«
    Chlorine war mit den anderen Carlyles ausgestiegen, und deshalb waren sie nun allein im Wagen. Nimby zögerte wieder, dann schrieb er noch eine Notiz.
    Jim wartete, dann las er die Mitteilung: ›Gefahr lauert in der Nähe. Deine Familie wird an diesem Ort davon erfahren und beunruhigt sein. Dadurch wird die Reise schwieriger.‹
    »Was für eine Gefahr?«
    ›Der Sturm stört üble Kreaturen auf. Sie werden deine Kinder in Furcht versetzen.‹
    »Aber wenn wir

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