Wechsel-Wind
wünsche, wie auch den von allen anderen Menschen. Für mich weist all dies nicht den Reiz des Neuen auf.‹
Offensichtlich nicht. Aber wenn er so mächtig war, warum hing Nimby dann bei einer langweiligen Familie wie ihnen herum und sprach nie ein Wort?
›Ich unterliege einer Schweigepflicht, bis ich meine Aufgabe erledigt habe.‹
Ach, so etwas wie das Gelöbnis eines Ritters. Das sah David natürlich ein. Dennoch, wo Nimby sich doch ständig in Gesellschaft einer wunderschönen Frau wie Chlorine befand, wurde er da nicht ein wenig neugierig über Liebe und Pieps zwischen den Menschen?
›Ich würde schon gern etwas über menschliche Gefühle erfahren. Das ist ein faszinierendes Thema. So weit ich es beurteilen kann, geht es dort nicht mit Logik zu.‹ Nun, das lag daran, daß Nimby Gefühle analysierte, anstatt sie zu empfinden. Er verhielt sich wie ein Schullehrer, der innerhalb eines Augenblicks jedes Thema absolut uninteressant machen konnte. Schließlich schliefen die Schüler sogar im Sexualkundeunterricht ein. Im wirklichen Leben aber empfanden die Menschen die Gefühle. Sie nahmen Anteil. Sie konnten sich über irgendein stumpfsinniges Fußballspiel in die Haare geraten, und das war noch gar nichts im Vergleich zu der Sache mit den Jungen und den Mädchen. Vielleicht sollte Nimby das ausprobieren, damit er ein Gefühl für Gefühle bekam.
›Aber mir fehlen die Emotionen, die menschliche Wesen empfinden können. Wie also sollte ich Gefühle empfinden wie ein Mensch?‹
Nun, er könnte doch versuchen, eine Weile lang Davids Gefühle zu verfolgen. David wiederum würde sich bemühen, Gefühle möglichst intensiv zu erleben, damit Nimby einen Eindruck erhielt.
›Vielen Dank. Das will ich tun.‹
Nun werde ich die Sache wissenschaftlich überdenken, dachte David. Mir kommt es so vor, als wäre Wissenschaft die mundane Weise, etwas zu tun, was ihr in Xanth mit Magie tut. Vielleicht läuft beides im Grunde sogar das gleiche hinaus, nur daß man unterschiedliche Wege beschreitet. Weißt du, was ein Hebel ist? Und so ging es weiter, während das Wohnmobil der Straße folgte. Karen spielte Karten, und Sean und Chlorine ihr kleines Zeige-Gucke-Spielchen. Schließlich begann es zu regnen. David hielt es zuerst für eine Täuschung, aber als er genauer hinsah, war er sich sicher: Es fiel bunter Regen. Rote, gelbe, grüne und blaue Tropfen schlugen gegen die Autofenster. Ob das normal war?
›Für Xanth schon. Der Sturm sorgt für heftige Regenfälle vor uns, und wenn wir den nächsten Fluß erreichen, wird er über die Ufer getreten sein. Die Trolle sperren im Moment die Straße, weil sie nicht mehr sicher ist.‹
Aber wir müssen doch heute noch nach Imp Erial, um den Imps zu helfen, ihre Sachen in Sicherheit zu bringen.
›Wenn ihr mich darum bittet, werde ich euch sicher nach Imp Erial bringen können.‹
»Das werden wir tun«, sagte David laut und unbedacht.
Karen sah von ihren Karten auf. »Was werden wir tun?« fragte sie.
»Nimby sagt, daß wir in einen schlimmen Sturm fahren und daß der Fluß über die Ufer steigen wird und daß die Trolle die Straße sperren werden.«
»Wir können uns im Moment keinen Umweg leisten«, sagte Dad. »Wir müssen durchkommen.«
»Nimby kann uns zeigen, wie«, antwortete David.
»Wenn das ein magischer Sturm ist, bleibt uns wohl nichts anderes mehr übrig«, entgegnete Dad grimmig.
Der Regen wurde, genau wie Nimby vorhergesagt hatte, stärker. Dad fuhr langsam – er hatte keine andere Wahl.
Nimby schrieb wieder einen Zettel. ›Haltet hier an.‹
Die Straße war noch nicht überflutet, aber Dad gehorchte. Nimby stieg aus, verwandelte sich in einen Drachen und verschwand im Regen. »Ich bin sicher, er kehrt bald zurück«, sagte Chlorine beruhigend.
Und tatsächlich war er einen Augenblick später wieder da. In seinem Eselsmaul hielt er einen Ast, und daran hingen Blätter und mehrere große knallrote Frösche.
»Igitt – Frösche!« rief Karen und schüttelte sich. »Warum sind die denn rot?« wollte sie dann wissen.
»Sie sehen wie Knallfrösche aus«, sagte Chlorine. »Aber die sind größer und dicker, als ich je welche gesehen habe. Ich werde sie nehmen.« Sie nahm Nimby den Ast vorsichtig aus dem Maul. Dann nahm Nimby wieder menschliche Gestalt an und stieg ins Wohnmobil. Natürlich war er bis auf die Haut durchnäßt, also kam Mom nach hinten und verfrachtete ihn für einen erneuten Kleiderwechsel in den kleinen Waschraum. Mom konnte einfach
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