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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wunder, daß es solche Gewalt über seine eigenen Ohren hatte.
    David nahm Midrange auf und ging langsam zum Wohnmobil zurück. Er hoffte, daß Karen nicht die verzauberte Straße verlassen hatte. Aber sie war ein Kind mit kaum ausgeprägtem Urteilsvermögen.
    Wieder läutete die Glocke. Mittlerweile mußte Karen sie gesehen haben und wieder beim Wohnmobil sein. Aber wo blieb sie nur? Schließlich hielt David es nicht mehr aus. »Ich muß sie finden«, sagte er. »Midrange, du bleibst hier und sagst den anderen, wo ich bin, falls sie vor mir zurückkommen.« Der Kater nickte und streckte sich auf dem Boden vor der Tür aus.
    David eilte in Richtung des Glockenläutens. Schon bald fand er sie: eine Kuh mit einer Glocke, die läutete, wenn sie lief. Eine Kuh-Glocke. Also wirklich! Aber Karen war nicht zu sehen. Sie mußte weitergegangen sein. Nein, dieses dumme Kind!
    Er erspähte ein großes, orangenes, affenähnliches Wesen, das ein Schild mit der Aufschrift UTAN trug. War es gefährlich? Das Vieh sah so komisch aus, daß es vermutlich harmlos war. »He, Utan – hast du meine dämliche kleine Schwester irgendwo gesehen?« fragte er es.
    Das Ding blieb stehen, dann deutete es in die Richtung, in die David ohnehin unterwegs war. Also rannte er weiter. Erst dann begriff er, mit was für einem Geschöpf er es zu tun gehabt hatte: einem orangenen Utan. Dann sah er einen Kater.
    »Pieps, ich habe dir doch gesagt, du sollst beim Wohnmobil bleiben!« schrie er und lief auf ihn zu. Der Kater drehte sich zu ihm um, und da erst bemerkte David, daß es gar nicht Midrange war, sondern ein anderer – ein sehr merkwürdiger Kater. Er trug einen Hut mit flacher Krempe und eine Weste mit dem Wort ION darauf. »Oh, Entschuldigung«, bat David verlegen. »Ich dachte, du wärst mein Kater.« Der Kater warf ihm einen vernichtenden Blick zu und wandte sich zum Gehen. Als er davonschritt, verstand David dessen Natur: Der Kater war ein Kater-ion, kurz Kat-ion, und wahrscheinlich auf dem Weg zu einem Katboot oder einem Katzenfisch. »Er braucht wahrscheinlich einige positive Erlebnisse, bevor er zugänglicher wird, und je positiver er wird, desto mehr zieht er das Negative an«, brummte David, während er weiterging. Dieses Nachsinnen über Wortspielereien konnte wirklich zur Gewohnheit werden.
    Immer noch keine Spur von Karen. Davids Befürchtung, sie könnte die verzauberte Straße verlassen haben, wurde mehr und mehr zur Gewißheit. Sollte er zu Mom gehen und ihr sagen, was geschehen war? Na, er würde ganz schön Ärger bekommen, wenn herauskam, daß Karen in Schwierigkeiten steckte.
    Etwas kam durch die Luft geflogen. David duckte sich, denn er befürchtete, es könnte ihn treffen, aber es sauste an ihm vorbei. Er sah allerdings, daß es sich dabei um ein Gemälde handelte. Dann flog eine Statue vorbei, und dann wieder ein Bild. Was ging hier vor?
    Ein Augenblick des Nachdenkens gab ihm die Antwort: Kunstwerke flogen vorbei. Kunst – Art. »Art-illerie. Jemand wirft damit nach mir.«
    »Karen!« rief er. »KAA-RENN!« Keine Antwort, nicht einmal ein Bellen. Das verhieß nichts Gutes.
    Er suchte weiter, aber er konnte Karen einfach nicht finden. Und das konnte nur eines bedeuten: daß sie die Zauberstraße verlassen hatte. Und das hieß, daß er nicht mehr länger warten durfte – er mußte augenblicklich Hilfe herbeirufen. Er drehte sich um und rannte zum Wohnmobil zurück, halb in Angst, es könnte schon fort sein. Aber so solide und Sicherheit verheißend wie immer stand es da. Und Midrange war nach wie vor auf seinem Posten. »Ist wer zurückgekommen?« fragte David und erhielt ein Kopfschütteln zur Antwort. Na, das bedeutete wenigstens, daß er selbst über den Vorfall Bericht erstatten konnte und es nicht aussah, als hätte er sich vor der Verantwortung drücken wollen. Was immer ihm das auch nutzen würde…
    »Wo sind die anderen?« fragte er.
    Midrange erhob sich und kam zu David herüber. Der Junge nahm ihn auf und setzte ihn sich in der üblichen Reitstellung auf die Schultern. »Mnna-ach llinss!«
    Also wandte David sich nach links und folgte dem Flußufer. Je näher er ans Wasser kam, desto stärker rannen ihm die Tränen aus den Augen. Er konnte das Weinen nicht stoppen und blinzelte häufig, um besser sehen zu können. Schon bald erreichte er Mom, die Sean dabei zusah, wie er ein Geflecht aus Treibholz zusammenbaute. Mom hielt mit merklichem Unbehagen den Ast, an dem die Knallfrösche hingen; auch ihr rannen Tränen

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