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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurück.
    Also stimmte es: Er hatte von den eigenartigen Kreuzungen nur geträumt. Na ja, das bedeutete wenigstens, daß man ihm keinen Ärger wegen Verletzung dieser Erwachsenenverschwörung machen konnte. Aber trotzdem hätte er gern mehr von den weiblichen Wesen gesehen, bevor sie verschwanden.
    Sie erschienen ihm wieder. »Soso, das willst du also?« fragte die Zenjungfrau und holte tief Luft.
    »Hui«, machte David. »Kommst du in meine Träume, wann immer ich will?«
    »Aber sicher – solange der Wahnsinn anhält«, antwortete die Harga, indem sie sich Haar und Federkleid auskämmte. »Wünsche dir nur, uns zu sehen.«
    »Das werde ich!« versprach David. »Aber jetzt muß ich meine kleine Schwester retten.«
    »Da beeilst du dich lieber«, antwortete die Zenjungfrau. »Gerade gerät sie in Schwierigkeiten.« Dann verblaßten die Erscheinungen langsam.
    David war sich nicht sicher, ob er den Aussagen von Traumgestalten vertrauen sollte. Dennoch nahm er sich die Warnung zu Herzen. »Könnten wir uns beeilen?« fragte er und setzte zu einem Sprint an.
    »Aber sicher«, antwortete Chlorine, die mühelos mit ihm Schritt hielt. »Es ist wirklich wunderbar, so gesund zu sein; in meinem natürlichen Körper könnte ich gar nicht mithalten.«
    David schaute sie an. »Wenn Sean dich rennen sehen könnte, würdest du ihn wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben.«
    »Ach, wirklich? Ich muß zusehen, daß ich das einrichte.«
    Sie fanden Karen in der Astgablung eines gewaltigen Baumes sitzend. Der Baum stand auf einer Anhöhe und wirkte überaus knorrig und abweisend, und doch verlockend. Am Stamm hatte er Auswüchse, die an Steigeisen erinnerten, und die Äste wirkten wie dicke Seile.
    »Es muß ihr gutgehen«, sagte Chlorine. »Das ist ein Bergbaum.«
    »Ich kann sehen, daß er sehr groß ist«, antwortete David, »aber trotzdem könnte sie in Gefahr schweben.«
    »Nein, ein Bergbaum gewährt jedem, der ihn erklimmt, Geborgenheit, und birgt ihn vor jeder Bedrohung«, erklärte Chlorine. »Nicht weit von meinem Heimatdorf steht auch ein Bergbaum, ich kenne sie. Karen hätte sich keine bessere Zuflucht suchen können.«
    »Aber irgendeine Gefahr kommt auf sie zu«, beharrte David, dem die Warnung der Traumgeschöpfe noch allzu deutlich vor Augen stand.
    »Woher willst du das wissen?« fragte Chlorine, dann sah sie Nimbys Nicken. »Also schön, du weißt es. Aber sie will nicht zu uns kommen, weil sie uns für Gespenster hält.«
    »Was hat es mit diesen Gespenstern denn auf sich?« fragte David. »Ich meine, wir tragen doch keine weißen Bettücher, und haben auch keine Ketten und Eisenkugeln…«
    »Ein Gespenst ist eine Erscheinung, normalerweise die einer noch lebenden Person. Nur sind Gespenster nicht real; allerdings vermögen sie einen in gefährliche Situationen zu locken. Denn das Opfer glaubt, die Person sei real und würde es gut mit ihm meinen, und ein Gespenst meint es nun einmal nicht gut. Normalerweise sieht man hier nicht viele Gespenster, aber der Wahnsinn verleiht wohl auch ihnen mehr Macht.«
    David hatte schon genug über Xanth erfahren, um vorsichtig zu sein. Dem ersten Anschein traute man hier lieber nicht. Angenommen, dort auf dem Baum saß gar nicht Karen, sondern ein Gespenst, das ihm weismachen wollte, es sei seine kleine, rettungsbedürftige Schwester? Einmal hatte er einen furchteinflößenden Film über ein Kind gesehen, das von einem Vampir oder einem anderen Monster gestohlen wurde. Der Vampir (oder was auch immer) ließ eine belebte Puppe an Stelle des Kindes zurück, und so erfuhren die Eltern nie, daß ihr Kind verschwunden war. Der einzige Unterschied, an dem man den Austausch bemerken konnte, war der Umstand, daß die Puppe perfekte Manieren besaß.
    »Ruf sie doch mal«, schlug er vor.
    Chlorine willigte ein. »Karen! Karen, ich bin's, Chlorine. Bitte, komm mit uns.«
    »Verschwindet!« schrie Karen und kletterte höher in den Baum. »Du bist auch nur nachgemacht!«
    »Wenigstens besaß sie genug Verstand, um die Täuschung zu bemerken«, murmelte Chlorine. »Aber jetzt weiß sie nicht mehr, wann sie nicht getäuscht wird.«
    »Da weiß ich was«, meinte David. Er trat näher an den Baum heran. »Karen! Komm da runter, bevor Mom dich sieht und dir eine Woche Stubenarrest aufbrummt, du blöde kleine Rotznase!« brüllte er.
    »David!« kreischte sie glücklich. Sie kletterte so schnell den Baum herunter, daß sie fast abgerutscht und gestürzt wäre. Dann sprang sie ihm an den Hals und

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