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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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paß auf dich auf. Wenn du die beiden innerhalb einer Viertelstunde finden kannst, reicht das – selbst wenn du dann selber gefangen wirst, kann Nimby in Drachengestalt anrücken und euch retten. Er glaubt nicht, daß etwas in der Nähe ist, das mit einem Drachen seiner Größe fertig werden könnte. Dann bringt er dich zurück zum Wohnmobil, und wir machen uns auf den Weg. Alles klar?«
    Midrange nickte. Das war immerhin eine Herausforderung an seinen katzenhaften Intellekt.
    »Also, hier ist der Toner«, sagte David und hielt Midrange auf der Handfläche eine Kapsel hin, die mit einem wenig appetitlich wirkenden dunklen Staubpulver gefüllt war. »Jedesmal, wenn du eine heftige Bewegung machst, wird sich eine Kopie von dir abspalten, die genauso aussieht wie du und sich genauso verhält. Aber es ist nur eine Illusion. Sie wird nach einer Hunde- oder Vogelillusion suchen, und wenn beide aufeinandertreffen, macht es Pieps!, und sie löschen sich gegenseitig aus. – Mann, ich wollte doch nur ›Pieps‹ sagen!… Also gut –: B uff! – Hast du alles verstanden, Midrange?«
    Selbstverständlich. Midrange nickte indigniert. Er nahm die häßliche Kapsel ins Maul und schluckte sie unzerkaut hinunter. Das Ding schmeckte zwar seltsam, aber es beeinträchtigte ihn nicht. Er raste davon und schnüffelte nach Woofers Hundegeruch. Im Spurenverfolgen war er zwar nicht so gut wie Woofer, aber gut genug. Dann nahm er auch Tweeters Geruch wahr, und unwillkürlich lief ihm das Wasser im Mund zusammen – das würde ihm die Suche erleichtern. Er würde zwar ein paar Minuten brauchen, um sich zu orientieren, aber er würde die beiden finden.
    Er hastete in die Richtung, in der er Woofer hatte verschwinden sehen. Die Spur war noch ganz frisch, denn schließlich war sie nicht einmal eine Stunde alt. Außerdem sah er die Pfotenabdrücke des Hundes im Boden und nahm den Hundegeruch schier überdeutlich wahr – nein, nicht einfach Hundegeruch, sondern Woofergeruch. Soweit also kein Problem.
    Was aber war mit Tweeter? Der Vogel hatte in Karens Haar gesessen und konnte daher nur eine sehr schwache Duftspur hinterlassen haben, die zudem noch durch Karens wesentlich stärkeren Kindergeruch überdeckt wurde. Das sollte sich allerdings ändern, sobald Tweeter sich von seiner Gefährtin trennte und sich mit Woofer von ihr entfernte. Jedes der Tiere hatte sein eigenes Schoßkind; darauf hatten sie sich schon vor langer Zeit geeinigt, damit keines der Kinder sich vernachlässigt oder abgelehnt fühlte. Der Umgang mit Kindern machte einfach mehr Spaß als der mit ausgewachsenen Menschen: Sie waren aktiver, stellten häufiger Unfug an und verbrachten mehr Zeit mit Spielen im Schmutz. Also war Karen Tweeters Schoßkind, damit die Kleinste dem Kleinsten gehörte. Midrange hatte David übernommen, der in der Mitte stand, und Woofer versuchte Sean vor Schwierigkeiten zu bewahren. Wenn Woofer bei Sean geblieben wäre, dann wäre er vermutlich nicht bei der Dammexplosion davongeschwemmt worden. Dann hatte der Köter die Rettung Karens vermasselt. Aber Woofer war nun einmal nicht der kompetenteste existierende Hund. Genaugenommen waren Hunde generell nicht sonderlich intelligent. Deshalb gab es überhaupt Katzen: Jede Familie benötigte ein begabtes Tier, um überhaupt funktionieren zu können. Aber wenn eine Familie sich in sämtliche Himmelsrichtungen verteilte, dann war es schon schwierig, den Überblick zu behalten. Nur deswegen steckten sie nun in diesen Schwierigkeiten. Menschen konnten unglaublich starrsinnig sein, wenn es darum ging, nicht so dicht beisammenzubleiben, daß man sie angemessen überwachen konnte.
    Und nun war es an der Zeit, das Phantomkatzen-Phänomen zu erproben. Midrange sprang auf die Seite – und ein Abbild seiner selbst spaltete sich von ihm ab und eilte geradeaus vorwärts. Es machte weder ein Geräusch, noch besaß es einen Geruch, aber es sah täuschend echt aus und bewegte sich naturgetreu, umrundete sogar einen Baum, anstatt ihn zu durchdringen. Um die stumpfen Sinne eines menschlichen Beobachters zu täuschen, reichte die Kopie vollkommen aus. Aus einiger Distanz würde vielleicht sogar ein Tier darauf hereinfallen.
    Midrange sprang erneut, und ein weiterer unscheinbarer Kater löste sich von ihm und lief in die Richtung davon, die das Vorbild eingehalten hatten. Also konnte er sie steuern, wohin er wollte. Das sollte für seine Zwecke mehr als ausreichen.
    Dann sah er den Hund – Woofer! Er hetzte auf den blöden

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