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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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hab' ich nicht; auf mich wirkst du eher wie ein Winseler«, entgegnete er. »Wo stammst du her? Deiner Mutter ist jedenfalls nicht der große Wurf gelungen.«
    »Nun, ich habe keine Mutter, meine Herkunft ist eine andere. Ein Mädchen hat mich als Knäuel aus ihrem verfilzten Haar gekämmt, ohne mich zu bemerken, und ist weitergegangen, bevor ich sie zu meinem Schoßkind machen konnte. Das gefällt mir natürlich nicht, deshalb kläffe ich dauernd herum.« Er sah Midrange an. »Du bist nicht zufällig auf der Suche nach einem Besitzer?«
    Midrange öffnete den Mund zu einer wahrhaft gehässigen Antwort, verbiß sie sich jedoch im letzten Augenblick. Diese Kreatur mochte sich vielleicht sogar als nützlich erweisen. Ganz offensichtlich war sie jedenfalls kein Phantom. »Ich suche nach einem Begleiter«, entgegnete er deshalb zögernd. »Unter der Voraussetzung, daß er etwas taugt.«
    »Wie kann ich dir helfen?«
    »Ich suche nach einem großen Hund und einem kleinen Vogel. Hast du so etwas gesehen?«
    »Doch, tatsächlich, vor etwa zwei Bellen. Sie folgten einer pieps igen Gespensterhündin.«
    »Einer was?«
    »Diese dämliche Erwachsenenverschwörung verbietet, daß man es beim Namen nennt, wenn eine Hündin bereit ist für einen Rüden, du weißt schon. Da ich aus dem Haar eines Kindes gefallen bin, unterliege ich ihr ebenfalls. Ich weiß, das ist idiotisch, aber so ist das eben und nicht anders.«
    Aha. »Du hast sie aber gesehen? Wohin sind sie gegangen?«
    »Dorthin«, antwortete der Kläffer und deutete mit seiner Stupsnase in die entsprechende Richtung. »Dieses Gespenst war erstaunlich piepsig, das muß ich schon sagen; wäre sie von meiner Art gewesen, wäre ich ihr ebenfalls hinterhergelaufen. Sie roch sogar richtig. Der Vogel erhob einen Haufen Einwände, aber der große Hund ließ sich nicht aufhalten.«
    Allem Anschein nach gab es also einen Unterschied zwischen einem Gespenst und einem Phantom. Gespenster konnten Geschöpfe komplett nachahmen, nur daß sie keine stoffliche Existenz besaßen. Und so war Woofer, der zu groß geratene, hormongesteuerte Idiot, dem weiblichen Gespenst gefolgt, und Tweeter hatte ihn – bis auf weiteres – begleitet.
    Midrange beschloß, dem Kläffer-Knäuel ein wenig Vertrauen entgegenzubringen, aber nur, weil er dadurch vielleicht besser mit seiner Aufgabe vorankam. »Ich muß diese Kluft überqueren, aber ich weiß nicht, wie. Weißt du eine Möglichkeit?«
    »Aber sicher. Benutze einfach eine dieser Blumen hier.« Mit der Nase deutete er auf die Pflanzen.
    »Wozu soll das gut sein?« fragte Midrange.
    »Das sind Viazynthen. Sie wachsen zu Leitern oder Brücken, wenn du sie pflückst und weckst, indem du ihren Namen aussprichst.«
    Okay, okay. Midrange ging zu den Blumen, pflückte eine davon und trug sie an die Abbruchkante. Dort legte er sie ab und sagte: »Viazynthe.«
    Die Blume wuchs an. Sie wucherte in Sekundenschnelle; aus ihren Knospen wurden Tritte, die sich zu einer Leiter verflochten. Schließlich stellte sie das Wachstum ein; sie war nun gerade so groß, daß man auf ihr die Kluft überqueren konnte.
    »Hilf mir, sie hinüberzulegen«, sagte Midrange.
    »Mach ich.« Kläffer packte die Leiter mit den Zähnen, und gemeinsam gelang es ihnen mit einiger Mühe, sie herumzuschwingen, bis sie den Abgrund überbrückte. Dann überschritten sie darauf – sehr behutsam – die Kluft. Midrange besaß natürlich den ausgezeichneten Gleichgewichtssinn aller Katzen, Kläffer hingegen nicht. Einmal wäre er fast hinuntergefallen, aber zum Glück blieben seine Beinchen in der Leiter hängen, und es gelang ihm, sich wieder hinaufzuziehen.
    Auf der anderen Seite suchten sie nach Woofers Spur. »Gib mir Bescheid, wenn du die Fährte findest«, forderte Midrange den kleinen Kläffer auf. Natürlich hätte er das auch selbst tun können, aber er wollte wissen, ob der Hundeersatz es ehrlich mit ihm meinte. Eine der klügeren Angewohnheiten einer Katze (unter unzähligen anderen) bestand darin, daß sie niemandem allzu bereitwillig vertraute.
    Hin und wieder schleuderte Midrange eine Klonkatze von sich, obwohl sie niemand zu bespitzeln schien. »Ein hübsches magisches Talent hast du«, sagte Kläffer bewundernd. Midrange sah keine Veranlassung, richtigzustellen, wie er zu dieser Fertigkeit gekommen war; der kleine Köter mußte schließlich nicht unbedingt alles wissen.
    Bald erreichten sie eine Engstelle der Schlucht, und dort setzte sich die Fährte fort. »Hab' sie!« rief

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