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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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würden, wenn es den Wahnsinn und den Wind nicht gäbe.« Denn der Wind verstärkte sich wieder zu starken Böen, zerzauste Chlorine das Haar und ließ ihren Rock aufflattern. Nun, da Sean fort war und nicht mehr auf ihre Beine schielen konnte, fand sie es recht unpraktisch.
    Nimby führte sie an den Straßenrand. »Aber wenn wir die verzauberte Straße verlassen, dann werden uns die Monster schnappen«, wandte Chlorine ein. Andererseits war klar, daß Nimby Bescheid wußte und nicht zulassen würde, daß sie in Gefahr geriet.
    In einem Baum hatte sich ein großes Knäuel Watte verfangen. Nein, Wolkenstoff, erkannte Chlorine bei genauerem Hinsehen. Vielleicht hatte sich ein Teil der Wolke, die sie über die Ungeheuere Spalte gebracht hatte, sich gelöst und war hierhergetrieben. Nimby wußte solche Dinge wie selbstverständlich zu finden. Chlorine half ihm, den Stoff aus den Zweigen und Ästen zu befreien.
    Aber die kleine Wolke drängte es danach, zu schweben – auf den Boden herunterziehen konnten Chlorine und Nimby sie nicht. Da gab Nimby Chlorine einen Schubs, und sie fiel in die schüsselförmige Innenseite der Wolke, die zappelnden Beine hoch in die Luft erhoben, den Rock fast über den Kopf gezogen.
    Nimby kletterte auf der anderen Seite hinauf und ließ sich in die Wolkenschüssel fallen. Auch er landete auf dem Rücken und streckte die Beine hoch, aber die mundane Hose entblößt ihn nicht.
    »Das ist nicht gerecht!« protestierte Chlorine. »Als ich hineinfiel, konnten alle meine Wäsche erblicken. Du hast überhaupt nichts gezeigt. Und zu alledem hast du meine Wäsche höchstwahrscheinlich sogar gesehen!«
    Nimby nickte.
    »Und das ist dir noch nicht einmal peinlich«, stellte Chlorine streng fest.
    Wieder nickte er.
    »Und du bist noch nicht einmal außer dir vor Freude«, schmollte sie. Jetzt war sie beleidigt. Dann rief sie sich zu Bewußtsein, daß er eben doch nur ein Drache war, der keine intimen Beziehungen zu menschlichen Wesen knüpfen würde. Warum also sollte er sich für ihre Wäsche interessieren?
    Sie brachte ihre Kleidung in Ordnung und streckte den Kopf über den Rand der Wolke. Sie schwebten in der Luft, aber nicht auf der Stelle: Der böige Wind trieb sie mit ständig anwachsender Geschwindigkeit über der Trollstraße nach Norden. Wenigstens bewegten sie sich in die Richtung, in die sie wollten. Offenbar hatte Nimby gewußt, daß es so kommen würde. Die Trollstraße war frei, die Bäume, die sie säumten, veränderten durch die Verzerrungen des sich intensivierenden Wahnsinns jedoch Farben, Oberflächenbeschaffenheit und Art. Gleichzeitig aber kanalisierten sie die Windströmung und sorgten dafür, daß die Wolke gerade und mit steigendem Tempo zwischen ihnen hindurch getrieben wurde.
    »Na, wenn wir hier noch länger treiben, dann sollten wir einen Windschutz errichten«, fand Chlorine. Sie ergriff das Wolkenmaterial mit vollen Händen und modellierte höhere Wände, die sie schließlich über ihnen zu einer Art Kuppeldach schloß. Das Material leuchtete schwach und erfüllte das Innere mit einem sanften gelben Licht. Chlorine machte es Spaß, an der Wolke zu arbeiten, denn sie war so weich und leicht zu formen. »Genauso sollte eine Frau sein«, sagte sie, als sie ihr Werk vollendet hatte. Um die Kuppel vollständig zu schließen, fehlte ihr das Material, und deshalb ließ sie im Dach eine runde Öffnung, durch das sie die Sterne beobachten konnten. Sie teilten sich nun eine runde Kammer, und von gelegentlichen Erschütterungen abgesehen war von ihrem Dahinschießen nichts zu merken.
    »Machen wir's uns bequem«, sagte sie und formte zwei Kissen. »Wir können uns hinlegen, bis wir ankommen. Du wirst sicher wissen, wann es soweit ist.«
    Nimby nickte.
    Sie trieben weiter dahin, doch der Reiz des Neuen verflog rasch. Chlorine hätte gern ein wenig geschlafen, aber es war erst früh am Abend, und davon abgesehen hatte sie während der Fahrt im reisenden Haus ein Nickerchen nach dem anderen gehalten. Deshalb war sie nun hellwach und langweilte sich.
    »Nimby, was genau bist du?« fragte sie ihren Begleiter. »Ich meine, ich weiß natürlich, daß du ein eselsköpfiger Drache bist, der über alles, was um ihn herum vorgeht, Bescheid weiß, und daß du mich schön und dich selbst stattlich machen kannst. Aber von einem Wesen wie dir habe ich noch nie gehört. Woher kommst du? Und womit verbringst du normalerweise deine Zeit?«
    Nimbys Block und Bleistift waren wieder da. Er schrieb etwas

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