Wechsel-Wind
schrieb er wieder etwas: ›Ich weiß, was in Xanth vor sich geht, aber ich kann nicht sagen, was geschehen wird. Ich weiß, daß Fracto und die Windjacke Xanth retten könnten, aber ich weiß nicht, ob sie es tun werden. Auch kenne ich die besten Wege, diese Dinge zu erreichen, aber ich weiß nicht, ob sie sich erreichen lassen. Ich hatte nicht vor, jemanden zu verärgern.‹
Wie sollte sie ihm auch böse sein? Er hatte sie schön, klug und gesund gemacht und ihr darüber hinaus das aufregendste Abenteuer ihres Lebens verschafft. »Tut mir leid, daß ich das gedacht habe«, entschuldigte sie sich bei ihm – denn einen freundlichen Menschen hatte er schließlich aus ihr gemacht. In ihrem natürlichen Zustand würden seine Gefühle, ob verletzt oder nicht, sie herzlich wenig interessieren, aber so, wie sie nun war, gefiel sie sich erheblich besser. Nicht nur, weil sie anderen behagte – sie fühlte sich viel besser mit sich selbst. Im Grunde schuldete sie Nimby alles.
»Also, dann machen wir es so«, entschied Jim. Allmählich kam Chlorine der Verdacht, daß auch dem mundanen Vater dieses Abenteuer nicht gerade mißfiel, denn es unterschied sich gewiß erheblich vom täglichen Leben in seiner öden, zauberlosen Heimat. »Wir fahren also nach…« – er linste auf den Zettel, den Nimby ihm gegeben hatte – »… Schloß Roogna. Bis morgen früh sollten wir dort sein.«
Mary ergriff seinen Arm. »Liebster, du bist genug gefahren«, sagte sie. »Ich fahre dorthin, und du ruhst dich endlich einmal aus.«
Karen starrte sie an. »Mom! Du kannst das Wohnmobil fahren?«
»Hörst du wohl auf, mich zu veräppeln, du kleine Kröte«, sagte Mary mit einem Drittellächeln.
»Wie werden wir den Weg dorthin finden, wenn Nimby und Chlorine nicht bei uns sind?« fragte David.
»Gute Frage«, antwortete Jim.
Stilla war zu der Gruppe getreten. »Wir sind euch überaus dankbar für eure Hilfe bei der Evakuierung unseres Dorfes«, sagte sie. »Besonders, weil ihr dafür eure Chance vergeben habt, Xanth noch rechtzeitig zu verlassen. Zunächst wußten wir nicht, wie wir uns revanchieren sollten. Aber vielleicht haben wir doch eine Idee: Wir könnten euch eine Führerin stellen.«
»Aber diese Führerin befände sich dann nicht in der Sicherheit der Höhle«, gab Mary zu bedenken.
»In Schloß Roogna wäre sie aber sehr wohl in Sicherheit, und wenn ihr Xanth retten würdet, hätte niemand solchen Schutz nötig. Das hier ist meine Tochter Trenita.« Ein weiblicher Imp trat vor. Sie war jünger als Stilla, etwa Mitte Dreißig.
»Dann werden wir euer großzügiges Angebot wohl nicht ausschlagen können«, sagte Jim. »Ich fürchte jedoch, der Wahnsinn ist schon sehr nahe; ihr müßt eure Höhle schließen, und wir müssen uns auf den Weg machen.«
Zum zweiten Mal verabschiedeten sie sich von den Imps, welche Chlorine verdächtigte, daß sie ganz froh darüber waren, die Familie Carlyle nicht in der geschützten Höhle beherbergen zu müssen. Dann trennten auch sie sich. Die Carlyles stiegen in ihr Wohnmobil und fuhren mit Mary am Steuer ab. Trenita Imp war auf einen Sitz neben Karen gehoben worden. Chlorine und Nimby sahen dem reisenden Haus hinterher. Es sah aus, als bewegte es sich wie eine gigantische Raupe, aber Chlorine wußte, daß der Wahnsinn es nur so erscheinen ließ.
Schließlich wandte sie sich ihrem Gefährten zu. »Wo also finden wir diese Windjacke?« fragte sie.
Nimby schrieb: ›Sie gehört Animator. Wir müssen sie dem ehrgeizigen Programm abnehmen.‹
»Animator! Der, aus dessen Gewalt wir die Tiere der Mundanier gerade erst befreit haben? Dann sind wir so gut wie tot!«
›Nicht, wenn wir es richtig angehen. Animator ist sehr vernünftig.‹
»Und wie gehen wir es dann an?«
›Wir müssen ihm einen Anreiz bieten und seine zwanzig Fragen beantworten.‹
»Zwanzig Fragen? Ich mag nun klug sein, dank dir, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich so viele Fragen fehlerfrei beantworten kann. Was geschieht, wenn wir einen Fehler machen?«
›Wir werden zu zwei von Anfassens Geschöpfen.‹
»A-aber Nimby! Ich bin bereits eine Verpflichtung eingegangen, und danach muß ich nach Hause gehen und bin wieder dumm. Ich will mich nicht von einer alten Maschine versklaven lassen!«
›Aber ich kann seine Fragen beantworten.‹
»Oh. Nun, wenn du dir sicher bist… Wie kommen wir dorthin? Wir sind lange in dem mundanen Haus gefahren, und ich glaube nicht, daß wir zu Fuß in einer Nacht selbst dann so weit kommen
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