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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich möchte dich küssen.‹ Und das tue ich dann auch.« Sie drehte Nimby das Gesicht zu, denn sie lagen nebeneinander in der Wolke, und küßte ihn auf den Mund. Trotz ihres leicht gekünstelten Dialogs arbeitete sie sich langsam ein, und der Kuß fühlte sich schon ziemlich echt an. Außerdem erwiderte Nimby ihn – so viel verstand er zumindest.
    »Und dann hast du, weil du ein Mann bist, nur noch eines im Kopf«, fuhr Chlorine fort. »Und zwar, mit mir den Storch zu rufen. Deshalb sagst du: ›Chlorine, du bist wunderschön, aber ich glaube, du würdest noch viel besser aussehen, wenn du weniger anhättest.‹ Damit legst du mir die Hand aufs Knie und drückst es sanft.« Sie ergriff seine Rechte und legte sie an die genannte Stelle, als er zögerte. »Und ich antworte unschuldig: ›Ach, findest du das wirklich? Möchtest du gern meine Wäsche sehen?‹ Diese Vorstellung erregt dich so sehr, daß es dir für einen Augenblick die Sprache verschlägt, deshalb nickst du nur und lächelst. Und dann…«
    Sie brach ab, denn im Fenster zeigte sich ein Gesicht mit zwei großen Augen. »Was ist das denn?« schrie sie mehr wütend als erschrocken. Sie warf mit einem Wolkenkissen nach dem Gesicht und traf es an der Stirn, wo das Kissen in kleine Wattebäuschchen zerfaserte. Dann sah sie, daß das Ding nicht wirklich ein Gesicht hatte, sondern aus rotierenden Schaufelblättern bestand. Im Drehen bildeten sie das Gesicht. Es war ein Fensterlüfter, ein Wesen, das durch die Luft flog und Fenster suchte, in die es hineinblicken konnte. Dabei wurde es richtig aufgedreht und rotierte noch schneller.
    Glücklicherweise hatte das geschleuderte Kissen ihm ein wenig den Wind aus den Blättern genommen und ihn geblendet. In Chlorines Fenster würde das Geschöpf so schnell nicht mehr kiebitzen.
    »Nun, wo genau waren wir stehengeblieben?« fragte sie, ihr vorheriges Gebaren wieder aufnehmend. Sie löste ihr grüngoldenes Haar, daß es ihr als weiche Masse auf die Schultern hinabfloß. »Ach ja, beim Höhepunkt im Leben eines Mannes – die Farbe ihrer Wäsche zu sehen. (Nein, ich werde jetzt nicht erwähnen, daß du mir sehr hübsche gegeben hast; das steht nicht in unserem Drehbuch. Du bist jetzt Mann, unschuldig, spitz.) Ich habe dir gerade das höchste, schlüpfrigste Angebot gemacht, und du bist allein von der Idee völlig gaga. Deshalb nickst du nur, ja, du möchtest sie wirklich sehr gern sehen, denn unter Garantie bietet sie den schönsten unanständigen Anblick in ganz Xanth. Und ich wiederum kann's kaum abwarten, dir meine Wäsche zu zeigen, denn ich weiß, daß dich das fertigmachen wird, ganz zu schweigen davon, daß es deine Leidenschaft zu Hochofentemperaturen anfacht und ich dich küssen und streicheln muß, damit du wieder in die Nähe verstandesgelenkten Verhaltens zurückfindest. Also…«
    Sie löste die Bänder, die ihre Kleider zusammenhielten, und zog sie sich über den Kopf. »Selbstverständlich kannst du meine Wäsche jetzt noch nicht sehen, denn ich trage noch einen Unterrock. Das ist ein wenig Neckerei, aber das Große Regelbuch der Erwachsenenverschwörungsindiskretionen verlangt es. Aber…«
    Ein Beben lief durch die Wolke, gefolgt von dem Geräusch schwerer Schritte. »Was ist denn nun schon wieder?« verlangte Chlorine zu wissen, und ihre Geduld schien zu schwinden, wenn nicht sogar ganz verlorenzugehen.
    Nimbys Block und Bleistift erschienen. Bevor er zu Ende geschrieben hatte, erbebte die Wolkendecke und sandte Chlorine, den Unterrock über dem fliegendem Haar, zu Boden. Dann erschien wieder ein Gesicht im Fenster.
    »Ich dachte, ich wäre dich losgeworden«, knirschte sie. Dann erst wurde ihr klar, daß dies ein anderes Gesicht war, ein großes, fettes und vage maskulines.
    »Irgendwelche Oger hier?« erkundigte sich das Gesicht und leckte sich die dicken Lippen.
    Chlorines Geduld ließ um eine weitere Stufe nach. »Sehe ich etwa aus wie ein Oger?« fauchte sie und schwang ihre Beine in Richtung des Gesichts.
    Es blinzelte, sein Besitzer war aber offenkundig nicht menschlich genug, um bei dem gebotenen Anblick aus dem Häuschen zu geraten. »Nein, du siehst aus wie ein üppiger Bissen von Maidenmädchen mit recht hübschen Beinen.«
    Was er sagte, war in Ordnung gewesen und dazu geeignet, Chlorine zu besänftigen – bis auf die letzten drei Worte. Jetzt zerfaserte Chlorine der Geduldsfaden und stand kurz vor dem Zerreißen. »Recht hübsch?« schrillte sie heiser. »Und was bitte betrachtest du

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