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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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als hübsche Beine?«
    »Na, Ogerbeine selbstverständlich.«
    »Ogerbeine? Ogerbeine!?« kreischte sie in einer Tonlage, die am ehesten noch als harpyienhaft bezeichnet werden konnte. »Was für eine Kreatur bist du denn?«
    »Na, ich bin natürlich ein Ogerfresser«, erklärte er.
    »Ein Ogerfresser? Du meinst, du frißt wie ein Oger?«
    »Nein, ich fresse Oger.«
    »Du frißt Oger? So was habe ich ja noch nie gehört!«
    »Nun, es gibt auch nicht sehr viele von uns, weil Oger nicht besonders gut schmecken.« Er schaute ihr erneut auf die Beine. »Aber wo es hier keine Oger gibt, langst du mir auch – deine Beine haben schon eine gute Menge gesundes Fleisch.«
    »O nein, auf keinen Fall!« versetzte Chlorine und legte die Beine aneinander. »Die brauche ich selber. Such dir einen echten Oger!«
    »Ja, ja, ist schon gut«, antwortete der Ogerfresser. Das Gesicht verschwand, und das Stapfen der bodenerschütternden Schritte verlor sich langsam in der Ferne.
    Chlorine wandte sich wieder der anstehenden Sache zu. Sie sah, daß Nimby noch immer den Zettel in der Hand hielt. »Schon gut«, sagte sie. »Ich hab's ja allein gemerkt. Nun laß uns weitermachen, bevor uns wieder etwas dazwischenkommt. Ich wünschte nur, die Wolke würde ein wenig höher fliegen, so daß nicht jeder Schrat uns hier reingucken kann.«
    Nimby wollte sich erheben.
    »Nein, laß, tu nichts«, sagte Chlorine. »Das lenkt uns nur ab. Ich will, Pieps noch mal, hiermit weitermachen, bevor wir unser Ziel erreichen und es zu spät ist. Verstehst du, wie ich das meine?«
    Nimby sah durchaus verständig rein. Genauer gesagt, Chlorine hatte den Eindruck, Nimby sei von ihrer fortgesetzten Lektion in Sachen Liebe durchaus gefesselt. Gut. Sie fühlte sich sehr gut dabei, so schön zu sein, daß sie Männern den Verstand betören konnte, und so sexy, daß sie bei ihrem Anblick nur an das Eine dachten: den Storch zu rufen. Daß es bei Sean Mundane funktionierte, hatte sie bereits gesehen, aber er war jung und leicht zu beeindrucken. Nimby aber war wesentlich reifer.
    Lockend schob sie ihren Unterrock bis zu den Knien hoch. Nimby schaute interessiert zu. Chlorine wollte ihn weiter hochziehen, aber es ging nicht: Die Hände verweigerten ihr den Gehorsam.
    Was war denn jetzt mit ihr los? Da erhielt sie endlich die Chance zu tun, was sie vorher mit keinem Mann hätte tun können, weil keiner sie so nahe an sich heran gelassen hätte, und nun kniff sie. Warum denn das?
    Nimby schrieb noch eine Notiz. ›Weil du weißt, daß ich in Wahrheit ein eselsköpfiger Drache bin, und du einen echten Mann möchtest.‹
    Und als sie die Zeilen las, wußte sie, daß dem so war. Sie mochte schauspielern und Dialoge entwerfen, so viel sie wollte, aber stets war sie sich dabei bewußt, daß nichts davon echt sein konnte, weil Nimby nicht echt war. Und davon ganz abgesehen war sie es auch nicht; denn eigentlich war sie nur ein unscheinbares und in gewisser Weise primitives Mädchen, das vorgab, etwas Besseres zu sein. Was sollte das Ganze also!
    Aber wenn sie diese Gelegenheit nun nicht beim Schopf ergriff, ging ihr Abenteuer vielleicht vorüber, bevor sich eine zweite ergab. Vielleicht war Verstellung darum besser als nichts. »Ach komm, Nimby, laß uns trotzdem weitermachen! Irgend jemandem muß ich jetzt einfach meine Wäsche zeigen, und du wirst wahrscheinlich keine Gelegenheit bei einem anderen Mädchen erhalten, es sei denn natürlich, sie hält dich für ein dummes Tier, das nicht zählt. Sollen wir also weitermachen?«
    Nimby nickte.
    Chlorine faßte wieder ihren Unterrock. »Dann paß mal auf, das wird dich umhauen.« Mit einem Ruck beider Hände riß sie sich das Kleidungsstück über den Kopf und schleuderte es in einer Bewegung davon. Stolz stand sie mit flatterndem Haar in ihrem blaßgrün-gelben Büstenhalter und Schlüpfer da.
    Aber Nimby wurde nicht umgehauen. Das lag nicht etwa daran, daß er ein Drache war, sondern daran, daß sein Zauber sowohl jene engen Kleidungsstücke als auch deren Inhalt, Chlorines gegenwärtige stoffliche Form, erschaffen hatte. Nichts von alledem war ihm unbekannt oder neu.
    »Ach, das klappt also auch nicht!« schrie Chlorine in neuerlicher Verzweiflung. »Für dich vollführe ich nichts anderes als bedeutungslose Gesten und langweile dich zu Tode. Tut mir leid, Nimby.«
    Nimby schrieb ihr: ›Ich langweile mich nicht.‹
    Aber Chlorine wußte es besser. »Wie könntest du auch auf etwas gespannt sein, das du selbst erschaffen hast?
    Ich

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