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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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verlassen wir doch den Bereich des Schutzzaubers.«
    »Nein, alle Wege, die nach Schloß Roogna führen, sind verzaubert«, beruhigte Trenita die Fahrerin.
    Mom bog in die Ausfahrt ab. Karen richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Trenita. »Wie ist es denn so, ein Imp zu sein?«
    »Wahrscheinlich nicht viel anders, als ein Mensch zu sein. Fandet ihr unser Hotel eigenartig, nachdem ihr den Unterbringungszauber benutztet?«
    »Nein, es war toll. Besonders der Zauberspiegel mit den Bildern aus der Geschichte.«
    »Der Spiegel zeigte euch den Zaubergobelin in Schloß Roogna. Dort wirst du ihn leibhaftig sehen können.«
    »Wow! Das Ding und ein Schokoladenbaum sind genauso gut wie Bonbons und der Fernseher zu Hause. Hast du als Kind gegessen, was dir Spaß gemacht hat?«
    Trenita lächelte. »Ja, natürlich. Und meine Mutter Stilla war immer dagegen.«
    »Hattest du viele Juwelen, mit denen du spielen konntest?«
    »Nein, nur das Funkeln des Morgentaus, den meine Mutter für mich gemacht hatte. Erst vor kurzem wurde mein Vater Bürgermeister, und erst seitdem überwacht er die Herstellung bedeutenderer Edelsteine.«
    »Wie ist Osant denn Bürgermeister geworden?«
    Trenita lächelte nostalgisch. »Früher war mein Großvater sehr ehrgeizig. Dann starb meine Großmutter, und er verlor alle Ambitionen. Später aber wurde er von einer Krokodilklemme gefangen, einer großen Muschel, die ihm langsam das Bein abkaute, bis ein großer, häßlicher Oger namens Böller es mit lautem Donnern davonjagte. Wenn eine so abscheuliche Kreatur wie Böller aber einem kleinen Wesen ohne Gegenleistung einen solch großen Dienst erwies, dachte mein Großvater bei sich, dann wäre es doch das mindeste, daß er sich wenigstens der Rettung wert erwies. Und darum griff er seine Ambitionen wieder auf, arbeitete schwer – und erwies sich seines Namens würdig.«
    »Und wurde imposant«, rief Karen, der die Geschichte gefiel. »Das ist hübsch.«
    Das Wohnmobil bremste. »Die Brücke ist für uns zu klein«, sagte Mom.
    »Nein, sie hat für jeden, der sie benutzen will, genau die richtige Größe«, widersprach Trenita. »Anders ist es mit der unsichtbaren Brücke oder der Einwegbrücke. Fahr nur einfach drauf.«
    »Soll ich dich vielleicht hochhalten, damit du etwas sehen kannst?« bot Karen an. »Das wird ganz schön unheimlich.«
    »Ja, gut. Laß mich einfach auf deiner Schulter stehen.«
    Vorsichtig hob Karen die Impfrau hoch und stellte sie sich so auf die rechte Schulter, daß Trenita sich an einer Haarlocke festhalten konnte. »Ein wunderschönes Rot«, lobte Trenita bewundernd, und Karen war mit einemmal völlig grundlos erfreut.
    Dad hatte im hinteren Teil des Wagens bei den Tieren vor sich hin geschnarcht, und nun erwachte er. »He, fahr bloß nicht in die Schlucht!« rief er erschrocken aus.
    »Leg dich wieder hin«, gab Mom zurück.
    Das Wohnmobil tastete sich vorsichtig auf die Brücke vor, die nicht breiter schien als ein Fußweg. Da änderte sich plötzlich der Blickwinkel, und mit einemmal war die Konstruktion erheblich breiter, als es zunächst ausgesehen hatte. Sie erwies sich darüber hinaus als beträchtlich stabiler. Als das Fahrzeug schließlich ganz auf der Brücke stand, wirkte sie so, als könnte sie es ohne weiteres tragen.
    »Magie ist schon komisch«, brummte Sean.
    Als sie die Kluft auf einer Wolke bei Tag überquert hatten, war sie außerordentlich beeindruckend gewesen. Bei Nacht auf einer Brücke, die für ihr Fahrzeug gerade breit genug war, wirkte sie einfach überwältigend. Ganz weit unten schimmerte ein schwaches Leuchten und gab auf diese Weise einen Eindruck von der Tiefe des Abgrunds; die Dunkelheit, die die Kanten umstrich, schien an den Stellen, zu denen man gerade nicht schaute, doppelt so nah. Dann wurden Leuchten und Dunkelheit noch intensiver: Vor ihnen endete die Straße, und gähnend klaffte die finstere Tiefe.
    Quietschend hielt das Wohnmobil an. »Die Brücke ist zu Ende«, sagte Mom mit bemerkenswert gleichmütiger Stimme.
    »Nein, sie endet nicht«, widersprach Trenita. »Das ist nur eine Illusion. Die Brücke ist verzaubert und wird dir keinen Schaden zufügen, solange du auf ihr bleibst. Fahr einfach weiter!«
    Als die Vorderreifen die Abbruchkante überschritten, verschwand die Illusion. Die Brücke war wieder da. Aber sie krümmte sich nach links.
    »Da vorn ist keine Kurve!« rief Trenita. »Die Brücke führt geradeaus.«
    »Danke«, antwortete Mom und fuhr geradeaus.
    »Illusionen können

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