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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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DURCH MENSCHEN BEGANN IM JAHRE 0, DAS DURCH DIE ANKUNFT DER ERSTEN WELLE VOR 1096 JAHREN DEFINIERT IST. DOCH IST BEKANNT, DASS DIE SEEVETTEL TAUSENDE VON JAHREN ALT IST. WIE KANN DAS MÖGLICH SEIN?
    Nun bekam Chlorine noch weichere Knie. Über die boshafte Seevettel wußte sie Bescheid. Diese Hexe lebte seit Jahrtausenden, indem sie die Körper junger Leute übernahm und sie benutzte, bis sie durch ihre abscheuliche Lebensweise und ihre degenerierten Ausschweifungen alt und verbraucht waren. Woher sollte sie gekommen sein, wenn sie älter war als die menschliche Besiedlung von Xanth? Sie konnte keine Mundanierin sein, denn Mundanier verfügten über keinerlei Zauberkraft; sie mußte im magischen Land Xanth zugestellt worden sein. Sie war eine Vettel, aber davon abgesehen war sie auch ganz menschlich. Ob Nimby diese Frage beantworten konnte?
    Er konnte, und Chlorine verfluchte sich, weil sie wieder auf eine kleine Arglist in der Fragestellung hereingefallen war. Der aufgebrachte Animator hatte bis zum Schluß mit gezinkten Karten gespielt. »›Die Seevettel stammt nicht aus der Ersten Welle, mit der die fortgesetzte menschliche Besiedlung Xanths begann, sondern aus der verlorenen ersten Menschenkolonie in Xanth, die etwa auf das Jahr Minus 2200 zurückgeht. Diese Kolonie verschwand rund 300 Jahre später, weil die Siedler sehr unvorsichtig mit Liebesquellen umgingen und sich mit anderen Wesen kreuzten. Dadurch entstanden das Nixenvolk, die Harpyien, Naga, Sphinxe, Oger, Kobolde, Elfen, Faune, Nymphen, Feen und andere Spezies. Daher ist die Seevettel annähernd dreitausendzweihundertundsechsundneunzig Jahre alt, was man üblicherweise zu ›Tausende‹ vereinfacht.‹«
    Der Bildschirm der elenden Entität schlug auf ein wütendes Rot um. Rauchfahnen überzogen ihn. Gezackte Blitze zuckten. Animator war offenbar kein guter Verlierer. Aber er hatte verloren, und er wußte es auch. NEHMT DIE WINDJACKE. In der Felswand hinter dem Bildschirm öffnete sich die Türe eines Wandschranks, in dem eine gesprenkelte weiße Jacke hing.
    »Vielen herzlichen Dank«, sagte Chlorine betont freundlich. »Du bist überaus freundlich zu uns gewesen.« Und selbstverständlich wurde das Wutgewitter auf dem Bildschirm nur noch schlimmer. Genau darauf hatte sie gehofft.
    Sie ging zum Wandschrank und nahm die Windjacke heraus. Es schien nichts Besonders daran zu sein. Aber Chlorine wußte, daß der Schein trog. Diese Jacke war der Schlüssel zur Lösung von Xanths gegenwärtiger Krise.
    DARF ICH EUCH EINE PERSÖNLICHE FRAGE STELLEN? erkundigte sich der Bildschirm vor dem flammenden Hintergrund.
    Chlorine sah zu Nimby hinüber, welcher den Kopf schüttelte. »Nein«, antwortete sie mit tiefer Befriedigung und verließ die Kammer. Sie wußte genau, daß Animator fragen wollte, woher Nimby all diese Antworten kannte, so daß er diese Fähigkeit bei ihrer nächsten Begegnung ausschalten konnte.
    Der Höhlenausgang wurde zu einer nackten Steinmauer. Animator veränderte die Realität. »Nei-ein!« drohte Chlorine und hob die Kehrholzkugel, die sie noch immer in der Hand hielt. Sie konnte sie nun fallenlassen und den räudigen Rechner ein für allemal neutralisieren. Und das würde sie tun, sobald sich Unpassendes in Wort oder Bild auf der Mattscheibe zu bilden begann.
    Der Ausgang entstand wieder. Sie traten hindurch und fanden sich in der Nacht Xanths wieder. Chlorine wollte die Kehrholzkugel weglegen, aber Nimby schüttelte den Kopf. Also steckte sie die Kugel in die Handtasche. Dann zog sie die Windjacke an. Das Kleidungsstück paßte ihr sehr gut.
    Ihr Teil der Mission war also erfolgreich abgeschlossen. Chlorine fragte sich, wie es der mundanen Familie wohl ergehen mochte.

10
Prinzessinnen
    Trenita Imp saß neben Karen, denn es hatte sich herausgestellt, daß der weibliche Imp vom Vordersitz neben Mom aus nichts sehen konnte, und Karen war vor Aufregung ganz aus dem Häuschen. David schlief, aber sie war hellwach und hatte sich gelangweilt. Erst jetzt, wo der Unterbringungszauber nicht mehr wirkte, begriff sie, wie klein die Imps wirklich waren. Trenita war siebenunddreißig Jahre alt – so alt wie Mom –, aber nur knapp fünfundzwanzig Zentimeter groß. Der Sicherheitsgurt, den sie sich umgeschnallt hatte, wirkte monströs an ihrem zierlichen Körper und mußte für sie auch ein immenses Gewicht darstellen, aber sie beschwerte sich nicht.
    Während das Wohnmobil der Trollstraße folgte und unerschütterlich durch die immer realistischer

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