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Wechsel-Wind

Titel: Wechsel-Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
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tödlich sein«, stellte Sean erschüttert fest.
    »Wenn man ihnen Beachtung schenkt«, fügte Trenita hinzu.
    Nun erschien unvermittelt vor ihnen ein gewaltiges Drachenhaupt.
    Das Monstrum riß den Rachen auf und zeigte blitzende, glänzende, funkelnde Zähne. Höchst giftiger Rauch quoll hervor und schloß das Wohnmobil in eine todbringende Wolke ein. Als blutdurchsetzter Schleim schlug sie auf das Fahrzeug auf.
    »Wenn der Schutzzauber doch nur gegen die Illusionen helfen würde«, seufzte Trenita.
    »Na, ich weiß nicht«, entgegnete Karen spitzbübisch. »Wir können uns damit doch einen Spaß machen, oder, Sean?«
    »Na klar.«. Ihr Halbbruder begriff, was sie meinte. Er kam zu ihr.
    Dann blickten sie beide aus dem Fenster. »He, Schleimer!« rief Karen. »Was gibt's bei dir zum Abendessen?«
    »Bestimmt Grillwürmer und zermanschte Raupen von gestern, was?« vermutete Sean.
    Der Schleim erbebte. Er mochte nur eine Illusion sein, aber er hatte doch Ohren. Das war so großartig an Xanth: Auch Unbelebtes hatte Gefühle. Und sogar etwas, was gar nicht existierte, konnte hören und reagieren. Genau das hatte Karen vermutet, und es tat ihr gut, daß Sean sofort auf ihre Idee eingegangen war.
    »Ich hab' doch gleich gewußt, daß du ein Drachen ohne Saft und Kraft bist«, sagte Karen. »Nur schleimiger Qualm und nichts dahinter!«
    »Also, wenn ihr mich fragt, dann war das echt eine dürftige Vorstellung«, meinte auch Sean. »Ich dachte, wir bekämen wenigstens was geboten.«
    Der Schleim entwickelte Saft und Kraft. Der Saft sickerte aus entsetzlich realistisch aussehenden Eingeweiden hervor, die wie Tentakel kräftig hin und her peitschten und sich gegenseitig umwanden. Beinahe wäre Karen übel geworden, aber es gelang ihr, sich unter Kontrolle zu halten. »Das habe ich aber schon besser gesehen – im Kinderprogramm«, erklärte sie.
    »Ja, hier es wirklich langweilig«, stimmte Sean ihr zu. »Na, vielleicht hat die nächste Illusion mehr Biß.«
    Die Eingeweide verwandelten sich in einen brüllenden Feuerofen. Nun war die Illusion wirklich wütend geworden. Wie schön, dachte Karen und tat so, als müsse sie gähnen. »Boh, ist das langweilig«, stöhnte sie.
    »Aber echt«, meinte Sean. »Komm, Karen, wir schneiden Grimassen; das ist aufregender.«
    »Alles wäre aufregender als das da«, gab sie ihm recht. Sie steckte sich die Zeigefinger in den Mund, zog die Mundwinkel so weit es nur ging auseinander, streckte die Zunge heraus und ließ die Spitze hin und her tanzen.
    Sean tat so, als rupfte er sich die Augen aus und würde ihr einen Augapfel reichen. Karen nahm ihn an und steckte ihn sich in den Mund. »Bäh! Der ist ja noch roh!« beschwerte sie sich. Keiner von beiden schenkte den Vorgängen außerhalb des Wohnmobils noch irgendwelche Beachtung.
    »Die Illusion ist verschwunden«, murmelte Trenita.
    »Sieht jedenfalls so aus«, meinte Sean. »Wäre aber auch kein Wunder. Unsere Vorstellung ist so schlecht, daß niemand sie lange aushält.« Er grinste Karen an. »Gut gemacht, du blöde Kuh.«
    »Vielen Dank, du Pieps kopf«, gab sie zurück, und er setzte sich wieder auf seinen Platz.
    »Das war höchst interessant«, merkte Trenita an. »Das ist das erste Mal, daß ich sehe, wie jemand eine Illusion vertreibt.«
    »Ein mundanes Talent«, erklärte Sean. »In unserem Normalzustand sind wir einfach unerträglich.«
    Trenita lachte. »Na, ihr habt auch eure guten Seiten.«
    Das Wohnmobil erreichte das Ende der Brücke und bekam wieder festen Boden unter die Reifen. Trenita kehrte an ihren Platz zurück. Karen entspannte sich ein wenig; sie war so nervös gewesen, denn sie hatte die ganze Zeit gewußt, daß sie in den furchtbar tiefen Abgrund stürzen würden, wenn die Illusion Mom erschreckte oder verwirrte. Aber sie und Sean hatten sie vertrieben.
    Karen fühlte sich noch viel zu aufgeregt, um zu schlafen, obwohl es schon sehr spät war. Also fragte sie Trenita etwas, das auf jeden Fall langweilig sein mußte. »Warum haben eigentlich alle Impmänner Namen, die Wortspiele sind, wie Osant und Erativ, die Mädchen aber nicht?«
    »Weil die Männer Bestätigung brauchen, und die ziehen sie aus sprechenden Namen«, erklärte Trenita. »Wir Frauen wissen, was wir wert sind, und suchen uns deshalb lieber hübsche Namen aus.«
    »Das wäre mir auch lieber«, stimmte Karen zu und nickte ein.
     
    Als sie erwachte, drohte die Dämmerung einzubrechen, und das Wohnmobil näherte sich einem dichten Wald. Sean saß auf

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