Wechselspiel der Liebe
Widersacher und packte ihn bei der Kehle, in mörderischer Entschlossenheit.
»Um Himmels willen, Jarrett, bring ihn nicht um!« flehte Tara. Endlich fand sie die Kraft, aufzustehen. »Wenn du einen Weißen tötest, wird man dich vor Gericht stellen!« Verzweifelt lief sie zu ihrem Mann und versuchte ihn von dem Captain wegzuzerren. »Jarrett, bitte! Man wird dich aufhängen ...«
Als sie ein Klicken hörte, verstummte sie. Eine Waffe wurde entsichert. Sofort ließ Jarrett den Captain los und schob Tara hinter seinen Rücken. Doch er ließ seinen Gegner, dessen gebrochener Arm hilflos herabhing, nicht aus den Augen. Die andere Hand umklammerte eine Army-Pistole.
»Jetzt schieße ich mitten in Ihr Herz, Bastard! Niederträchtiger Indianerfreund!«
Ein Schuß krachte, und Tara sank schluchzend auf die Knie. Aber Jarrett war nicht getroffen worden. Röchelnd rang der Captain nach Atem, dann brach er zusammen und rührte sich nicht mehr.
Jemand, der hinter Tara stand, hatte ihn erschossen. Verwirrt drehte sie sich um und sah fünf Seminolen-Krieger, angeführt von Osceola. Der Häuptling saß hoch aufgerichtet auf seinem Pferd, das Gewehr in seiner Hand rauchte immer noch. Er ritt näher zu ihr, und Jarrett hob sie hoch. Als er sie auf Osceolas Pony setzte, protestierte sie nicht einmal. Sie war zu schockiert, zu benommen. »Bring sie zu Mary, Osceola«, bat ihr Mann.
»Jarrett ...«, würgte sie hervor.
»Später komme ich zu dir — sobald ich etwas erledigt habe.«
Wortlos spornte Osceola sein Pony an. Tara drehte sich um und schaute in seine dunklen Augen. »Häuptling, Sie haben uns beide gerettet. Aber Sie sprechen nicht Englisch. Sie verstehen mich nicht. Trotzdem möchte ich Ihnen von ganzem Herzen danken, obwohl Sie andere Menschen ermordet haben ... O Gott ...«
Plötzlich lächelte er. »Ich verstehe, was Sie mir sagen, Tara McKenzie. Aber gewisse Leute sollen nicht erfahren, daß ich Ihre Sprache beherrsche.«
»Oh ...« Großer Gott, sie hatte ihn einen Mörder genannt!
»Vor mir sind Sie sicher«, erklärte er.
»Weil ich McKenzies Frau bin?«
»Weil Sie bereit waren, Ihr Leben für zwei Seminolen-Kinder hinzugeben.«
»Meine Nichten ... Aber ich glaubte, der Captain hätte es nicht gewagt, mich zu töten.« Ihr Hals schmerzte immer noch und alle Knochen taten ihr weh.
Osceola lächelte sie an, und sie dachte an die Weißen, die er getötet, an die Plantagen, die er zerstört hatte. Dieser Mann führte einen Krieg gegen ihresgleichen. Aber in seinen Augen las sie eine tiefe, leidvolle Weisheit.
Eine Zeitlang ritten sie schweigend dahin, dann bemerkte er: »Sie sind sehr tapfer, Weiße Tigerin. Genau die richtige Frau für einen Mann wie McKenzie.«
»Danke«, flüsterte sie und schloß erschöpft die Augen. Sie mußte eingeschlafen sein, denn als sie ihre Umgebung wieder wahrnahm, ließ Osceola sie behutsam in Marys Arme gleiten.
James galoppierte heran, sprang vom Pferd und eilte zu Tara. »Die Kinder!« rief sie und klammerte sich an ihn.
»Beide sind hier und in Sicherheit. Beruhige dich jetzt. Mutter wird dich pflegen. Dein Hals hat sich violett verfärbt.«
»Und — Jarrett ...«
»Bald kommt er zu dir.«
»Aber — der tote Soldat ...«
»Jarrett wird sich um alles kümmern.«
Fürsorgliche Hände führten sie in eine Hütte, und sie sank auf ein Lager aus weichen Pelzdecken. Frisches Wasser kühlte ihre Stirn und ihre Kehle. Eine Schüssel berührte ihre Lippen, und sie schlürfte eine bittere Brühe.
Dann wurde sie wieder von undurchdringlicher Schwärze eingehüllt, aber es waren sanfte, tröstliche Schatten.
19
Der tiefe Schlaf beschwor böse Träume herauf, und Tara stand wieder in jenem Bostoner Haus, eine Waffe in der Hand. Entsetzt beobachtete sie das Blut, das sich auf Julians weißem Hemd ausbreitete. Und dann hob sie den Kopf, begegnete Clives Blick, hörte den Vorhang im Hintergrund der Bühne rascheln, drehte sich um, sah ihn fallen.
Als sie sich wieder zu Clive wandte, las sie in seiner triumphierenden Miene, daß er den Mord geplant hatte und ihr in die Schuhe schieben wollte. Falls sie seinem lüsternen Drängen nachgab, würde er sie vor der Henkersschlinge retten — irgendwie. Und wenn nicht ... Voller Genugtuung lächelte er. Sein Vater lag tot am Boden. Nun würde dem Sohn alles gehören. Geld — und Freiheit.
Schreckensschreie hallten durch den Raum. Verzweifelt schaute Tara sich um. Nein, sie würde sich diesem Schurken nicht ausliefern. Durch das
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