Wechselspiel der Liebe
nicht zu . . .« Unglücklich verstummte Tara, denn sie wußte nicht, was das Mädchen verhindern sollte.
Wurde sie jetzt in ein anderes Gefängnis gebracht? Was hatte man mit ihr vor? Aber welche Rolle spielte das schon? Ein Fluchtversuch wäre sinnlos. Die Krieger würden sie sofort wieder einfangen.
Die Indianerin durchschnitt das lederne Seil, das Taras Hände mit dem Deckenbalken verband, und führte sie aus der Hütte. In der Dorfmitte brannte immer noch ein Feuer, mehrere Indianer saßen ringsherum. Neben ihnen steckten Lanzen und Gewehre im Boden. Mit ausdruckslosen Mienen beobachteten sie die beiden Frauen, die an ihnen vorbeigingen.
Als sie sich einer kleinen Hütte am Waldrand näherten, wuchs Taras Angst. Hinter schmalen Fenstern sah sie rötlichen Hammenschein. Aus der Öffnung im Dach stieg grauer Rauch zum samtig schwarzen Himmel empor. Beklommen blieb sie stehen, und das Mädchen forderte sie auf: »Kommen Sie, es ist an der Zeit.«
An der Zeit? Wofür?
»Er hat gesagt, Sie müssen jetzt zu ihm gehen«, erklärte die Indianerin.
»Er?« wisperte Tara.
Ohne zu antworten, öffnete das Mädchen die Hüttentür und schob Tara hindurch. Der Raum war kleiner als der andere, sah aber so ähnlich aus. An einigen Deckenbalken hing getrocknetes Heisch. Im Hintergrund lagen mehrere Bündel. In einer Ecke stapelten sich Küchengeräte und Trinkgefäße. Große Felldecken nahmen ein Viertel des Bodens ein. Im Herd knisterte ein kleines Feuer, davor stand eine hölzerne Wanne mit dampfenden Wasser gefüllt.
Und in der Wanne ...
Tara hörte einen knappen Befehl in der Indianersprache.
»Nun müssen Sie ihn bedienen«, drängte das Mädchen und gab ihr noch einen Stoß.
Entschieden schüttelte Tara den Kopf. Er saß in der Wanne, ihr Peiniger, der Mischling. Da er ihr den Rücken zuwandte, sah sie nur die kupferbraunen Schultern, das tintenschwarze Haar. »Nein ...« Sie hatte den Eindruck gewonnen, dieser Krieger wäre der Liebhaber oder Ehemann der jungen Frau. Sie hätte niemals gedacht ...
Was? Wie gelähmt stand sie da, und das Mädchen flüsterte: »Gehorchen Sie! Sonst zwingt er sie dazu!«
Ein kalter Schauer rann über Taras Rücken. Könnte sie doch in die andere Hütte zurückkehren ... Widerstandslos würde sie stundenlang Hirschhäute abschaben und Wurzeln zermahlen.
»Gehen Sie zu ihm!« wisperte die Indianerin.
»Nein! Das ist doch Wahnsinn! Wie kann ich es denn tun? Mit gefesselten Händen ... Binden Sie mich los ...«
Mit scharfer Stimme fiel der Mann ihr ins Wort.
»Er glaubt, Sie würden sich besser benehmen, wenn Sie gefesselt sind«, erklärte die Indianerin. »Bedienen Sie ihn endlich!« drängte sie und lief aus der Hütte. Die Tür fiel zu. Ein Riegel wurde vorgeschoben.
Schluchzend drehte Tara sich um, hämmerte mit ihren gebundenen Fäusten gegen das Holz und bekämpfte die Hysterie, die in ihr aufstieg. Aber vielleicht war es besser, dem Wahnsinn zu verfallen, die grausame Welt nicht mehr wahrzunehmen, in der sie sich befand.
Hinter ihr erklangen gebieterische Worte, und sie erstarrte. Dann wandte sie sich langsam zu dem Krieger und sah, wie seine kraftvollen Hände den Wannenrand umklammerten. Jeden Augenblick würde er aufspringen und über sie herfallen. Es gab kein Entrinnen.
Was er sagte, verstand sie nicht, und plötzlich kam es nicht mehr darauf an. Über dem Feuer hatte sie einen großen Kessel entdeckt, in dem kochendes Wasser zischte. Der Mann wollte bedient werden? Gut, diesen Gefallen würde sie ihm tun, das brennend heiße Wasser über ihn schütten. Sie rannte zum Feuer, aber ehe sie den Kessel erreichte, schloßen sich kupferbraune Finger wie Eisenklammern um ihre Handgelenke. Schreiend wehrte sie sich, trat nach dem nackten, triefnassen Krieger, der aus der Wanne gesprungen war. Er zog sie an sich, verlor aber das Gleichgewicht, und sie fielen beide ins Badewasser.
Mühsam rang sie nach Atem und versuchte sich von den starken Armen zu befreien, die sie umschlangen.
»Tara!« Als sie ihren Namen hörte, hielt sie verwirrt inne. Ihr Herz begann wie rasend zu pochen. Zum erstenmal schaute sie in das Gesicht des Mannes, aber sie sah nicht die blauen Augen des Mischlings.
Verlor sie den Verstand? Träumte sie? Doch es gab keinen Zweifel. Sie schaute in die kohlschwarzen, gnadenlosen Augen ihres Mannes.
14
»Jarrett!« keuchte sie, und seine dunklen Augen verengten sich. »Mein Gott, du! Und ich hatte solche Angst. Um mein Leben mußte ich bangen! Ich wurde
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